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hat das in den vergangenen Jahren beispielsweise bei Arnika.<br />

Das Problem hat auch die B<strong>und</strong>esregierung erkannt: Im Rahmen<br />

ihrer Nachhaltigkeitsstrategie will sie die Anbaufläche des<br />

Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzenanbaus in den kommenden Jahren<br />

verdoppeln.<br />

Das wird nicht einfach. Denn es gibt in Deutschland nur wenige<br />

Landwirte, sie <strong>sich</strong> auf den Anbau von Gewürzpflanzen spezialisiert<br />

<strong>haben</strong>. Die gesamte Anbaufläche für Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen<br />

wird derzeit auf r<strong>und</strong> 10.000 ha beziffert, die Zahl der<br />

angebauten Pflanzen liegt bei über 100 verschiedenen. Damit<br />

lässt <strong>sich</strong> der inländische Bedarf nur etwa zu 5-10% decken. Ist<br />

schon der Gewürzpflanzenanbau insgesamt eine kleine Nische<br />

der Landwirtschaft, gilt dies für den biologischen Anbau <strong>noch</strong><br />

viel mehr. Eine vom B<strong>und</strong>esprogramm Ökolandbau geförderte<br />

Studie ergab vor einigen Jahren, dass in Deutschland 70 landwirtschaftliche<br />

Betriebe auf einer Fläche von etwas mehr als<br />

700 ha Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen anbauten. Die Statistiken<br />

der ZMP-Nachfolgeorganisation AMI auf Basis der Zahlen der<br />

Öko-Kontrollstellen ergab für Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen im<br />

Ökolandbau 2009 eine Fläche von 800 ha. Der Bio-Anteil dürfte<br />

damit auch heute <strong>noch</strong> unter 10% liegen.<br />

Chancen <strong>und</strong> Grenzen. Ob <strong>und</strong> wie der heimische Gewürzpflanzenanbau<br />

dem Handel bei der Profilierung helfen<br />

kann, das hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits gibt es<br />

natürliche Grenzen. So eignen <strong>sich</strong> nicht alle Kulturen für den<br />

Anbau unter unseren klimatischen Bedingungen. Pfeffer wird<br />

beispielsweise in vielen tropischen Gebieten z.B. in Indien<br />

<strong>und</strong> Indonesien angebaut, weil der Kletterstrauch eine sehr<br />

hohe Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> Temperaturen von ganzjährig über<br />

18°C benötigt. Kardamom wird im Schutz von Baumkronen<br />

in den Tropen gezogen <strong>und</strong> heute vor allem aus Guatemala<br />

oder Indien bezogen. Zur Kultivierung in Deutschland eignen<br />

<strong>sich</strong> eher andere Gewürze: Kümmel, Koriander, Anis, Arnika,<br />

Spitzwegerich, Kerbel, Dill, Estragon oder �ymian sind nur einige<br />

Beispiele für Pflanzen, die auch von deutschen Biobauern<br />

angebaut werden. Das kann <strong>sich</strong> durchaus rechnen: „Der Bio-<br />

Gewürzanbau ist sehr interessant, da höhere Deckungsbeiträge<br />

als bei Getreide möglich sind“, sagt Carsten Veller vom Anbauverband<br />

Naturland.<br />

Sowohl in der Produktion als auch im Absatz müssen <strong>sich</strong> Gewürzproduzenten<br />

in Deutschland aber auf einige Hindernisse<br />

einstellen. „Anbauer müssen mit stärkeren Schwankungen<br />

durch Witterung, Kranheiten <strong>und</strong> Schädlinge rechnen“, beschreibt<br />

Veller einige Probleme. Alexandra Buley-Kandzi von<br />

der Ulrich Walter GmbH sieht ebenfalls in den schwankenden<br />

<strong>und</strong> schwer kalkulierbaren Witterungsverhältnissen ein Risiko.<br />

Zudem gebe es derzeit durch den zunehmenden Anbau von<br />

Mais für Biogas-Anlagen eine große Konkurrenz um landwirtschaftliche<br />

Flächen in Deutschland. „Es ist fraglich, ob in der<br />

derzeitigen Situation Landwirte Flächen für den Gewürzanbau<br />

Gewürze SORTIMENT<br />

abzweigen wollen oder lieber auf <strong>sich</strong>ere Feldfrüchte setzen“, so<br />

Buley-Kandzi.<br />

Dann ist da die technische Seite. „Der Einstieg in den Gewürzanbau<br />

erfordert spezielles Know-How, auch Investitionen“,<br />

sagt Renée Herrnkind, beim Anbauverband Demeter für<br />

die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In Deutschland sind insgesamt<br />

63 biodynamisch wirtschaftende Betriebe in den Anbau<br />

von Kräutern <strong>und</strong> Gewürzen eingestiegen. „Ein Neueinstieg<br />

ist schwierig, da teure Technik angeschafft werden muss <strong>und</strong><br />

produktionstechnisches Wissen oft nicht vorhanden ist“, bestätigt<br />

auch Sepp Brunnbauer, Geschäftsführer des Anbauverbandes<br />

Biokreis. Nach den Richtlinien des Verbandes werden<br />

in Deutschland beispielsweise Petersilie, Sellerie <strong>und</strong> Dill, aber<br />

auch Kerbel <strong>und</strong> Koriander angebaut. Der Anbau von Gewürzkräutern<br />

mache nur Sinn, wenn eine Trocknungsanlage in der<br />

Region vorhanden sei <strong>und</strong> genutzt werden könne.<br />

Aus wirtschaftlicher Sicht ist schließlich die Konkurrenz durch<br />

günstigere Importware aus dem Ausland nicht zu vernachlässigen.<br />

„Kontakte zum Handel sollten vorliegen, ansonsten ist<br />

der Einstieg sehr schwierig“, so Brunnbauer. Er sieht den Anbau<br />

von Gewürzpflanzen in Deutschland als „Nischenmarkt<br />

für Spezialisten“, aber auch als „Wachstumsmarkt für Handelsmarken“.<br />

Es handle <strong>sich</strong> um einen kleinen, sensiblen Markt, der<br />

Übermengen schlecht verwerten könne. Dies aber wirke <strong>sich</strong><br />

negativ auf den Urproduzenten aus. Hindernisse für eine weitere<br />

Ausdehnung des Anbaus sieht Brunnbauer vor allem im<br />

hohen Handarbeits-Kräfteaufwand sowie im kurzen Zeitraum<br />

für die Pflege, da Beikräuter oft sehr viel schneller wüchsen.<br />

Erwin Winkler von Herbaria verweist <strong>noch</strong> auf ein weiteres<br />

Hemmnis: „Leider wird uns irgendwann das heimische Lohnniveau<br />

einen Strich durch die Rechnung machen“. Er könne<br />

<strong>sich</strong> beispielsweise nicht vorstellen, dass in Deutschland etwa<br />

Safran zu bezahlbaren Preisen aufgezogen <strong>und</strong> geerntet werden<br />

könnte. Allerdings sei dies immer auch eine Frage der Qualität:<br />

„Für sehr schönen Safran bezahle ich auch gerne.“<br />

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08/2011 49

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