BMEnet Guide Beratung 2010
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Das Total-Value-of-Ownership-Konzept<br />
Wie bei erhöhtem Wettbewerbsdruck Anreize für Innovationen geschaffen werden können<br />
In vielen Märkten sind Geschäftsbeziehungen seit je her<br />
von hoher Wettbewerbsintensität und Preisdruck ge-<br />
prägt. Der mit der Wirtschaftskrise einhergehende<br />
Nachfragerückgang verschärft diese Situation nochmals.<br />
Die Wirtschaftskrise zwingt Unternehmen ihre Markt-<br />
position noch vehementer zu verteidigen in dem sie<br />
zum Beispiel ihre Ausgaben über Kostenreduzierungen<br />
und zurückgestellte Investitionen senken. Als Folge se-<br />
hen sich Unternehmen u.a. gezwungen den Wettbe-<br />
werbsdruck an ihre Lieferanten weiterzugeben. Pro-<br />
gressive Unternehmen hingegen nutzen die aktuelle<br />
Situation ihre Marktposition zu verbessern und gestärkt<br />
aus der Wirtschaftskrise hervorzugehen. Die Kombinati-<br />
on aus Verteidigung der gegenwärtigen Wettbewerbs-<br />
position durch Cost Cutting einhergehend mit einer<br />
nachhaltigen Wertschöpfung um sich für die Zukunft zu<br />
wappnen, lässt sich durch die Nutzung der Innovations-<br />
potenziale der eigenen Lieferanten realisieren. Aus<br />
marktwirtschaftlicher Sicht gesehen ist Wettbewerb för-<br />
derlich für Innovationen. Diese Idealsituation stellt sich<br />
aber nur dann ein, wenn die Differenzierung der Wett-<br />
bewerber durch den Endkunden auch wertgeschätzt<br />
und bezahlt wird. Ist das nicht der Fall, konzentrieren<br />
sich Zulieferer zwangsläufig mehr auf Kosteneinsparun-<br />
gen als auf innovative Weiterentwicklungen der Pro-<br />
dukte. Fehlende Anreize für Innovationen beim Zuliefe-<br />
rer haben den Nachteil, dass er keine externe<br />
Unterstützung bei der Weiterentwicklung seiner Pro-<br />
dukte erfährt. Es sind genau diese Innovationen, die die<br />
notwendige Produktdifferenzierung herbeiführen und<br />
die Wettbewerbsposition nachhaltig ausbauen.<br />
Eine Lösung bieten Bonus-Malus-Bewertungssysteme,<br />
die jedem Zulieferer einen individuellen Bonus aufgrund<br />
seiner Differenzierung zuschreiben. Dieser Bonus kann<br />
zum Beispiel mit einem Total-Value-of-Ownership-An-<br />
satz (TVO) ermittelt werden. Dieses Konzept evaluiert<br />
im Vorfeld einer Entscheidung für einen Zulieferer ne-<br />
ben den Anschaffungskosten auch die Kosten und den<br />
Nutzen der gesamten späteren Lieferbeziehung. Direk-<br />
te und indirekte Kosten wie auch Folgekosten werden<br />
transparent dargestellt und Entscheidungen werden da-<br />
mit klar nachvollziehbar. Der Total-Value-of-Ownership-<br />
Ansatz betrachtet sowohl den quantitativen als auch<br />
den qualitativen Mehrwert einer potenziellen Lieferbe-<br />
ziehung. Über diese ganzheitliche Betrachtungsweise<br />
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lässt sich der „Total Value“ einer Lieferberziehung –<br />
nicht nur deren direkte Kosten – transparent und über-<br />
sichtlich ermitteln.<br />
Das Bonus-Malus-Bewertungssystem ermöglicht es dem<br />
Einkäufer, die künftigen Zulieferer systematisch, struk-<br />
turiert und dokumentiert auszuwählen. Idealerweise<br />
wird das in einem cross-funktionalen Team, das sich zum<br />
Beispiel aus Einkauf, Logistik, Qualität und Technik zu-<br />
sammensetzt, durchgeführt. Jeder Bewertungspartner<br />
wählt die für ihn relevanten und wichtigen Kriterien<br />
und beziffert seine Einschätzung als absoluten oder re-<br />
lativen Bonus. Im nächsten Schritt werden alle Kandida-<br />
ten zu einer neutralen Vergleichsbasis in Relation ge-<br />
bracht. In den Vergleich fließen alle Kriterien der<br />
Bewertung im Sinne des Total Value of Ownership ein.<br />
Unsere langjährige Erfahrung belegt die negativen Aus-<br />
wirkungen falls Entscheidungen für einen bestimmten<br />
Zulieferer ohne die Berücksichtigung des TVO-Ansatzes<br />
getroffen werden bzw. wenn dieser nicht transparent<br />
angewandt wird. Produkte werden nicht mit Unterstüt-<br />
zung des Zulieferers weiterentwickelt, da im Wesentli-<br />
chen der Preis entscheidet. Umgehen lässt sich dieses<br />
Problem, indem die Ergebnisse der cross-funktionalen<br />
Angebotsbewertung dem betroffenen Zulieferer kom-<br />
muniziert und mit ihm offen diskutiert werden. So er-<br />
hält der Zulieferer die Möglichkeit, aktiv Verbesserun-<br />
gen zu jedem Kriterium einzubringen und somit seine<br />
Chancen für den Auftrag zu verbessern.<br />
Abb. 1: Beispiel eines Bonus-Malus-Bewertungssystems<br />
Die Ergebnisse der cross-funktionalen Angebotsbewer-<br />
tung sollten dem betroffenen Zulieferer transparent<br />
kommuniziert und mit ihm offen diskutiert werden. So<br />
erhält der Zulieferer die Möglichkeit, aktiv Verbesserun-