3-2016
Fachzeitschrift für Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik
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EMV<br />
Entstörung von LVDS-Verbindungen mit Nahfeldsonden<br />
LVDS-Treiber (und<br />
LVDS-Empfänger)<br />
können Quellen<br />
für eine erhebliche<br />
Störaussendungen sein.<br />
Über eine mangelhafte<br />
Schirmung der Kabel<br />
und Steckverbinder<br />
können die Störungen,<br />
die durch die LVDS-<br />
Treiber verursacht<br />
wurden, nach außen<br />
dringen und zur<br />
Störaussendung<br />
führen.<br />
Meist sind ungewollte Gleichtaktströme<br />
der LVDS-Treiber<br />
Ursache für die Störaussendung.<br />
Die Gleichtaktströme sind stark<br />
vom Typ der LVDS-Bausteine<br />
abhängig. Die Praxis hat gezeigt,<br />
dass auch LVDS-Empfänger<br />
in die LVDS-Leitungen erhebliche<br />
Gleichtaktströme abgeben<br />
können. Die Steckverbinder der<br />
Übertragungssysteme können<br />
meist den Gleichtaktströmen<br />
nicht so gut standhalten wie den<br />
Gegentaktströmen. Die Gleichtaktströme<br />
koppeln wesentlich<br />
stärker aus den symmetrischen<br />
Übertragungssystemen aus. Die<br />
Gegentaktströme löschen sich<br />
aufgrund der Symmetrie der<br />
Übertragungssysteme aus und<br />
Bild 1: Messaufbau<br />
werden dadurch unterdrückt.<br />
Wenn in Steckverbindern die<br />
symmetrischen Leitungen gegen<br />
die Schirmung nicht symmetrisch<br />
aufgebaut sind, koppeln<br />
zusätzlich Gegentaktströme aus<br />
dem Steckverbinder aus. Zur<br />
Entstörung kann das Problem<br />
der Gleichtaktströme messtechnisch<br />
aufgeklärt werden, damit<br />
zielführende Gegenmaßnahmen<br />
am richtigen Ort eingebaut werden<br />
können. Zur Aufklärung sind<br />
hochauflösende Messungen an<br />
den LVDS-Pins der Treiber und<br />
Empfänger durchzuführen. Die<br />
entsprechende Auflösung wird<br />
mit der Nahfeldsonde MFA-R<br />
0.2-6 erreicht.<br />
Im Bild 1 ist der Messaufbau<br />
dargestellt. Die LVDS-Baugruppen<br />
sind über RJ-45-Buchsen<br />
und Patchkabel verbunden. Mit<br />
der Nahfeldsonde MFA-R 0,2-6<br />
werden Messungen an den Pins<br />
nach Bild 2 und 3 ausgeführt.<br />
Wenn das LVDS-Pärchen<br />
Gegentaktstrom trägt, addieren<br />
sich die Felder zwischen den<br />
Pins (Bild 4). Zwischen den Pins<br />
entsteht eine höhere magnetische<br />
Feldstärke als außerhalb des Pinpärchens.<br />
Wenn die LVDS-Pärchen<br />
einen Gleichtaktstrom tragen,<br />
löscht sich das Magnetfeld<br />
der Gleichtaktströme zwischen<br />
den Pins aus (Bild 5). Zwischen<br />
den Pins des LVDS-Pärchens ist<br />
also eine minimale Feldstärke<br />
zu messen und außerhalb des<br />
LVDS-Pinpärchens eine höhere<br />
Feldstärke. Auf Basis dieser<br />
Zusammenhänge lassen sich für<br />
die Aufklärung zwei relevante<br />
Messorte für die Magnetfeldsonde<br />
MFA-R 0,2-6 definieren.<br />
Einmal muss die Sonde mit<br />
der Spulenfläche zwischen das<br />
LVDS-Pinpärchen gelegt werden<br />
(Bild 2) und zum anderen<br />
muss die Sondenfläche neben<br />
das LVDS-Pinpärchen gelegt<br />
werden (Bild 3). Die Messergebnisse<br />
sind in Bild 6 und Bild<br />
7 zu sehen. Der rote Kurvenverlauf<br />
zeigt die Messung zwischen<br />
den LVDS-Pinpärchen (Bild 2).<br />
Die blaue Kurve zeigt die Messung<br />
außerhalb der LVDS-Pinpärchen<br />
(Bild 3).<br />
Mess-und Dokumentationssoftware<br />
ChipScan-ESA<br />
Die Messungen wurden mit der<br />
Mess-und Dokumentationssoftware<br />
ChipScan-ESA ausgeführt.<br />
An den Messergebnissen erkennt<br />
man, ob Gegentakt- oder Gleichtaktstrom<br />
vorhanden ist.<br />
Das Ausgangspärchen des TTL-<br />
LVDS-Treibers (Bild 6) zeigt<br />
einen Strom mit überwiegend<br />
Gegentaktstromanteil in den<br />
Pins. Zwischen den Pins 5 und 6<br />
wird maximales Feld gemessen<br />
und neben den Pins wird minimales<br />
Feld gemessen (Bild 4).<br />
Der geringe Unterschied zwischen<br />
den Feldern deutet<br />
darauf hin, dass ein zusätzlicher<br />
Gleichtakt-Stromanteil vorhanden<br />
ist.<br />
Bild 2: Messung mit der MFA-R 0.2-6 zwischen dem<br />
LVDS-Empfängerpärchen-Pins 1 und 2<br />
Bild 3: Messung mit der MFA-R 0.2-6 außerhalb des<br />
LVDS-Empfängerpärchens-Pins 1 und 2 (Pin 3 NC)<br />
Das Eingangspärchen des<br />
LVDS-TTL-Empfängers (Pin<br />
1 und 2) wird genauso vermessen.<br />
Ergebnis ist, dass zwischen<br />
den Pins weniger Feld gemessen<br />
wird als neben den Pins (Bild 7).<br />
Das bedeutet dass, Gleichtaktstrom<br />
vom Empfänger erzeugt<br />
wird (Bild 5).<br />
36 hf-praxis 3/<strong>2016</strong>