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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

Labor arbeiten; schließlich <strong>war</strong>en wir selbst<br />

da ja wohl lange genug tätig... Da kommt<br />

dann aber schon das nächste Problem: die<br />

heutige Generation der Studierenden. Diese<br />

nennt sich Generation Y (= Why?), weil<br />

<strong>sie</strong> alles hinterfragt <strong>und</strong> – wie mir kürzlich<br />

ein Student<br />

sagte – nach <strong>eine</strong>r<br />

„Work-Life-Balance“<br />

sucht. Aha,<br />

„Work-Life-Balance“.<br />

Erzählen Sie<br />

das mal jemand<br />

in Oxford, Cambridge,<br />

am MIT, in Berekley, an der ETH<br />

Zürich, etc.... Die erklären ihn gleich mal<br />

was „Work-Life-Balance“ ist: nämlich viel<br />

„Work“ <strong>und</strong> wenig „Balance“.<br />

Das heißt nicht, dass alle Studentinnen<br />

<strong>und</strong> Studenten faul, unfähig <strong>und</strong> dumm<br />

wären – im Gegenteil, da gibt’s viele, die<br />

hochmotiviert sind. Aber m<strong>eine</strong> Kollegen<br />

<strong>und</strong> ich beobachten immer mehr Studentinnen<br />

<strong>und</strong> Studenten, für die Wissenschaft<br />

auf die gleiche Art gemacht wird, wie wenn<br />

man als Fleischerei-Fachverkäufer arbeiten<br />

würde. Nichts gegen Fleischerei-Fachverkäufer,<br />

das ist ein sehr ehrbarer Beruf;<br />

„Was mir fehlt, ist diese emotionale<br />

Binding der Generation Y<br />

an die wissenschaftlichen Projekte,<br />

an denen <strong>sie</strong> arbeiten.“<br />

was mir aber fehlt, ist diese emotionale<br />

Binding der Generation Y an die wissenschaftlichen<br />

Projekte, an denen <strong>sie</strong> arbeiten<br />

– die schlaflosen Nächte, in denen man<br />

sich überlegt, <strong>war</strong>um ein Experiment nicht<br />

funktioniert oder wie man das Experiment<br />

besser machen<br />

könnte.<br />

Zugleich haben<br />

wir uns in den letzten<br />

zwanzig Jahren<br />

von <strong>eine</strong>r Ordinarien-Universität<br />

(nicht gut!) zu <strong>eine</strong>r<br />

Studenten-Universität hinbewegt (auch<br />

nicht gut!). Das heißt, m<strong>eine</strong> Studenten<br />

teilen mir jetzt mit, wann <strong>sie</strong> am liebsten<br />

Prüfungen machen wollen (am liebsten natürlich<br />

gar nicht) – ja sogar welches für <strong>sie</strong><br />

die beste Zeit für <strong>eine</strong> Vorlesung ist. Kürzlich<br />

fragte mich beispielsweise ein Student,<br />

ob er wegen <strong>eine</strong>s Kletterwettkampfes in<br />

Mumbai (Indien) zwei von sechs Praktikumstagen<br />

versäumen könnte, weil er eben<br />

beides machen wollte – Klettern <strong>und</strong> Studium;<br />

alternativ könnte ich für ihn persönlich<br />

ein zusätzliches Praktikum anbieten,<br />

in dem er die verlorenen Tage nachholen<br />

könnte. Ich glaube, hier läuft irgendetwas<br />

wirklich ganz, ganz falsch. Aber ist es „politically<br />

correct“, das auch mal so auszusprechen?<br />

Man ist ja sonst wieder gleich<br />

der autoritäre Ordinarius aus der Vorzeit.<br />

Von daher mache ich jetzt Schluss mit<br />

dem ganzen Gejammer, liebes Laborjournal.<br />

Vermutlich ist das alles nur ein Zeichen,<br />

dass ich mich langsam aber sicher auf<br />

m<strong>eine</strong> Pensionierung zubewege <strong>und</strong> viele<br />

Dinge viel zu sch<strong>war</strong>z sehe. Wie Ihr aber<br />

seht, gibt’s für Euch auch künftig weiterhin<br />

viele Agenden zu behandeln. Bleibt also<br />

weiterhin dran, Missstände in der europäischen<br />

Forschungslandschaft aufzudecken<br />

<strong>und</strong> nicht unter den Tisch zu kehren. Vermutlich<br />

werden es Euch die kommenden<br />

Generationen von Wissenschaftlerinnen<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftlern danken. Und vermutlich<br />

werdet Ihr auch weiterhin wenig Beifall<br />

von den Fördergremien bekommen. Aber,<br />

who cares? Daher: Weiter so!<br />

Alexander Hüttenhofer ist Professor für<br />

Molekularbiologie am Biozentrum der Medizinischen<br />

Universität innsbruck <strong>und</strong> leitet<br />

dort das institut für Genomik <strong>und</strong> rnomik.<br />

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Laborjournal<br />

7-8/2016<br />

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