Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?
LJ_16_07
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Fokussystem. Letzteres orientiert sich an<br />
gut erkennbaren <strong>Zelle</strong>igenschaften, etwa<br />
dem mehr oder weniger scharfen Umriss<br />
des Zellkerns, um die Fokusebene einzustellen.<br />
Laser-Autofokussysteme sind schnell<br />
<strong>und</strong> genau, dafür aber nicht immer mit den<br />
verwendeten Mikrotiterplatten kompatibel.<br />
Bild-ba<strong>sie</strong>rte Systeme arbeiten ebenfalls<br />
exakt, vertrödeln durch die aufwendige<br />
Rechnerei der Soft<strong>war</strong>e jedoch kostbare<br />
Zeit <strong>und</strong> bremsen die High-Content-Analyse<br />
hierdurch etwas aus.<br />
Bildanalyse-Pipeline<br />
Laborjournal<br />
7-8/2016<br />
Wirtschaft<br />
Auch bei den Kameras, welche die<br />
optischen Signale des Mikroskops in ein<br />
Bild umwandeln, das schließlich auf dem<br />
Monitor erscheint, existieren zwei unterschiedliche<br />
Systeme: Charge-Coupled-Device<br />
(CCD)-Kameras oder neuerdings Electron-Multiply-(EM)CCD-Kameras<br />
sowie<br />
Complementary-Metal-Oxide-Semiconductor<br />
(CMOS)-Kameras. Einige Hersteller, wie<br />
zum Beispiel Thermo Fisher, bevorzugen in<br />
ihren Systemen CCD-Kameras <strong>und</strong> begründen<br />
dies mit höheren Quantenausbeuten<br />
<strong>und</strong> etwas besseren Signal-zu-Rausch-Verhältnissen<br />
im Vergleich zu cMOS-Kameras.<br />
Andere Firmen wie Perkin-Elmer favori<strong>sie</strong>ren<br />
cMOS-Kameras oder bieten, wie zum<br />
Beispiel Molecular Devices, teilweise beide<br />
Alternativen an.<br />
Sind die Bilder der <strong>Zelle</strong>n im Kasten,<br />
geht es an den kniffligsten Teil des<br />
High- Content-Screenings: die Analyse<br />
<strong>und</strong> Aufbereitung der Bild-Rohdaten. Die<br />
Geräte-Hersteller liefern hierzu meist<br />
ihre firmeneigenen Soft<strong>war</strong>e-Lösungen.<br />
Viele Forscher verwenden aber auch freie<br />
Bildanalyse-Programme, wie etwa Cellprofiler<br />
oder KNIME, die <strong>sie</strong> an ihre individuellen<br />
HCS-Experimente anpassen.<br />
Freie wie proprietäre Programme folgen<br />
<strong>eine</strong>r sogenannten Bildanalyse-Pipeline, die<br />
in möglichst kurzer Zeit fehlerfreie, neutral<br />
gewichtete Bilddaten liefern soll. Im ersten<br />
Schritt der Pipeline eliminiert die Soft<strong>war</strong>e<br />
die gröbsten Schnitzer in den Bildrohdaten,<br />
etwa zu hohes Hintergr<strong>und</strong>rauschen, Artefakte<br />
oder störende Belichtungseffekte. Anschließend<br />
konzentriert <strong>sie</strong> sich auf <strong>eine</strong>n<br />
Teilausschnitt, der einzelne <strong>Zelle</strong>n enthält.<br />
Aus diesem entfernt <strong>sie</strong> Objekte, die für die<br />
weitere Analyse ungeeignet sind, etwa <strong>Zelle</strong>n<br />
in Randzonen des analy<strong>sie</strong>rten Sektors.<br />
Erst nach dieser Vorauswahl startet<br />
das Computergehirn mit der eigentlichen<br />
Zellanalyse <strong>und</strong> erfasst spezifische <strong>Zelle</strong>igenschaften<br />
wie Morphologie, Textur,<br />
Lichtstreuung oder emittierte Fluoreszenz.<br />
Die hieraus resultierenden Bilddaten werden<br />
schließlich normali<strong>sie</strong>rt <strong>und</strong> graphisch<br />
dargestellt, zum Beispiel als Heat Map, Linien-<br />
oder Streudiagramm.<br />
Die Pharmaindustrie setzt HCS-Systeme<br />
vor allem bei der immer verzweifelteren Suche<br />
nach neuen Wirkstoffkandidaten <strong>und</strong><br />
Leitstrukturen ein, die ihre nur noch spärlich<br />
tröpfelnden Drug-Pipelines wiederbeleben<br />
sollen. Dabei greifen Pharma-Forscher<br />
zunehmend auf klassische phänotypische<br />
Assays beziehungsweise Screens zurück,<br />
die lange Zeit außer Mode <strong>war</strong>en <strong>und</strong> von<br />
Zielmolekül-orientierten Ansätzen verdrängt<br />
<strong>wurde</strong>n. Die gr<strong>und</strong>legende Strategie<br />
phänotypischer HCS-Screens ist im Gr<strong>und</strong>e<br />
simpel: Zunächst entwickeln die Forscher<br />
<strong>eine</strong>n Assay, mit dem <strong>sie</strong> phänotypische<br />
Veränderungen in den erkrankten <strong>Zelle</strong>n<br />
mit dem HCS-System verfolgen können.<br />
Anschließend versetzen <strong>sie</strong> die Zellproben<br />
mit <strong>eine</strong>r Substanzbibliothek <strong>und</strong> testen,<br />
wie die einzelnen Verbindungen der Stoffsammlung<br />
den krankheitsbedingten Phänotyp<br />
beeinflussen. Substanzen, die sich<br />
positiv auswirken, kommen schließlich in<br />
die engere Wahl <strong>und</strong> werden als mögliche<br />
Leitstrukturen (Leads) weiter untersucht.<br />
Auf welche(s) Zielmolekül(e) die potentiellen<br />
Wirkstoffkandidaten einwirken <strong>und</strong><br />
wie der Wirkmechanismus konkret aus<strong>sie</strong>ht,<br />
ist hierbei zunächst nebensächlich.<br />
High-Content-Screens sind aber nicht<br />
nur für Pharmaforscher interessant. Kombiniert<br />
mit aktuellen molekularbiologischen<br />
Techniken wie RNAi <strong>und</strong> CRISPR-Cas eröffnen<br />
<strong>sie</strong> <strong>eine</strong> riesige Spielwiese für akademische<br />
Forscher, die die Funktion ihres<br />
Lieblings-Gens respektive -Proteins aufklären<br />
wollen.<br />
Kombiverfahren<br />
Eines dieser Verfahren, das HCS <strong>und</strong><br />
CRISPR-Cas elegant miteinander verbindet,<br />
nennt sich Array Library Screening. Bei diesem<br />
kultiviert man die zu untersuchenden<br />
Zellpopulationen in den getrennten Wells<br />
<strong>eine</strong>r Mikrotiterplatte. Die <strong>Zelle</strong>n transfiziert<br />
man dann mit Hilfe von Viren, Plasmiden<br />
oder Oligos mit verschiedenen single<br />
guide RNAs (sgRNAs). Will man gleichzeitig<br />
die Wirkung <strong>eine</strong>r Substanzbibliothek<br />
auf die CRISP-Cas editierten <strong>Zelle</strong>n testen,<br />
gibt man diese ebenfalls hinzu.<br />
Das HCS-Gerät erfasst die Phänotypen<br />
der behandelten <strong>Zelle</strong>n Well für Well <strong>und</strong><br />
ordnet <strong>sie</strong> den jeweiligen sgRNAs zu. Hat<br />
es bei der Bildanalyse nichts übersehen,<br />
erhält man so sämtliche sgRNAs, die den<br />
gewünschten Phänotypen hervorrufen. Anschließend<br />
muss man sich dann „nur noch“<br />
die Zielgene dieser sgRNAs vorknöpfen.<br />
Harald Zähringer<br />
63<br />
Mit<br />
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&<br />
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