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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

von der Schweizerischen Grossbank UBS<br />

herausgegebenen Broschüre „Verwaltungsmanagement“<br />

(2005, S. 20):<br />

„Der Staat muss daher in allen Bereichen<br />

vermehrt Wettbewerbssituationen<br />

schaffen, selbst dort, wo die Aufgaben beziehungsweise<br />

Leistungsangebote nicht<br />

direkt dem freien Markt ausgesetzt werden<br />

können. [...] Wo für öffentliche Dienstleistungen<br />

aus irgendwelchen Gründen<br />

kein marktwirtschaftlicher Wettbewerb<br />

geschaffen werden kann, müssen wettbewerbsähnliche<br />

Maßnahmen an dessen<br />

Stelle treten.“<br />

Also versucht man überall, künstliche<br />

Wettbewerbe zu inszenieren, um so auch<br />

Bereiche wie Wissenschaft, Bildung oder<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen auf Effizienz zu trimmen.<br />

Wie im Spitzensport soll ein stetiger<br />

Wettkampf um Höchstleistungen stattfinden.<br />

In der Realität erweist sich dieses Ideal<br />

aber schnell als naiver Wunschtraum. Würden<br />

„Wettbewerbe ohne Markt“ nämlich<br />

funktionieren, dann hätten auch die kommunistischen<br />

Planwirtschaften erfolgreich<br />

sein müssen. Dort gab es k<strong>eine</strong>n Markt,<br />

aber jede Menge künstlich inszenierter<br />

Wettbewerbe, um so trotzdem Anreize für<br />

mehr Effizienz zu setzen.<br />

In der ehemaligen DDR nannte man das<br />

sozialistischen Wettbewerb, denn schon Lenin<br />

schrieb nach dem<br />

Erfolg der Revolution<br />

in Russland: „Jetzt, da<br />

<strong>eine</strong> sozialistische Regierung<br />

an der Macht<br />

ist, besteht unsere Aufgabe<br />

darin, den Wettbewerb<br />

zu organi<strong>sie</strong>ren“<br />

(Lenin, 1961, S. 405).<br />

Doch die sozialistische Planwirtschaft mit<br />

ihren künstlich inszenierten Wettbewerben<br />

scheiterte kläglich – <strong>und</strong> genau so kläglich<br />

scheitern wir auch mit den heutigen, künstlich<br />

inszenierten Wettbewerben.<br />

Ein Beispiel aus der Zeit der Planwirtschaft<br />

möge das Problem illustrieren. Der<br />

ehemalige tschechische Wirtschaftsminister<br />

zur Zeit des Prager Frühlings <strong>und</strong> spätere<br />

Professor für Volkswirtschaftlehre an<br />

der Universität St. Gallen, Ota Sik, dessen<br />

Vorlesungen ich selbst in den 80er Jahren<br />

des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts besucht habe,<br />

erzählte uns dazu folgende Geschichte.<br />

Wie andere Produktionsbetriebe auch,<br />

„Würden ‚Wettbewerbe<br />

ohne Markt‘ funktionieren,<br />

hätten auch die kommunistischen<br />

Planwirtschaften<br />

erfolgreich sein müssen.“<br />

<strong>war</strong> die Schuhindustrie in der Sowjetunion<br />

durch geringe Arbeitsproduktivität <strong>und</strong><br />

<strong>eine</strong> gewaltige Ressourcenverschwendung<br />

geprägt. Niemand hatte <strong>eine</strong>n Anreiz, sich<br />

Mühe zu geben, denn<br />

die Löhne <strong>war</strong>en von<br />

der Produktion vollkommnen<br />

unabhängig<br />

– <strong>und</strong> dazu auch noch<br />

auf geringem Niveau.<br />

Was also tun in dieser<br />

Situation? Die naheliegendste<br />

Lösung, nämlich<br />

die Einführung von Märkten, <strong>war</strong> aus<br />

ideologischen Gründen nicht möglich. So<br />

blieben nur künstlich inszenierte Wettbewerbe,<br />

um bestimmte positive Effekte<br />

<strong>eine</strong>r Marktwirtschaft zu simulieren – was<br />

ideologisch weniger bedenklich <strong>war</strong>. Also<br />

begannen die Wirtschaftsexperten mit der<br />

Suche nach Leistungskriterien, um deren<br />

Erfüllung sich die Arbeiter dann <strong>eine</strong>n<br />

Wettbewerb liefern sollten.<br />

Für die Schuhindustrie kamen die Experten<br />

auf die brillante Idee, <strong>eine</strong>n Wettbewerb<br />

um möglichst hohen Materialverbrauch<br />

zu veranstalten, <strong>und</strong> den besten<br />

Arbeitern dann entsprechende „Leistungs-<br />

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Laborjournal<br />

7-8/2016<br />

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