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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

rum es ging. Mir <strong>wurde</strong> schlagartig klar,<br />

dass es nicht an m<strong>eine</strong>m Vater lag, sondern<br />

vielmehr ich ganz einfach nicht in der Lage<br />

<strong>war</strong>, ihm m<strong>eine</strong> wissenschaftliche Arbeit<br />

verständlich zu kommunizieren. Das <strong>war</strong><br />

mein intrinsischer Schlüsselreiz, mich auf<br />

dem Gebiet der Wissensvermittlung <strong>und</strong><br />

Wissenschaftskommunikation weiterzubilden.<br />

Nach m<strong>eine</strong>r Habilitation <strong>wurde</strong> ich<br />

mit der Etablierung <strong>eine</strong>s molekularbiologischen<br />

Mitmachlabors für Schüler,<br />

dem „Offenen Labor Graz“, betraut. Eine<br />

spannende Aufgabe, aber in den Augen<br />

einiger m<strong>eine</strong>r Kollegen <strong>war</strong> dies eher ein<br />

Zeichen für das Scheitern m<strong>eine</strong>r wissenschaftlichen<br />

Karriere. Zum <strong>eine</strong>n, da ich<br />

mich nicht mehr mit voller Intensität der<br />

Altersforschung widmen <strong>und</strong> entsprechend<br />

publizieren konnte; zum anderen,<br />

da die Wissenschaftskommunikation im<br />

Jahre 2008 von <strong>eine</strong>m Großteil der Wis-<br />

senschafts-Commu-<br />

nity in Österreich<br />

nur bedingt akzeptiert<br />

<strong>wurde</strong>. In leichter<br />

Abwandlung, als<br />

Wissenschafts-PR,<br />

<strong>wurde</strong> <strong>sie</strong> bei der<br />

Einwerbung von Fördermitteln z<strong>war</strong> als<br />

durchaus nützlich erachtet, aber als Wissenschaftsbereich,<br />

zumindest damals <strong>und</strong><br />

in m<strong>eine</strong>m Umfeld, nur von wenigen Wissenschaftlern<br />

anerkannt.<br />

Ein beliebter Vorwurf an die Wissenschaftskommunikation<br />

– <strong>und</strong> da hat sich<br />

bis heute nichts geändert – ist, dass man<br />

komplexe wissenschaftliche Inhalte <strong>und</strong><br />

Forschungsergebnisse für Laien einfach<br />

nicht ernstzunehmend aufbereiten könnte.<br />

M<strong>eine</strong>r Meinung nach sollte man das auch<br />

„In den Augen einiger Kollegen<br />

<strong>war</strong> dies eher ein Zeichen<br />

für das Scheitern m<strong>eine</strong>r wissenschaftlichen<br />

Karriere.“<br />

gar nicht – zumindest nicht, wenn man das<br />

Wort „ernst“ so nimmt, wie es im Duden<br />

steht. Der Duden schreibt zur Bedeutung<br />

des Wortes „ernst“ unter anderem: „von<br />

Ernst (<strong>und</strong> Nachdenklichkeit) erfüllt, nicht<br />

lachend“ (2). M<strong>eine</strong><br />

Intention ist es jedenfalls<br />

nicht, Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Forschung<br />

so zu präsentieren,<br />

dass Spaß bei<br />

<strong>eine</strong>m Laborbesuch<br />

vorweg ausgeschlossen wird oder über<br />

wissenschaftliche Errungenschaften nicht<br />

gelacht werden darf. Ganz im Gegenteil,<br />

ich bin vielmehr der festen Überzeugung,<br />

dass durch Spaß <strong>und</strong> Lachen die wissenschaftliche<br />

Message k<strong>eine</strong>sfalls verloren<br />

gehen muss.<br />

Das beste Beispiel in diesem Zusammenhang<br />

ist für mich die Verleihung der<br />

Ig-Nobel-Preise. Diese Preise zeichnen<br />

jedes Jahr, kurz vor<br />

der Verleihung der<br />

Nobelpreise, an der<br />

Harvard-Universität<br />

Forschungsergebnisse<br />

aus, die durchaus<br />

skurril sind <strong>und</strong><br />

über die man lachen kann; die aber trotzdem<br />

von hohem wissenschaftlichem Wert<br />

sind. Das Motto ist einfach <strong>und</strong> erfolgreich:<br />

„Menschen zuerst zum Lachen, dann zum<br />

Nachdenken zu bringen.“<br />

Und diese Preise sind nicht unwürdig<br />

oder schmachvoll, wie die Wortähnlichkeit<br />

zu ignoble (engl.) vermuten lässt. Der Ig-<br />

Nobel-Preis wird vielmehr als ein willkommener<br />

Anlass für Wissenschaftler <strong>gesehen</strong>,<br />

sich in Selbstironie zu üben. Der Physiker<br />

Sir Andre Geim ist beispielsweise nicht nur<br />

„Die Wissensvermittlung wird<br />

aufgelockert, ohne an Wertigkeit<br />

zu verlieren – für Zuschauer<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler.“<br />

Ig-Nobel-Preisträger (3), sondern auch Nobelpreisträger<br />

für Physik (4).<br />

<strong>Es</strong> ist mir sehr wohl bewusst, dass das<br />

Wort „ernstzunehmend“ von Kritikern der<br />

Wissenschaftskommunikation auch in<br />

<strong>eine</strong>m anderen Kontext<br />

verwendet wird<br />

– nämlich, dass man<br />

Wissenschaft, wenn<br />

auf Laienniveau<br />

heruntergebrochen,<br />

nicht als wissenschaftlich<br />

relevant im Sinne <strong>eine</strong>s Forschers<br />

bezeichnen kann. Aber so geht es<br />

auch m<strong>eine</strong>m Mechaniker, wenn er mir<br />

nach <strong>eine</strong>r Jahresinspektion m<strong>eine</strong>s Autos<br />

erklären muss, <strong>war</strong>um er einige (teure) Relais<br />

in der hochkomplizierten Elektronik<br />

austauschen musste, <strong>und</strong> bei dieser Konversation<br />

sein Fachwissen auf mein Niveau<br />

herunterbrechen muss. Für mich geht es bei<br />

der Wissensvermittlung vor allem darum,<br />

Wissen zu verbreiten, das von Forschern<br />

generiert wird. Dieses Wissen darf nicht<br />

<strong>eine</strong>m kl<strong>eine</strong>n Kreis vorbehalten bleiben,<br />

sondern sollte jedem zugänglich gemacht<br />

werden. Gerade das Zitat Marie von Ebner-<strong>Es</strong>chenbachs,<br />

das sich die Science<br />

Busters als Leitspruch gewählt haben, verdeutlicht,<br />

<strong>war</strong>um das so wichtig ist: „Wer<br />

nichts weiß, muss alles glauben“.<br />

Humor ist dabei, zumindest für mich,<br />

das perfekte Werkzeug, um Menschen dazu<br />

zu bringen, sich auch nach <strong>eine</strong>m harten<br />

Arbeitstag mit komplexen wissenschaftlichen<br />

Themen auseinanderzusetzen <strong>und</strong><br />

sich durchaus auch weiterzubilden. Jedoch<br />

bedarf es, im Gegensatz zu wissenschaftlichen<br />

Vorträgen vor <strong>eine</strong>m Fachkollegium,<br />

<strong>eine</strong>r anderen Dramaturgie der Vermittlung.<br />

Ein Punkt, den ich für m<strong>eine</strong> Auftritte<br />

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