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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

Illustration: Fotolia / freshideas<br />

Das „Hammer-Prinzip“<br />

Von Nero Bliss<br />

Auch Forscher machen<br />

Fehler. Doch Hadern <strong>und</strong> vor<br />

allem Beschweren bringt nichts<br />

– das zeigt schon pure Statistik.<br />

Am besten also einfach<br />

korrigieren <strong>und</strong> weitermachen!<br />

Beschwerden haben mir jahrzehntelang<br />

schlaflose Nächte verursacht, weil ich sehr<br />

harmoniebedürftig bin <strong>und</strong> alles richtig<br />

machen will. Sie werden zu m<strong>eine</strong>m persönlichen<br />

Problem, wenn ich tatsächlich<br />

oder ex officio für die entsprechenden Ursachen<br />

verantwortlich bin. Dabei macht doch<br />

jeder Fehler. Und genau deshalb bin auch<br />

ich immer wieder das direkte Ziel von Beschwerden:<br />

Beim Einkaufen den Puderzucker<br />

vergessen, das Fenster offen gelassen,<br />

den Autoschlüssel nicht ans Schlüsselbrett<br />

zurückgehängt... Oder bei der Arbeit: Nicht<br />

rechtzeitig alle Beteiligten informiert, in<br />

Eile <strong>und</strong> daher intransparent entschieden,<br />

wichtige Angelegenheiten verzögert oder<br />

vergessen ... Ich bin kein schlechter Mensch<br />

<strong>und</strong> mache all das nicht absichtlich. <strong>Es</strong> pas<strong>sie</strong>rt<br />

einfach. All das sind menschliche Fehler,<br />

finde ich – <strong>und</strong> ich kann <strong>sie</strong> meistens<br />

wieder gerade biegen.<br />

24<br />

Komplizierter <strong>und</strong> weitaus vielfältiger<br />

wird die Angelegenheit bei Beschwerden<br />

über Probleme, die ich ex officio zu verantworten<br />

habe oder lösen muss. Hier reicht<br />

das Spektrum von nicht sauber hinterlassenen<br />

Toiletten [sic!] über unzureichend<br />

gereinigte Büros <strong>und</strong> Schreibtische bis zu<br />

Versäumnissen bei der Ankündigung von<br />

Baumaßnahmen. Und es fällt mir gelegentlich<br />

wirklich schwer, nicht von <strong>eine</strong>m<br />

überhöhten Anspruchsdenken auszugehen,<br />

das unsere insgesamt exzellenten Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsbedingungen vollkommen<br />

außer Acht lässt.<br />

Im Labor führen zu entsprechenden<br />

Schwierigkeiten <strong>und</strong> Beschwerden typischerweise<br />

aufgebrauchte Reagenzien, die<br />

nicht wiederbestellt <strong>wurde</strong>n, oder unordentlich<br />

zurück gelassene<br />

Instrumente <strong>und</strong><br />

Arbeitsplätze. Natürlich<br />

ist das ärgerlich.<br />

Und entsprechend<br />

kommt es in solchen<br />

Fällen bei unseren<br />

wöchentlichen Laborkonferenzen<br />

immer<br />

wieder zu langwierigen Diskussionen.<br />

Weil aber offenbar die gegenseitige Loyalität<br />

unter den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen zu<br />

groß ist, finde ich jedoch nie heraus, wer<br />

„Die Frequenz des Fehlverhaltens<br />

<strong>und</strong> der Beschwerden<br />

bleibt relativ konstant:<br />

Drei- bis fünfmal im Jahr<br />

kommt es zu <strong>Es</strong>kalationen.“<br />

wirklich die Schuld trägt. Die Leute halten<br />

dicht – <strong>und</strong> es <strong>sie</strong>ht nicht so aus, als seien<br />

immer wieder dieselben sch<strong>war</strong>zen Schafe<br />

für das Chaos verantwortlich.<br />

In der Regel folgen auf solche Diskussionen<br />

ernsthafte Aufforderungen zur Besserung<br />

<strong>und</strong> die Implementation von Gegenmaßnahmen.<br />

Aber es ändert sich nichts.<br />

Die Frequenz des Fehlverhaltens <strong>und</strong> der<br />

entsprechenden Beschwerden bleibt relativ<br />

konstant: Etwa drei- bis fünfmal im Jahr<br />

kommt es zu <strong>Es</strong>kalationen. Und weil sich<br />

nichts ändert, ist die Stimmung bei der Erörterung<br />

solcher Probleme zumeist extrem<br />

gereizt <strong>und</strong> hoffnungslos – als hätten wir<br />

es mit lauter unverbesserlichen, kritikresistenten,<br />

gedankenlosen <strong>und</strong> egoistischen<br />

Schmutzfinken zu tun.<br />

Dass das wahrscheinlich<br />

nicht der<br />

Fall ist <strong>und</strong> unsere<br />

Schwierigkeiten mit<br />

aufgebrauchten Reagenzien<br />

<strong>und</strong> verdreckten<br />

Arbeitsplätzen<br />

möglicherweise<br />

naturgegeben sein<br />

könnten, ging mir nach <strong>eine</strong>m Kommentar<br />

m<strong>eine</strong>s Kollegen Henry Marteau auf. Während<br />

<strong>eine</strong>r besonders hitzigen Diskussion<br />

meinte er, dass wir ganz auf Beschwerden<br />

7-8/2016 Laborjournal

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