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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

die geografischen Daten. Bei Mendeley erhält<br />

man „nur“ das Land, das der Nutzer<br />

angibt, bei Tweets dagegen sind zum Teil<br />

sehr genaue geografische Daten verfügbar.<br />

Zusätzlich geben Mendeley-Nutzer oft ihr<br />

wissenschaftliches Fachgebiet an.<br />

Man muss jedoch Vorsicht walten lassen,<br />

wenn alternative Metriken von Aggregatoren<br />

(Anbieter von Daten aus vielen<br />

verschiedenen Quellen alternativer Metriken)<br />

verwendet werden. Die Primärquellen<br />

für wissenschaftliche Artikel sind Plattformen,<br />

die leicht durchsucht werden können<br />

(üblicherweise Twitter <strong>und</strong> Facebook). Die<br />

Artikel, die in diesen Primärquellen gef<strong>und</strong>en<br />

<strong>wurde</strong>n, werden ebenfalls auf anderen<br />

Plattformen gesucht. Mir ist aufgefallen,<br />

dass sich bei Mendeley direkt abgefragte<br />

Leserzahlen <strong>eine</strong>s Satzes von Artikeln<br />

deutlich von denjenigen unterscheiden, die<br />

Aggregatoren ermitteln. Bei Aggregatoren<br />

findet man etwa viele wissenschaftliche<br />

Artikel nicht, für die Leserzahlen bei Mendeley<br />

hinterlegt sind. Das liegt daran, dass<br />

die Aggregatoren k<strong>eine</strong> bibliographische<br />

Datenbank zur Hand haben <strong>und</strong> viele wissenschaftliche<br />

Artikel Leserzahlen auf Mendeley<br />

haben, dagegen aber k<strong>eine</strong> Nennung<br />

auf Twitter oder Facebook. Allerdings unterscheiden<br />

sich andere soziale Netzwerke<br />

stark von Twitter <strong>und</strong> Facebook. Daher sollte<br />

man auch nicht er<strong>war</strong>ten, dass ein wissenschaftlicher<br />

Artikel, der in <strong>eine</strong>m Tweet<br />

oder Facebook-Beitrag genannt wird, auch<br />

Online-Referenzmanager-Leser hat oder in<br />

Beiträgen auf LinkedIn genannt wird.<br />

Die Nennung von wissenschaftlichen<br />

Artikeln in politikrelevanten Dokumenten<br />

dagegen ist interessant, weil dadurch<br />

festgestellt werden kann, welche wissenschaftlichen<br />

Artikel für Gesetzgebung <strong>und</strong><br />

politisch aktive Organisationen relevant<br />

sind. Leider gibt es derzeit sehr wenige Artikel,<br />

die in politikrelevanten Dokumenten<br />

genannt werden. Dafür gibt es drei offensichtliche<br />

Gründe:<br />

(1) Nur ein kl<strong>eine</strong>r Teil der wissenschaftlichen<br />

Literatur ist in der Art politikrelevant,<br />

dass er in entsprechenden Dokumenten<br />

referenziert wird.<br />

„Wegen der fachspezifischen<br />

Unterschiede sagen einfache<br />

Nennungen in alternativen<br />

Metriken ähnlich wenig aus<br />

wie einfache Zitatzahlen.“<br />

Zählungen in sozialen Medien spielen <strong>eine</strong> große Rolle in den alternativen Metriken.<br />

(2) Die Datenanbieter<br />

von alternativen<br />

Metriken können<br />

noch nicht alle politikrelevanten<br />

Dokumente<br />

nach Referenzierung<br />

von wissenschaftlichen<br />

Artikeln<br />

durchsuchen.<br />

(3) Die Autoren politikrelevanter Dokumente<br />

sind häufig k<strong>eine</strong> Wissenschaftler<br />

oder haben sich recht weit von der Wissenschaft<br />

entfernt. Daher kann man in politikrelevanten<br />

Dokumenten nicht unbedingt<br />

das Zitierverhalten <strong>eine</strong>s Wissenschaftlers<br />

er<strong>war</strong>ten.<br />

Ähnlich wie bei Zitaten sind auch bei<br />

alternativen Metriken fachspezifische Unterschiede<br />

zu er<strong>war</strong>ten: Artikel in multidisziplinären<br />

Wissenschaftsgebieten weisen<br />

die höchste Aktivität in alternativen Metriken<br />

auf, gefolgt von verschiedensten biologischen<br />

<strong>und</strong> medizinischen Fachgebieten.<br />

Alternative Metriken haben mit Zitaten<br />

gemein, dass die geringste Aktivität in den<br />

Geisteswissenschaften zu beobachten ist,<br />

was jedoch zum Teil an der schlechten<br />

Datenbankabdeckung liegt.<br />

Wegen dieser fachspezifischen Unterschiede<br />

sagen einfache Nennungen in alternativen<br />

Metriken ähnlich wenig aus wie<br />

einfache Zitatzahlen.<br />

In der Bibliometrie<br />

haben sich Normierungsverfahren<br />

etabliert,<br />

um fachliche<br />

<strong>und</strong> zeitbedingte<br />

Effekte zu berücksichtigen.<br />

Diese Normierungsverfahren<br />

sollten Schritt für Schritt in die alternativen<br />

Metriken übertragen werden. Zusammen<br />

mit Lutz Bornmann (<strong>sie</strong>he <strong>Es</strong>say S. 36-<br />

39) habe ich begonnen, die wichtigsten<br />

etablierten Normierungsverfahren aus<br />

der Biblio metrie in die alternativen Metriken<br />

zu übertragen: Wir haben den MNRS<br />

(Mean Normalized Reader Score) 4 <strong>und</strong><br />

MDNRS (Mean Discipline Normalized Reader<br />

Score) 5 für Online-Referenzmanager<br />

(insbesondere Mendeley) vorgeschlagen.<br />

Ebenfalls haben wir <strong>eine</strong>n Perzentil-ba<strong>sie</strong>rten<br />

Indikator (Twitter-Perzentile) 6 auf<br />

Twitter angewendet. Diese drei Indikatoren<br />

sind fach- <strong>und</strong> zeitnormiert.<br />

Beim MNRS-Indikator wird die Anzahl<br />

der Mendeley-Leser <strong>eine</strong>s wissenschaftlichen<br />

Artikels durch die mittlere Leseranzahl<br />

derjenigen wissenschaftlichen Artikel<br />

geteilt, die in demselben Fachgebiet <strong>und</strong><br />

Publikationsjahr veröffentlicht <strong>wurde</strong>n.<br />

Dabei bedeuten Werte über 1, dass dieser<br />

wissenschaftliche Artikel <strong>eine</strong> überdurchschnittliche<br />

Wirkung erzielt hat; Werte<br />

unter 1 bedeuten, dass <strong>eine</strong> unterdurchschnittliche<br />

Wirkung erzielt <strong>wurde</strong>.<br />

Der MDNRS ba<strong>sie</strong>rt analog zum MNRS<br />

auf dem Verhältnis der Leseranzahl <strong>eine</strong>s<br />

wissenschaftlichen Artikels zum Fachdurchschnitt<br />

im selben Publikationsjahr.<br />

Beim MDNRS wird das Fach aber nicht<br />

durch die Fachkategorie des wissenschaftlichen<br />

Artikels, sondern die bei Mendeley<br />

hinterlegte Fachkategorie des Lesers bei<br />

dem Normierungsverfahren verwendet.<br />

42<br />

7-8/2016 Laborjournal

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