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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

bei den Science Busters erst lernen musste<br />

<strong>und</strong> der mir teilweise noch immer Schwierigkeiten<br />

bereitet.<br />

Würden wir etwa bei unseren Bühnenshows<br />

bereits im Titel oder innerhalb<br />

der ersten Sätze die wissenschaftliche<br />

Helmut Jungwirth auf der Bühne<br />

Gr<strong>und</strong>aussage preisgeben, wie es bei Kongressvorträgen<br />

der Fall ist, wäre jegliche<br />

Spannung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Unterhaltungseffekt für den Zuhörer genommen.<br />

Diese Spannung muss im Wissenschaftskabarett<br />

vielmehr durch ein Frage-Antwort-Spiel<br />

zwischen dem vermeintlich<br />

ahnungslosen Kabarettisten <strong>und</strong> dem<br />

Wissenschaftler gezielt aufgebaut werden<br />

– <strong>und</strong> resultiert in Wortwitz, Pointen <strong>und</strong><br />

letztendlich in der wissenschaftlichen<br />

Kernaussage. Dadurch wird die Wissensvermittlung<br />

entscheidend aufgelockert,<br />

ohne dabei an Wertigkeit zu verlieren –<br />

sowohl für den Zuschauer,<br />

als auch für den Wissenschaftler.<br />

Bei <strong>eine</strong>r unserer<br />

ORF-Aufzeichnungen hatte<br />

ich mal <strong>eine</strong>n Blackout, ich<br />

wusste im Text nicht mehr<br />

weiter. Wäre mir das bei<br />

<strong>eine</strong>m wissenschaftlichen<br />

Kongress pas<strong>sie</strong>rt, hätte<br />

man mir vermutlich mangelnde<br />

Vorbereitung oder<br />

Inkompetenz vorgeworfen.<br />

Im Wissenschaftskabarett<br />

werden solche Fehler<br />

verziehen <strong>und</strong> meist mit<br />

Gelächter <strong>und</strong> Applaus<br />

goutiert. Jedenfalls sofern<br />

der Wissenschaftler in<br />

dieser Situation über die<br />

nötige Portion Humor <strong>und</strong><br />

Selbstironie verfügt – <strong>eine</strong><br />

Eigenschaft, die man für<br />

die Bühne unbedingt haben muss.<br />

Das Engagement bei den Science<br />

Busters ist für mich immer wieder <strong>eine</strong><br />

große Herausforderung, zumal ich die<br />

Komfortzone des gewohnten universitären<br />

Hörsaals verlasse. Dennoch freue ich mich<br />

auf jeden neuen Auftritt. Darauf, von unserem<br />

Mastermind, dem Kabarettisten<br />

Foto: ORF<br />

Martin Puntigam, immer wieder neu in<br />

die hohe Kunst der Selbstironie, Theaterdramaturgie<br />

<strong>und</strong> des Humors eingeführt zu<br />

werden. Darauf, auf der Bühne in erstaunte<br />

<strong>und</strong> lachende Gesichter im Publikum zu<br />

blicken, wenn ich m<strong>eine</strong>n Wissensbereich<br />

präsentiere. Aber auch auf den interdisziplinären<br />

wissenschaftlichen Austausch mit<br />

m<strong>eine</strong>n neuen Science Busters-Kollegen,<br />

dem Astronomen <strong>und</strong> Wissenschaftsblogger<br />

Florian Freistetter <strong>und</strong> der Verhaltensbiologin<br />

Lisa Oberzaucher, die übrigens<br />

letztes Jahr für ihre Forschung mit dem<br />

Ig-Nobel-Preis ausgezeichnet <strong>wurde</strong> (5).<br />

Helmuth Jungwirth ist Professor am<br />

Institut für Molekulare Biowissenschaften<br />

der Universität Graz <strong>und</strong> steht seit 2015 als<br />

Science Buster auf der Bühne<br />

Referenzen<br />

(1) Herker, E; Jungwirth, H; Lehmann, H; Maldener,<br />

C; Fröhlich, KU; Wissing, S; Büttner,<br />

S; Fehr, M; Sigrist, S; & Madeo, F. (2004).<br />

Chronological aging leads to apoptosis in<br />

yeast. J. Cell Biol. 164. 501-507.<br />

(2) http://www.duden.de/rechtschreibung/<br />

ernst, 13.6.2016<br />

(3) Berry, M & Geim, A. (1997). Of flying<br />

frogs and levitrons. Eur. J. Phys. 18 (1997)<br />

307-313.<br />

(4) http://www.improbable.com/, 13.6.2016<br />

(5) Oberzaucher, E. & Grammer, K. (2015). The<br />

case of Moulay Ismael-fact or fancy? PLoS<br />

One 14;9(2):e85292.<br />

2) Wie kommt der Kabarettist zur Wissenschaft?<br />

Wie kommt man als Kabarettist in die<br />

Welt der Wissenschaft? Auch wenn Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Komik mittlerweile immer<br />

wieder glückliche Verbindungen eingehen,<br />

wie etwa die Arbeiten der britischen Komiker<br />

Robin Ince oder Dara Ó Briain <strong>und</strong><br />

anderen mit dem Physiker Brian Cox zeigen<br />

– naheliegend ist es nach wie vor nicht.<br />

Als mich Heinz Oberhummer, damals<br />

frisch emeritierter Professor für Theoretische<br />

Physik an der TU-Wien, im Jahr 2005<br />

anrief, ob ich Lust hätte mich mit ihm zu<br />

treffen <strong>und</strong> über <strong>eine</strong> Zusammenarbeit zu<br />

sprechen, staunte ich trotzdem nicht in<br />

dem Maße, wie man denken könnte. Aber<br />

gefreut habe ich mich doch, weil mir gleich<br />

Illustr.: Hanser Verlag<br />

28<br />

7-8/2016 Laborjournal

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