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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

JIF <strong>und</strong> h-Index handelt es sich jedoch nicht<br />

um normierte Indikatoren, weshalb dem<br />

Einsatz beider Indikatoren sehr enge Grenzen<br />

gesetzt sind. (1) Die Anzahl der Zitierungen<br />

für <strong>eine</strong> Publikation steigt mit der<br />

Zeit an. Um die Wirkung von Publikationen<br />

aus unterschiedlichen Jahren miteinander<br />

vergleichen zu können, ist deshalb <strong>eine</strong><br />

Normierung auf das Publikationsjahr notwendig.<br />

(2) Eine große Anzahl an bibliometrischen<br />

Studien konnte zeigen, dass in<br />

den Fächern <strong>eine</strong> unterschiedliche Anzahl<br />

an Zitierungen zu er<strong>war</strong>ten ist. So kann<br />

man beispielsweise in der Biologie deutlich<br />

mehr Zitierungen als in der Mathematik<br />

er<strong>war</strong>ten. Auch innerhalb <strong>eine</strong>s Faches sind<br />

zwischen den einzelnen Gebieten deutliche<br />

Unterschiede bei den mittleren Zitierungen<br />

zu beobachten. Bibliometriker normieren<br />

deshalb, wenn <strong>sie</strong> in <strong>eine</strong> Studie Publikationen<br />

aus unterschiedlichen Fächern <strong>und</strong><br />

Jahren einbeziehen (beispielsweise bei<br />

<strong>eine</strong>m Vergleich von Universitäten), die<br />

Zitierungen der Publikationen im Hinblick<br />

auf das Publikationsjahr <strong>und</strong> das Fach, in<br />

dem <strong>sie</strong> publiziert <strong>wurde</strong>n.<br />

Bei den normierten Indikatoren kann<br />

man grob zwischen den „Cited-Side“- <strong>und</strong><br />

den „Citing-Side“-Indikatoren unterscheiden.<br />

Der „Mean-Normalized Citation<br />

Score“ (MNCS) ist der wichtigste „Cited-Side“-Indikator.<br />

Um die Wirkung <strong>eine</strong>r Publikation<br />

im Hinblick auf das Fach <strong>und</strong> das<br />

Publikationsjahr zu normieren, werden die<br />

38<br />

Illustration: Fotolia / freshidea<br />

Zitierungen der betreffenden Publikation<br />

durch die mittlere Anzahl der Zitierungen<br />

von denjenigen Publikationen geteilt, die<br />

im gleichen Publikationsjahr <strong>und</strong> im gleichen<br />

Fach veröffentlicht <strong>wurde</strong>n (dem so<br />

genannten Referenzset). Dabei ergeben<br />

sich Werte über 1 (die Publikation hat in<br />

diesem Fall <strong>eine</strong> überdurchschnittliche<br />

Wirkung) oder unter 1. Um die Publikationen<br />

einzelnen Fächern (beziehungsweise<br />

Referenzsets) zuzuordnen, werden (1)<br />

die publizierenden Zeitschriften fachlich<br />

gruppiert, (2) Publikationen von Experten<br />

für Fachdatenbanken (wie zum Beispiel<br />

Chemical Abstracts) klassifiziert, oder (3)<br />

Algorithmen verwendet, die Publikationen<br />

mit Hilfe von Zitationsdaten klassifizieren.<br />

Im „Leiden Ranking“ (www.leidenranking.<br />

com), das zu <strong>eine</strong>r größeren Anzahl von<br />

Universitäten verschiedene Indikatorwerte<br />

anbietet, findet sich beispielsweise<br />

der MNCS für<br />

jede Universität.<br />

Da der MNCS auf der<br />

Basis von mittleren Zitierhäufigkeiten<br />

berechnet<br />

wird (<strong>und</strong> der arithmetische Mittelwert<br />

nicht bei Daten verwendet werden sollte,<br />

die schief verteilt sind), sind in der Bibliometrie<br />

Zitationsperzentile als weitere<br />

Möglichkeit vorgeschlagen worden, die<br />

Wirkung von Publikationen auf der „Cited-Side“<br />

zu normieren. Perzentile geben<br />

zu jeder Publikation in <strong>eine</strong>m Referenzset<br />

den Anteil von Publikationen an, die genauso<br />

häufig zitiert <strong>wurde</strong>n oder weniger<br />

Zitierungen erhalten haben. Da Zitationsperzentile<br />

auf das Publikationsjahr <strong>und</strong> das<br />

Fach normiert sind, kann damit die Wirkung<br />

von Publikationen aus unterschiedlichen<br />

Fächern <strong>und</strong> Publikationsjahren<br />

miteinander verglichen werden. Zu den<br />

Perzentil-ba<strong>sie</strong>rten Indikatoren gehören<br />

auch die Indikatoren, die die Anzahl oder<br />

den Anteil derjenigen Publikationen (etwa<br />

<strong>eine</strong>s Wissenschaftlers) angeben, die zu<br />

den x Prozent meist-zitierten Publikationen<br />

in <strong>eine</strong>m Fach beziehungsweise Publikationsjahr<br />

gehören. Diese Indikatoren werden<br />

beispielsweise im kürzlich veröffentlichten<br />

Leiden Manifest zur Bibliometrie (Hicks et<br />

al., Nature 520: 429-31) als die Indikatoren<br />

bezeichnet, die besonders robuste Ergebnisse<br />

liefern. In den meisten Fällen beziehen<br />

sich diese Indikatoren auf die fünfzig,<br />

zehn <strong>und</strong> ein Prozent meist-zitierten Publikationen.<br />

Zur Gruppe der „Cited-Side“-Indikatoren<br />

gehört auch ein Indikator, der kürzlich<br />

von Autoren vorgeschlagen <strong>wurde</strong>,<br />

die bei den National Institutes of Health<br />

(NIH) arbeiten. Die so genannte Relative<br />

Citation Ratio (RCR) <strong>wurde</strong> vor allem vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> entwickelt, <strong>eine</strong> bessere<br />

Alternative für die Messung der Wirkung<br />

von Publikationen in der Biomedizin zu<br />

haben als den JIF. Um die Referenzsets für<br />

die Berechnung des RCR zusammenzustellen,<br />

wird – <strong>und</strong> das ist das neuartige<br />

an diesem Indikator – das bibliometrische<br />

Verfahren der Ko-Zitationsanalyse verwendet.<br />

<strong>Es</strong> werden alle Publikationen in ein Referenzset<br />

einbezogen, die gemeinsam mit<br />

der betreffenden Publikation in anderen<br />

Veröffentlichungen zitiert <strong>wurde</strong>n. Auch<br />

wenn der Ansatz, auf diese Art <strong>und</strong> Weise<br />

das Referenzset zu bilden, interessant ist,<br />

konnte Ludo Waltman vom CWTS zeigen,<br />

dass <strong>eine</strong> Zitierung der betreffenden Publikation<br />

aus ganz bestimmten Fächern zu<br />

<strong>eine</strong>r Verringerung des RCR führen kann.<br />

Damit verletzt der Indikator ein gr<strong>und</strong>legendes<br />

Prinzip in der bibliometrischen<br />

Indikatorik: Wenn <strong>eine</strong><br />

„Zitierzahlen müssen Publikation weitere Zitierungen<br />

erhält, sollte sich<br />

jeweils nach Fach <strong>und</strong><br />

die zusätzliche Wirkung<br />

Zeit normiert werden.“ in den normierten Indikatoren<br />

entsprechend<br />

widerspiegeln. Ich konnte gemeinsam mit<br />

Robin Haunschild vom Max Planck Institut<br />

für Festkörperforschung (<strong>sie</strong>he <strong>Es</strong>say<br />

S. 40-43) in <strong>eine</strong>r empirischen Studie zeigen,<br />

dass der RCR-Indikator sehr hoch mit<br />

etablierten normierten Indikatoren in der<br />

Bibliometrie korreliert. Auf der Basis dieses<br />

Ergebnisses könnte man deshalb argumen-<br />

7-8/2016 Laborjournal

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