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Es war einmal.. .. eine Zelle und sie wurde nimmermehr gesehen?

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<strong>Es</strong>say<br />

Analytics <strong>und</strong> Impact Story) sammeln die<br />

Nennungen von wissenschaftlichen Artikeln<br />

in diversen Quellen <strong>und</strong> aggregieren<br />

diese auf Artikelbasis. Daher gehören die<br />

alternativen Metriken zur Klasse der Artikel-Level-Metriken<br />

– auch wenn <strong>sie</strong> oftmals<br />

höher aggregiert ausgewertet werden, wie<br />

etwa auf der Ebene von Fachzeitschriften,<br />

Universitäten oder Ländern.<br />

Altmetric bietet nicht nur die aggregierten<br />

Daten in den einzelnen Quellen an, sondern<br />

erzeugt auch ein Altmetric-Score für<br />

alle wissenschaftlichen Artikel. 3 Hierbei<br />

kommt <strong>eine</strong> recht willkürliche Formel zum<br />

Einsatz, in der Nennungen in Nachrichtenmedien<br />

mehr zählen als Nennungen<br />

in Blogs oder Tweets. Zum Teil wird auch<br />

innerhalb der einzelnen Quellen unterschieden.<br />

Beispielsweise zählt der Tweet<br />

<strong>eine</strong>s bekannten Wissenschaftlers (etwa<br />

Richard Dawkins) unabhängig vom Fachgebiet<br />

mehr als der Tweet <strong>eine</strong>s unbekannten<br />

Twitter-Nutzers.<br />

Eine wichtigere Differenzierung wäre<br />

inhaltlicher Natur: Hat der Twitter-Nutzer<br />

„nur“ den Link zum wissenschaftlichen<br />

Artikel, gegebenenfalls mit Autorennamen<br />

<strong>und</strong> Titel, getwittert? Ein solcher<br />

Tweet lässt nicht auf <strong>eine</strong> detaillierte<br />

Beschäftigung mit dem wissenschaftlichen<br />

Artikel schließen. Wenn<br />

ein Twitter-Nutzer jedoch<br />

<strong>eine</strong>n für ihn wichtigen<br />

Teil des Artikels in den<br />

140 Zeichen des Tweets<br />

unterbringt, deutet dies<br />

auf <strong>eine</strong> deutlich intensivere Beschäftigung<br />

mit dem Artikel hin. In <strong>eine</strong>m Tweet, <strong>eine</strong>m<br />

Facebook- oder Blog-Eintrag könnte auch<br />

<strong>eine</strong> inhaltliche Stellungnahme zu <strong>eine</strong>m<br />

wissenschaftlichen Artikel stehen (beispielsweise<br />

„gute Studie“ oder „nicht-reproduzierbarer<br />

Mist“). Angesichts der<br />

jüngsten Fortschritte in der automati<strong>sie</strong>rten<br />

Textanalyse lässt sich erahnen, dass bei<br />

alternativen Metriken künftig mehr in diese<br />

Richtungen differenziert werden wird.<br />

Man erhofft sich von alternativen Metriken<br />

vieles, vielleicht zu viel. Zum <strong>eine</strong>n<br />

er<strong>war</strong>tet man <strong>eine</strong> schnellere Wirkungsmessung,<br />

als <strong>sie</strong> mit Zitaten möglich ist.<br />

<strong>Es</strong> ist bekannt, dass die Zitat-ba<strong>sie</strong>rte Wirkungsmessung<br />

träge <strong>und</strong> langsam ist: Nach<br />

„Man erhofft sich von<br />

alternativen Metriken<br />

vieles, vielleicht zu viel.“<br />

der Publikation muss ein wissenschaftlicher<br />

Artikel zunächst gef<strong>und</strong>en, gelesen<br />

<strong>und</strong> verstanden werden, bevor er zitiert<br />

werden kann. Diese Schritte (zumindest<br />

das Finden) müssen z<strong>war</strong> auch bei alternativen<br />

Metriken stattfinden, dann kann<br />

das Feuerwerk der alternativen Metriken<br />

„Ist der Artikel gef<strong>und</strong>en, gelesen<br />

<strong>und</strong> verstanden, kann das<br />

Feuerwerk der alternativen<br />

Metriken unmittelbar starten.“<br />

allerdings unmittelbar<br />

starten. Bis<br />

dagegen die ersten<br />

Zitate eintrudeln,<br />

dauert es meist Monate<br />

bis Jahre, weil<br />

üblicherweise erst<br />

ein Forschungsprojekt durchgeführt <strong>und</strong><br />

ein Manuskript geschrieben werden muss.<br />

Dieses Manuskript wird bei <strong>eine</strong>r Fachzeitschrift<br />

eingereicht <strong>und</strong> begutachtet.<br />

Allein dies kann je nach Fachgebiet bisweilen<br />

plusminus ein Jahr dauern. Wird<br />

das Manuskript dann zur Publikation in<br />

<strong>eine</strong>r Fachzeitschrift akzeptiert, dauert es<br />

üblicherweise noch einige Monate, bis sich<br />

die Referenzen als Zitate in Literaturdatenbanken<br />

widerspiegeln.<br />

Anhand dieses Zeitverlaufs wird aber<br />

auch klar erkennbar, dass alternative Metriken<br />

<strong>eine</strong> andere Bedeutung haben müssen<br />

als Zitate, weil meistens ein bedeutender<br />

Teil des Prozesses der Referenzierung fehlt:<br />

sowohl die neue Forschung,<br />

die auf dem referenzierten<br />

Artikel aufbaut,<br />

als auch der Begutachtungsprozess<br />

gehen<br />

den meisten Beiträgen in<br />

den Quellen alternativer Metriken ab (etwa<br />

in Twitter, Facebook <strong>und</strong> Blogs). Nur die<br />

politikrelevanten Dokumente haben sich<br />

als noch träger <strong>und</strong> langsamer als Zitate<br />

erwiesen. Das hängt damit zusammen, dass<br />

Berichte (etwa des IPCC oder der WHO)<br />

deutlich seltener als wissenschaftliche Artikel<br />

ersch<strong>eine</strong>n <strong>und</strong> es bei politikrelevanten<br />

Dokumenten zudem <strong>eine</strong>n Qualitätssicherungsprozess<br />

ähnlich wie beim Peer-Review-Verfahren<br />

gibt. Außerdem dauert die<br />

Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

in politisch aktiven Organisationen zum<br />

Teil recht lange.<br />

Berechnet man Korrelationen zwischen<br />

alternativen Metriken <strong>und</strong> Zitaten, <strong>sie</strong>ht<br />

das Bild ernüchternd aus: Signifikante Korrelationen<br />

mit Zitaten zeigen sich nur bei<br />

F1000Prime-Empfehlungen <strong>und</strong> Leserzählungen<br />

bei Online-Referenzenmanagern<br />

(insbesondere Mendeley). Die Korrelationen<br />

zwischen Zitaten <strong>und</strong> anderen Quellen<br />

alternativer Metriken sind verschwindend<br />

gering. Hieraus folgt aber, dass <strong>eine</strong> Hoffnung,<br />

die mit alternativen<br />

Metriken<br />

verb<strong>und</strong>en wird, womöglich<br />

tatsächlich<br />

verwirklicht werden<br />

könnte: In den ersten<br />

paar Jahren nach Publikation<br />

könnte die Wirkung von wissenschaftlichen<br />

Artikeln auf die Wissenschaft<br />

über Daten aus Online-Referenzmanagern<br />

bestimmt werden. Für ältere Publikationen<br />

sind Zitatdaten dagegen zuverlässiger für<br />

die Forschungsbewertung.<br />

Bei Quellen wie Twitter kann man derzeit<br />

nur aussagen, dass die Nennung <strong>eine</strong>s<br />

wissenschaftlichen Artikels auf Twitter<br />

lediglich die Wirkung widerspiegelt, die<br />

dieser Artikel auf Twitter-Nutzer hat. Ähnliches<br />

lässt sich für Facebook, Nachrichtenportale,<br />

LinkedIn <strong>und</strong> andere Quellen<br />

formulieren. Weitere Forschung auf diesem<br />

Gebiet ist notwendig, um diesen Quellen<br />

später vielleicht <strong>einmal</strong> weitergehende Bedeutung<br />

zusprechen zu können.<br />

Die alternativen Metriken werden<br />

oft im Zusammenhang mit der Messung<br />

gesellschaftlicher Wirkung von wissenschaftlichen<br />

Artikeln <strong>gesehen</strong>, weil man bei<br />

alternativen Metriken zum Teil die Nutzergruppen<br />

unterscheiden kann. In der Bibliometrie<br />

ist man sich einig, dass durch Zitate<br />

die Wirkung von Wissenschaft auf die Wissenschaft<br />

gemessen wird. Bei Twitter <strong>und</strong><br />

Facebook können die Selbstbeschreibungen<br />

der Nutzer ausgewertet werden. Anhand<br />

bestimmter Suchbegriffe werden Nutzer<br />

als Wissenschaftler, Fachmann, Wissenschaftsvermittler<br />

<strong>und</strong> Teil der allgem<strong>eine</strong>n<br />

Gesellschaft eingeteilt. Bei Mendeley<br />

müssen Nutzer angeben, zu welcher akademischen<br />

Nutzerkategorie (etwa Student,<br />

Professor oder Bibliothekar) <strong>sie</strong> gehören.<br />

Mit Hilfe solcher Zuordnungen kann man<br />

zielgerichteter als mit Zitaten die Wirkung<br />

von wissenschaftlichen Artikeln auf die<br />

Gesellschaft messen. Dazu kommen noch<br />

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Laborjournal<br />

7-8/2016<br />

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