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REDAKTION zur Gesundheit<br />
DEPRESSIONEN<br />
» BURNOUT –<br />
VOLL AUSGEBRANNT! «<br />
© Hans Eiskonen - Unsplash<br />
Neulich an der Haltestelle, ein junger<br />
Mann kam auf mich zu: „Schuldjung,<br />
ham Se vielleicht mal Feuer?“ „Nee, ich<br />
hab Burnout.“ Das kam ganz spontan,<br />
wie aus dem Nichts. Trifft genau das<br />
Gefühl:<br />
Was lebt denn da noch, singt und piept,<br />
schwingt und liebt? Fast nix? Akku leer.<br />
Bin doch kein Smartphone, das man<br />
einfach ans Ladegerät anschließt, und<br />
dann `tut es wieder´...<br />
Arbeiten, essen, funktionieren – aber<br />
alles schmeckt nicht mehr, der Sinn<br />
ist hin.<br />
Schmeiß doch gleich alles hin – und<br />
dich selbst hinterher. Schnief! Ziemlich<br />
nah an einer Depression.<br />
Depressionen mit der häufigen Folge<br />
eines Suizids fordern/kosten hie<strong>rz</strong>ulande<br />
mehr Todesfälle als Krebs. Das ist<br />
ziemlich irre und weitgehend unbekannt.<br />
Kein Feuer mehr. Und für viele ist<br />
es ein kaum zu leistender Kraftakt, sich<br />
zu einer Psychotherapie aufzuraffen.<br />
Vielleicht auch die Angst, sich selbst<br />
genauer zu sehen und `auf die Schliche`<br />
zu kommen. Macht halt auch Aua.<br />
Aber dann frühmorgens nach so einer<br />
Sitzung beim Therapeuten raus auf<br />
die Straße gehen und seit Ewigkeiten<br />
mal wieder die Bäume (Achtung Briefkasten<br />
– Boiinngg!) zu bestaunen,<br />
den Vögeln (warum hab ich in Bio<br />
nicht besser aufgepasst) zu lauschen.<br />
Zweiter Kaffee und Arbeit warten<br />
heute eben 10 Minuten.<br />
`Schlendern ist Luxus´ war mal ein<br />
Song-Titel. Das gönne ich mir heute.<br />
`Entschleunigung´ ist ja so ein Modewort,<br />
so wie `Slow-Food´. Vielleicht ist<br />
ja was dran.<br />
Im Zerrieben- und Zerrissenwerden<br />
der immer schneller werdenden<br />
Gleichzeitigkeit zwischen PC, Telefon,<br />
TV und Mikrowelle findet diese<br />
gesunde Langsamkeit kaum noch Ruh<br />
und Rast.<br />
Die heilkundige Hildegard von Bingen<br />
schrieb uns schon vor Jahrhunderten:<br />
„Wenn Huhn, dann Huhn – wenn fasten,<br />
dann fasten.“<br />
Entschleunigen tut gut, Gelassenheit<br />
ebenso.<br />
Wenn Arbeit, dann Arbeit. Wenn essen,<br />
dann essen. Wenn lieben, dann lieben.<br />
Und die Ke<strong>rz</strong>e, die von beiden Seiten<br />
brennt? Nicht mehr mitmachen. Schön<br />
piano. Wie es der olle dolle Buddha<br />
einmal ausdrückte: „Zünde eine Ke<strong>rz</strong>e<br />
an, und du kannst tausend andere an<br />
ihr anstecken.“<br />
Hüten wir unser kostbares Lebensfeuer<br />
voller brennendem Interesse an dem,<br />
was uns das Leben noch so schenken<br />
wird. Ganz in diesem Sinne ein feuriger<br />
Gruß von<br />
Ihrem Arni Arnold<br />
Ausgabe Winter 2016 / 2017 39