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04/2017

Fritz + Fränzi

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Ich habe also der Mutter den Auftrag<br />

gegeben, die Hausaufgaben nach<br />

spätestens 30 Minuten abzubrechen.<br />

Wenn die Aufgaben in dieser Zeit<br />

nicht erledigt werden können, liegt<br />

der Fehler bei mir, weil ich mich<br />

unklar ausgedrückt oder eine für<br />

den Schüler zurzeit noch nicht lösbare<br />

Hausaufgabe aufgegeben habe.<br />

Die Mutter war erleichtert. Weitere<br />

Dramen konnten abgewendet werden.<br />

Zwar macht der Schüler noch<br />

heute manchmal während mehr als<br />

30 Minuten Hausaufgaben, aber die<br />

Situation hat sich deutlich gebessert.<br />

Dann und wann ist er sogar bereits<br />

nach 15 Minuten fertig.<br />

Was erwarte ich als Lehrperson<br />

generell von den Eltern in Sachen<br />

Hausaufgaben? Es hat sich gezeigt,<br />

dass Interesse ohne dauernde Kontrolle<br />

förderlich ist. Ich wünsche<br />

mir, dass Eltern bei ihren Sprösslingen<br />

nachfragen, auch mal in ein<br />

Heft schauen und mit ihrem Kind<br />

darüber sprechen, woran es gerade<br />

arbeitet. Sie sollen ihre Hilfe anbieten,<br />

nicht fachliche, sondern organisatorische<br />

Hilfe, und vor allem ein<br />

ruhiges Umfeld schaffen, sodass ihr<br />

Kind konzentriert und somit speditiv<br />

lernen und arbeiten kann. Und<br />

nicht zuletzt erwarte ich von den<br />

Eltern, dass sie mich kontaktieren,<br />

wenn es Probleme mit den Hausaufgaben<br />

oder der Schule gibt.<br />

Man stelle sich vor, die Mutter<br />

hätte sich nicht gemeldet. Der Schüler<br />

wäre in der Folge immer frustrierter<br />

geworden, seine Leistungen<br />

wären wahrscheinlich gesunken.<br />

Als Lehrperson hätte ich dann<br />

immer mehr nachgefragt und<br />

schliesslich, nach einem Monat<br />

oder zwei, die Eltern zu einem<br />

Gespräch eingeladen, weil ihr Sohn<br />

ungenügende Leistungen erbracht<br />

hätte. Dieses Elterngespräch wäre<br />

dann mit Sicherheit für alle unangenehmer<br />

ausgefallen. Da bin ich<br />

gerne bereit, mehrere Elterngespräche<br />

wie das eben geschilderte zu<br />

führen. Deshalb, liebe Eltern, kontaktieren<br />

Sie uns Lehrpersonen bei<br />

Fragen oder Problemen frühzeitig<br />

– es hilft allen Beteiligten.<br />

Als Lehrperson habe ich aber<br />

nicht nur Erwartungen an Eltern,<br />

sondern auch an Schulen und<br />

Gemeinden. Es gibt Schülerinnen<br />

und Schüler, welche nach der<br />

Unterrichtszeit alleine zu Hause<br />

sind. Ihre Betreuungspersonen<br />

arbeiten noch oder schlafen, da sie<br />

in einem Schichtbetrieb arbeiten.<br />

Diese Jugendlichen können die<br />

Hausaufgabensituation oftmals<br />

nicht alleine bewältigen. Für diese<br />

Kindern, die nach der<br />

Schule allein zu Hause sind,<br />

sollte nach dem Unterricht<br />

eine kostenlose Betreuung<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Fälle soll die Schule eine kostenlose<br />

Betreuung nach Unterrichtsschluss<br />

zur Verfügung stellen. So können<br />

die Kompetenzen, welche wir mit<br />

den Hausaufgaben fördern möchten,<br />

erfolgreich trainiert werden,<br />

und die Chancengleichheit ist bestmöglich<br />

gewährt.<br />

Samuel Zingg<br />

ist Lehrperson an der Sekundarstufe I in<br />

Buchholz GL und Mitglied der<br />

Geschäftsleitung des LCH. Der Vater einer<br />

vierjährigen Tochter und eines zweijährigen<br />

Sohnes wohnt in Mollis GL.<br />

Im nächsten Heft:<br />

Väter<br />

Bild: iStockphoto<br />

Bin ich ein guter Vater? Welche Werte möchte ich<br />

meinem Kind vermitteln? Und werde ich den grossen<br />

Erwartungen an mich gerecht? Warum Väter<br />

für die Kindsentwicklung so wichtig sind. Und was<br />

sie so besonders macht – unser Dossier im Mai.<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

April <strong>2017</strong>37

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