04/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Medizinerin 2014 durchgeführt hat,<br />
gaben 57 Prozent der Mädchen zwischen<br />
15 und 19 Jahren an, dass sie<br />
ihre Periode als beschwerlich empfinden.<br />
Rund 80 Prozent der befragten<br />
Mädchen hätten die Blutung<br />
lieber weniger als monatlich oder<br />
gar nicht.<br />
«Aus medizinischer Sicht<br />
sind die regelmässigen<br />
Blutungen nicht nötig.»<br />
Menstruation gestern und heute<br />
Braucht es überhaupt eine monatliche<br />
Hormonentzugs- oder Abbruchblutung,<br />
wie sie bei herkömmlichen<br />
Pillen herbeigeführt wird? Sibil<br />
Tschudin, Leitende Ärztin an der<br />
Frauenklinik des Universitätsspitals<br />
Basel, erklärt: «Aus medizinischer<br />
Sicht sind die regelmässigen Blutungen<br />
unter Pilleneinnahme für die<br />
Gesundheit nicht notwendig.» Heute<br />
haben Frauen die Wahl, die Zahl<br />
ihrer Blutungen neben der Pille auch<br />
mit einem Pflaster oder Hormonring<br />
zu reduzieren.<br />
Häufige Blutungen sind eine<br />
Erscheinung der modernen Zeit.<br />
Noch vor etwa 100 Jahren hatten<br />
Frauen im Lauf ihres Lebens durchschnittlich<br />
nur zirka 160 Blutungen,<br />
weil sie zum einen die Periode später<br />
bekamen, zum anderen 10 bis 15<br />
Mal schwanger wurden, 10 Kinder<br />
zur Welt brachten und die 7 oder 8<br />
Überlebenden jeweils während etwa<br />
zwei Jahren gestillt haben.<br />
Die Menstruation wurde früher<br />
also während längerer Zeit durch<br />
zahlreiche Schwangerschaften und<br />
lange Stillzeiten unterbunden. Heute<br />
haben Frauen im Schnitt 450 Mal<br />
in ihrem Leben ihre Blutung, weil sie<br />
nur noch 1 bis 2 Kinder gebären und<br />
die Hälfte der Mütter bereits nach<br />
3 Monaten abstillt.<br />
Junge Frauen setzen auf die Pille<br />
Gemäss der letzten Gesundheitsbefragung<br />
des Bundesamtes für Statistik<br />
aus dem Jahr 2012 verhüten junge<br />
Frauen zwischen 15 und 24 Jahren<br />
am häufigsten mit der Pille. In dieser<br />
Altersgruppe verlassen sich rund 64<br />
Prozent der Frauen auf den zuverlässigen<br />
Schutz.<br />
Auch in Lindas Klasse nehmen drei<br />
Viertel der Mädchen die Pille. Die<br />
meisten versprechen sich neben dem<br />
Empfängnisschutz weitere Vorteile.<br />
Sarah, 16, schätzt die Tatsache, dass<br />
sie ihre Periode dank der Pille regelmässig<br />
bekommt und schwächer hat.<br />
Pia, 16, nimmt die Pille, weil sie seit<br />
Beginn der Pubertät an starker Akne<br />
litt. «Seit ich die Pille nehme, hat sich<br />
mein Hautbild deutlich verbessert»,<br />
sagt sie.<br />
Sibil Tschudin vom Universitätsspital<br />
Basel weiss: «Diese positiven<br />
Begleiterscheinungen machen sich<br />
nicht bei allen Jugendlichen gleich<br />
stark bemerkbar. Die Pille ist kein<br />
Wundermittel, und Mädchen müssen<br />
sich bewusst sein, dass sie ein<br />
Medikament ist.»<br />
Pillen mit niedrigem Risiko<br />
Frühestens mit 14 Jahren dürfen sich<br />
junge Frauen die Pille ohne Einwilligung<br />
ihrer Eltern verschreiben lassen.<br />
Gabriele Merki erklärt: «Einem<br />
vierzehnjährigen Mädchen, das<br />
allein in die Sprechstunde kommt<br />
und mit der Pille verhüten will, verschreiben<br />
wir diese nur dann, wenn<br />
es reif genug ist, eine solche Entscheidung<br />
treffen zu können.» Ein<br />
ausführliches Beratungsgespräch sei<br />
bei jeder Erstverschreibung äusserst<br />
wichtig (siehe Box in der Spalte<br />
rechts).<br />
Seit der Einführung der ersten<br />
Pille in den 1960er-Jahren sind<br />
unzählige Präparate auf den Markt<br />
gekommen. Doch welche Pillen eignen<br />
sich für Mädchen, die >>><br />
Was der Gynäkologe Ihre Tochter<br />
fragen sollte<br />
• Fühlst du dich für den Geschlechtsverkehr<br />
bereit oder kommt der Wunsch von<br />
deinem Freund? Wie alt ist dein Freund?<br />
• Bist du dir bewusst, dass die Pille bei<br />
korrekter Einnahme zuverlässig vor<br />
einer Schwangerschaft, aber nicht vor<br />
Geschlechtskrankheiten schützt? Vor<br />
Geschlechtskrankheiten schützt nur das<br />
Kondom.<br />
• Weisst du, dass die Pille von den meisten<br />
Frauen gut vertragen wird, aber auch<br />
Komplikationen und Nebenwirkungen<br />
auftreten können?<br />
• Zum Thrombose-Risiko:<br />
– Hat jemand in deiner Familie je eine<br />
Thrombose, eine Lungenembolie,<br />
einen Herzinfarkt oder einen<br />
Hirnschlag erlitten?<br />
– Rauchst du?<br />
– Leidest du oder jemand in deiner<br />
Familie an Bluthochdruck, Diabetes,<br />
einer Fettstoffwechselstörung,<br />
Bluterkrankungen, Lebererkrankung,<br />
einem östrogenabhängigen<br />
Karzinom?<br />
– Leidest du an neurologischen<br />
Krankheiten, Epilepsie oder Migräne?<br />
– Weisst du, dass Übergewicht das<br />
Thromboserisiko erhöht?<br />
– Was musst du wissen, wenn du die<br />
Pille mal vergessen oder zu spät<br />
eingenommen hast oder wenn du<br />
Durchfall hattest? Falls du trotz<br />
vergessener Pille Geschlechtsverkehr<br />
gehabt hast, kann die «Pille danach»<br />
vor einer Schwangerschaft schützen.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
April <strong>2017</strong>71