04/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Eine Frage – drei Meinungen<br />
Der beste Freund unseres Sohnes, 13, betitelt alle möglichen Personen<br />
als «schwul». Wie sollen wir eingreifen, wenn fremde Kinder<br />
Schimpfwörter benutzen? Claudia, 37, und Marc, 38, Suhr AG<br />
Nicole Althaus<br />
Der Junge ist alt genug, um<br />
eine klare Ansage zu hören:<br />
dass «schwul» kein Schimpfwort<br />
ist, sondern eine sexuelle<br />
Ausrichtung. Dass es genau<br />
so falsch und sexistisch ist,<br />
«schwul» als Schimpfwort zu<br />
gebrauchen, wie «Nigger»<br />
rassistisch ist und dass Sie<br />
deshalb das in ihrem Haus nicht dulden.<br />
Tonia von Gunten<br />
Greifen Sie ein, und zwar so:<br />
«Du bezeichnest andere Menschen<br />
als schwul. Darüber<br />
möchte ich mit dir reden.<br />
Mich stört, dass du das sagst,<br />
und ich weiss nicht, was daran<br />
lustig sein soll. Ich wünsche<br />
mir, dass du deinen<br />
Umgang mit Leuten überdenkst<br />
und damit aufhörst, Mitmenschen aufgrund<br />
ihres Aussehens oder ihrer sexuellen Präferenz zu beleidigen.<br />
Wie siehst du das?»<br />
Peter Schneider<br />
Wenn der Freund Ihres Sohnes<br />
einen gewissen Sinn für<br />
paradoxe Ironie hätte, könnten<br />
Sie ihm sagen, sie fänden<br />
den Gebrauch des Wortes<br />
«schwul» als Schimpfwort<br />
«total behindert» und wollten<br />
das Wort daher in Ihrer<br />
Gegenwart nicht mehr hören.<br />
Andererseits müssen sie auch nicht allzu hysterisch<br />
reagieren, denn ein Schwulenhasser wird man kaum<br />
deshalb, weil man in seiner unbedarften Jugend un <br />
angemessenen Schimpfwörtern ausgesetzt war. Man<br />
wird auch keine Nymphomanin, weil die Freundin<br />
alles «geil» findet.<br />
Nicole Althaus, 48, ist Kolumnistin, Autorin<br />
und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am<br />
Sonntag». Zuvor war sie Chefredaktorin von «wir<br />
eltern» und hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.<br />
ch» initiiert und geleitet. Nicole Althaus ist Mutter<br />
von zwei Kindern, 16 und 12.<br />
Tonia von Gunten, 43, ist Elterncoach, Pädagogin<br />
und Buchautorin. Sie leitet elternpower.ch, ein<br />
Programm, das frische Energie in die Familien<br />
bringen und Eltern in ihrer Beziehungskompetenz<br />
stärken möchte. Tonia von Gunten ist verheiratet<br />
und Mutter von zwei Kindern, 10 und 7.<br />
Peter Schneider, 59, ist praktizierender<br />
Psychoanalytiker, Autor und SRF-Satiriker («Die<br />
andere Presseschau»). Er lehrt als Privatdozent<br />
für klinische Psychologie an der Uni Zürich und<br />
ist Professor für Entwicklungspsychologie an<br />
der Uni Bremen. Peter Schneider ist Vater eines<br />
erwachsenen Sohnes.<br />
Haben Sie auch eine Frage?<br />
Schreiben Sie eine E-Mail an:<br />
redaktion@fritzundfraenzi.ch<br />
Bilder: Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo, Pino Stranieri, HO<br />
82 April <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi