04/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bild: iStockphoto<br />
Über essen führen. Emotionales<br />
Essen bei adipösen Kindern dient<br />
dazu, Stress oder negative Gefühle<br />
mit Essen zu bewältigen, was das<br />
Gewichtsproblem zusätzlich verstärkt.<br />
Einige adipöse Kinder neigen<br />
auch zu erhöhter Impulsivität und<br />
Hyperaktivität und haben Schwierigkeiten,<br />
zu kontrollieren, was und<br />
wie viel sie essen. Die Folge davon<br />
kann eine übermässige Kalorienzufuhr<br />
sein. Treten solche Essanfälle<br />
regelmässig auf und werden von<br />
Gefühlen des Kontrollverlusts sowie<br />
von starken Schuld- und Schamgefühlen<br />
begleitet, sollten weitere Hinweise<br />
auf eine zusätzliche Essstörung,<br />
die Binge-Eating-Störung BES,<br />
abgeklärt werden. BES ist eine Essstörung,<br />
bei der es immer wieder zu<br />
Heisshungeranfällen kommt.<br />
Die Gründe für Übergewicht sind<br />
vielschichtig<br />
Übergewicht und Adipositas entstehen<br />
durch eine erhöhte Energiezufuhr<br />
im Vergleich zum Energiever-<br />
brauch. Die überschüssige Energie,<br />
zugeführt durch Nahrungsmittel,<br />
wird im Körper in Fettdepots umgewandelt<br />
und gespeichert. Nebst der<br />
genetischen Veranlagung zur Fettspeicherung<br />
sowie einer erhöhten<br />
Ansprechbarkeit auf Nahrungsreize,<br />
die dadurch als besonders positiv<br />
empfunden werden, spielen Lernmechanismen<br />
im Umfeld und in der<br />
Familie der Kinder eine wichtige<br />
Rolle.<br />
So lernt ein Kind bereits von früh<br />
an am Modell der Bezugspersonen,<br />
welche Nahrungsmittel bevorzugt<br />
werden, welche Portionengrössen<br />
geschöpft werden oder wie schnell<br />
gegessen wird. Auch der Umgang<br />
der Eltern mit ihrem eigenen Körper<br />
und Gewicht spielt eine Rolle bei der<br />
Entwicklung und Aufrechterhaltung<br />
von Gewichtsproblemen der Kinder.<br />
So können stetige Gewichtssorgen<br />
der Eltern die Gewichtsprobleme<br />
von Kindern beeinflussen.<br />
Die ständige Beschäftigung mit<br />
Gewicht und Diät kann dazu führen,<br />
dass Kinder den natürlichen >>><br />
Welches Behandlungsprogramm<br />
ist bei Kindern erfolgreich?<br />
In der Schweiz bietet unter anderem der Schweizer<br />
Fachverband Adipositas im Kindes- und Jugenalter<br />
Informationen über Behandlungsprogramme für<br />
unterschiedliche Altersgruppen an, www.akj-ch.ch. Ein<br />
weiteres, auf seine fünfjährige Wirksamkeit geprüftes<br />
Behandlungsprogramm, Training für adipöse Kinder<br />
und deren Eltern, TAKE, liegt von Roth und Munsch<br />
(2010) vor. Es richtet sich an Kinder im Alter von<br />
acht bis zwölf Jahren und deren Eltern. Dabei werden<br />
die Eltern zu verschiedenen Themen der Gewichtsproblematik<br />
geschult.<br />
Ziel ist, den Eltern Informationen und Strategien<br />
zu vermitteln, um ihre Kinder bei der gesunden<br />
Ernährung und gutem Essverhalten sowie bei der<br />
Bewegungsförderung zu unterstützen. Des Weiteren<br />
sollen Eltern als wichtigste Trainer ihrer Kinder ausgebildet<br />
werden, wenn es darum geht, die psychische<br />
Belastung des Kindes zu vermindern. Themenbeispiele<br />
sind Umgang mit Hänseleien, Aufbauen des<br />
Selbstwertgefühls, bessere Akzeptanz des eigenen<br />
Körpers. Im Zentrum für Psychotherapie an der Universität<br />
Freiburg (www.unifr.ch/psychotherapie/de)<br />
wird TAKE je nach Alter des Kindes nur mit Eltern oder<br />
als Eltern-Kind-Programm durchgeführt. Bei älteren<br />
Kindern oder Jugendlichen werden entsprechende<br />
Inhalte direkt mit dem Jugendlichen erarbeitet.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
April <strong>2017</strong>39