04/2017
Fritz + Fränzi
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Erziehung & Schule<br />
>>> 08.01 Uhr, die ersten Schüler<br />
betreten den Raum. Jonas, elf Jahre<br />
alt, packt seinen Zauberwürfel mit<br />
den verschiedenfarbigen Flächen<br />
aus, drehen, schrauben, drehen,<br />
schrauben, kurzes Innehalten – drehen,<br />
schrauben. «Ich kann ihn in 38<br />
Sekunden lösen. Der Weltrekord<br />
liegt bei 4 Sekunden.» Jonas will<br />
einen neuen Zauberwürfel entwickeln.<br />
«Dafür werde ich das System<br />
eines älteren Würfels mit dem<br />
Innenleben des neusten Exemplars<br />
kombinieren.»<br />
Hochbegabte Kinder als solche<br />
überhaupt zu erkennen, ist die grosse<br />
Herausforderung. Noch vor zehn<br />
Jahren galt die Prämisse: Ab einem<br />
IQ von 130 gilt ein Kind als hochbegabt.<br />
«Von dieser Definition sind<br />
wir längst abgekommen», sagt Victor<br />
Müller-Oppliger. Der Schweizer<br />
Experten schätzen, dass in der<br />
Schweiz 10 bis 15 Prozent der<br />
Kinder hochbegabt sind<br />
und gefördert werden sollten.<br />
Experte in Sachen Hochbegabung<br />
leitet den Masterstudiengang Begabungsförderung<br />
an der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz, bei dem<br />
sich aktive Lehrkräfte zum Thema<br />
Hochbegabung weiterbilden.<br />
«Der klassische IQ-Test greift viel<br />
zu kurz. Er verengt die Hochbegabung<br />
auf eine akademische Intelligenz.<br />
Dabei gibt es zum Beispiel<br />
auch musikalische, gestaltende,<br />
sozia le und kreative Begabungen,<br />
die sich mit IQ-Tests nicht erfassen<br />
lassen», sagt Müller-Oppliger.<br />
Die derzeit in der Wissenschaft<br />
anerkannte Definition der Hochbegabung<br />
bestehe aus verschiedenen<br />
Aspekten: «Hochbegabung wird<br />
definiert als Möglichkeit zu Hochleistungen,<br />
die im Vergleich zu<br />
Gleichaltrigen durch Exzellenz, Seltenheit,<br />
Produktivität, Demonstrierbarkeit<br />
und besonderen Wert auffallen.»<br />
Im Atelier Plus bittet Thomas<br />
Berset die Schüler an den Konferenztisch.<br />
Als Beobachter erhält<br />
man den Eindruck, die Lehrperson<br />
spreche zu einer Gymnasialklasse<br />
und nicht zu Zweit- bis Fünftklässlern.<br />
«Wir sind heute etwas dezimiert.<br />
Minus drei. Ein Junge ist<br />
krank, zwei sind am Skitag.» Die<br />
morgendliche Konferenz beginnt,<br />
die Kinder sprechen über den Stand<br />
Der grösste<br />
Unterschied zum<br />
Unterricht in der<br />
Regelschule: Im<br />
Atelier Plus<br />
haben die Kinder<br />
viel mehr Zeit.<br />
>>><br />
64 April <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi