04/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Digital & Medial<br />
Ich snap dir!<br />
Teenager sind begeistert, Erwachsene<br />
verstehen es nicht. Snapchat ist der<br />
digitale Hype der jugendlichen Stunde.<br />
Wieso eigentlich? Text: Michael In Albon<br />
Bild:Swisscom<br />
Für Teenager scheint die<br />
App mit dem niedlichen<br />
Geist auf gelbem Grund<br />
unverzichtbar. Das Spezielle:<br />
Die versendeten<br />
Bilder können nur für ganz kurze<br />
Zeit angeschaut werden, dann verschwinden<br />
sie wieder. Laut der<br />
JAMES-Studie 2016 zum Mediennutzungsverhalten<br />
von Jugendlichen<br />
hat Snapchat bei den Jüngeren<br />
inzwischen Facebook hinter sich<br />
gelassen. Die Anwendung zählt bei<br />
den Befragten zwischen 12 und 19<br />
Jahren mit Instagram und Whats<br />
App zu den drei meistgenutzten<br />
Social-Media-Apps. 80 Prozent<br />
haben ein Konto bei Snapchat.<br />
Mit Snapchat haben Jugendliche<br />
einen digitalen Ort gefunden, an<br />
dem sie sich ausleben können, weil<br />
diese Plattform noch weitgehend<br />
frei von Eltern und anderen Erwachsenen<br />
scheint. Viele Teenager nutzen<br />
die App für Schnappschüsse,<br />
sogenannte Snaps. Sie schiessen<br />
Fotos und legen Filter drauf – etwa<br />
fürs Gesicht oder die Umgebung.<br />
Damit können sie sich, dem Freund<br />
oder der Freundin einen Blumenkranz<br />
oder einen Schnauz verpassen.<br />
Sticker, Malereien, Texte, Uhrzeit,<br />
Datum, Temperatur und Ort<br />
hinzufügen. Und besonders spannend<br />
für die Jugendlichen: Sitzen<br />
zwei Personen nebeneinander, können<br />
sie mittels der Funktion Swap-<br />
Face die Gesichter vertauschen.<br />
Die Bilder oder kurzen Videosequenzen<br />
werden anschliessend<br />
direkt an Freunde verschickt oder in<br />
die sogenannte «Story» gepackt. In<br />
dieser können die Nutzer im Laufe<br />
des Tages Inhalte sammeln und so<br />
eine Geschichte erzählen, die sich<br />
die Freunde ansehen können.<br />
Snap und weg?<br />
Viele Teenager sind auf Snapchat ein<br />
wenig mutiger als etwa auf Instagram,<br />
denn sie wissen: Die Videos<br />
verschwinden wieder – 24 Stunden<br />
bleiben die Bilder oder Videoschnipsel<br />
online. Und der Empfänger kann<br />
die Snaps maximal zehn Sekunden<br />
ansehen. Die Kommunikation mit<br />
den Snaps funktioniert schnell,<br />
intensiv, bunt, heftig und irgendwie<br />
schrill. Ein Abbild des Alltags von<br />
Teenagern eben: Man muss ständig<br />
präsent sein, um Aufmerksamkeit<br />
buhlen, darf nichts verpassen.<br />
Wie sicher ist die App? Dass der<br />
Empfänger einen Screenshot eines<br />
Snaps machen kann, daran denken<br />
geübte Snaper sehr wohl. Sie kennen<br />
auch die Apps, die Snapchat-Bilder<br />
speichern, SnapSave etwa. Trotzdem<br />
bleibt es für Sie als Eltern wichtig,<br />
mit Ihren Kindern genau solche<br />
Sicherheitslücken zu besprechen.<br />
Indem Sie sich über die Anwendungen<br />
Ihrer Kinder schlau machen<br />
und ihnen etwa bei Snapchat aufzeigen:<br />
Das Versprechen, die Bilder<br />
nach spätestens zehn Sekunden<br />
nicht mehr einsehbar zu machen,<br />
kann Snapchat nicht halten. Technik<br />
hin oder her: Jede Einschränkung ist<br />
umgehbar. Deshalb braucht es eine<br />
kritische Haltung, die uns Eltern<br />
und unsere Kinder Schritt für Schritt<br />
zu medienkompetenten Nutzern<br />
macht.<br />
Michael In Albon<br />
Michael In Albon ist Beauftragter<br />
Jugendmedienschutz und Experte<br />
Medienkompetenz von Swisscom.<br />
Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive<br />
Lernmodule für den kompetenten Umgang mit<br />
digitalen Medien im Familienalltag.<br />
swisscom.ch/medienstark<br />
78 April <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi