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04/2017

Fritz + Fränzi

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Digital & Medial<br />

Nicht allein, sondern online<br />

In der Facebookgruppe Basler Mamis 2.0 leisten sich Mütter gegenseitig moderne<br />

Nachbarschaftshilfe und bieten moralische Unterstützung. Dabei scheinen<br />

sie manchmal zu vergessen, dass man im Netz nie anonym ist. Text: Bianca Fritz<br />

Es ist in der Schweiz kein<br />

seltenes Bild: Die frischgebackene<br />

Mama sitzt<br />

allein mit einem Baby<br />

und vielen neuen Fragen<br />

zu Hause. «Ist dieser Ausschlag normal?»,<br />

«Warum weint das Kleine die<br />

ganze Zeit?», und wenn das Kind<br />

dann grösser ist: «Wie löst man nur<br />

diese Matheaufgabe?», «Wie krieg<br />

ich meinen Teenager vom Handy<br />

weg?» oder auch einfach nur «Es<br />

regnet! Was sollen wir mit diesem<br />

Tag anfangen?». Manche dieser Fragen<br />

drängen. Man kann nicht warten,<br />

bis man eine Mama mit Kindern<br />

im ähnlichen Alter trifft.<br />

Genau für solche Situationen<br />

gebe es Facebookgruppen wie die<br />

Basler Mamis 2.0, wie deren Gründerin<br />

erklärt. Hier antwortet nicht<br />

nur eine, hier stehen fast 3800 erfahrene<br />

Mamis bereit. «Wir sind besser<br />

Besser als Google: Die<br />

Mamis bekommen auf jede<br />

Frage eine Antwort, und das<br />

mit geballter Erfahrung.<br />

als Google», behauptet Sandra Hofstetter<br />

und führt aus: «Bei uns be ­<br />

kommen die Mamis eine Antwort<br />

auf jede Frage. Und wir bringen<br />

unsere geballte Erfahrung mit ein.»<br />

Die 36-Jährige hat die aktivste regionale<br />

Facebookgruppe für Eltern in<br />

der Schweiz (siehe Box Seite 75) vor<br />

sieben Jahren ins Leben gerufen.<br />

Heute wird die Gruppe von fünf<br />

Administratorinnen betreut. Jede<br />

steckt täglich ein bis zwei Stunden<br />

Arbeit in diese ehrenamtliche Aufgabe<br />

– oft noch neben Berufstätigkeit<br />

und Kindererziehung.<br />

Die Administratorinnen sollen<br />

die Frauen wieder zur Ordnung<br />

rufen, wenn der Ton in der Gruppe<br />

zu rau wird. Bei über 50 neuen Posts<br />

pro Tag und noch mehr Kommentaren<br />

ist das eine Menge Arbeit.<br />

Doch die Admins wissen, bei welchen<br />

Themen sie besonders auf der<br />

Hut sein und wirklich jeden Kommentar<br />

mitlesen müssen.<br />

Impfen und Stillen zum Beispiel<br />

sind typische Reizthemen, bei denen<br />

gerne mal «Zickenkrieg» ausbricht,<br />

wie Sandra Hofstetter sagt. Aber<br />

auch bei Fragen, wann man den<br />

Nuggi abgewöhnen sollte (und ob es<br />

überhaupt einen geben darf) und ob<br />

Kleinkinder schon an die Fasnacht<br />

dürfen – und wenn ja, mit welchem<br />

Gehörschutz. «Da kochen die Emotionen<br />

hoch, weil jede eine Meinung<br />

hat und sie für die einzig richtige<br />

hält und dann gegenüber den anderen<br />

Mamis beleidigend wird», sagt<br />

Hofstetter.<br />

«Frag nicht hier! Geh zum Arzt!»<br />

Die Administratorinnen schreiten<br />

auch ein, wenn ein Thema nicht in<br />

die Gruppe passt, wenn es zum Beispiel<br />

zu medizinisch wird. «Wir<br />

haben zwar auch Ärztinnen und<br />

Psychologinnen in unserer Gruppe,<br />

aber all die anderen Frauen geben<br />

gut gemeinte Ratschläge, die manchmal<br />

alles schlimmer machen», be ­<br />

richtet Hofstetter. Ein Beispiel: Eine<br />

Mutter postete ein Bild vom Hautausschlag<br />

ihres Kindes. «Die anderen<br />

Mamis haben sie völlig verrückt<br />

gemacht, eine meinte sogar, dies<br />

könnte Leukämie sein!» Seither steht<br />

in den Gruppenregeln der Basler<br />

Mamis: Fragt hier nicht nach medizinischen<br />

Ratschlägen, sondern geht<br />

zum Arzt!<br />

Zickenkrieg und gegenseitiges<br />

Reinsteigern in Probleme sind nur<br />

die eine Seite. Die andere Seite –<br />

und wohl auch der Grund, warum<br />

so viele Mamis an der Gruppe hängen<br />

– ist die ungewöhnlich grosse<br />

Hilfsbereitschaft der Frauen unter­<br />

74 April <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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