04/2017
Fritz + Fränzi
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Psychologie & Gesellschaft<br />
Übergewicht –<br />
wenn Essen krank macht<br />
Warum werden Kinder wie der zehnjährige Luca übergewichtig? Welches sind die Folgen einer<br />
Adipositas? Und was könnte Luca helfen? Text: Nadine Messerli-Bürgy und Simone Munsch<br />
Luca ist 10 Jahre alt und<br />
übergewichtig. Er leidet<br />
unter seinen Gewichtsproblemen<br />
und hat schon<br />
oft versucht, abzunehmen.<br />
Bisher ohne Erfolg. Oft wird er<br />
von seinen Mitschülern wegen seiner<br />
Gewichtsprobleme gehänselt.<br />
Der Bub fühlt sich daher häufig<br />
wertlos und wirkt traurig.<br />
Luca ist mit seinen Gewichtsproblemen<br />
nicht alleine. Nahezu jedes<br />
fünfte Kind in der Schweiz ist übergewichtig<br />
oder erreicht ein Gewicht,<br />
das im Verhältnis zu seiner Körpergrösse<br />
deutlich erhöht ist und damit<br />
für Fachpersonen in den Bereich der<br />
Adipositas fällt.<br />
Adipöse Kinder leiden häufig an<br />
depressiven Stimmungen und an<br />
vermehrten Ängsten. Angststörungen<br />
wie soziale Phobien, Trennungsängste,<br />
aber auch Depressionen sind<br />
keine Seltenheit. Fachpersonen<br />
gehen davon aus, dass sich Depressionen<br />
und Angstprobleme aufgrund<br />
der erhöhten psychischen<br />
Belastung durch die Adipositas und<br />
die damit einhergehende Stigmatisierung<br />
entwickeln können.<br />
Die Körperfülle macht das Ge <br />
wichtsproblem für die Mitmenschen<br />
sichtbar. So führen Hänseleien in<br />
der Schule, Ausgrenzung durch Mitschüler,<br />
Ausschluss von bestimmten<br />
Freizeitaktivitäten wie Sport, aber<br />
auch Einschränkungen im Alltag für<br />
das Kind zu einer ständigen Auseinandersetzung<br />
mit der Gewichtsproblematik.<br />
Die Sitze im Bus sind zu<br />
klein, die Schulbänke zu eng.<br />
Sich als Versager fühlen<br />
Diese Auseinandersetzung ist für ein<br />
adipöses Kind sehr belastend. Im<br />
Vergleich zu gleichaltrigen Normalgewichtigen<br />
sind solche negativen<br />
Erlebnisse bei übergewichtigen Kindern<br />
weitaus häufiger zu beobachten<br />
und damit die psychische Belastung<br />
höher. Die Folgen dieser Belastung<br />
sind ein geringer Selbstwert und ein<br />
negatives Bild der eigenen Person<br />
und des Körpers. Nicht selten entwickeln<br />
Kinder in der Folge Ängste<br />
oder depressive Verstimmungen.<br />
Stress und negative Gefühle<br />
bewältigen adipöse Kinder mit<br />
emotionalem Essen, was das<br />
Problem zusätzlich verstärkt.<br />
Kinder mit Ge wichtsproblemen<br />
nehmen sich oft als Versager wahr.<br />
Diäten beinhalten meist rigide Einschränkungen<br />
und sind somit selten<br />
über längere Zeit von Erfolg gekrönt.<br />
Solche wiederholten erfolglosen<br />
Diätversuche führen häufig dazu,<br />
dass adipöse Kinder sich als willenlos<br />
einschätzen und den Mut verlieren,<br />
sich mit ihren Gewichtsproblemen<br />
auseinanderzusetzen. Als Folge<br />
werten sich adipöse Kinder selbst ab,<br />
sind frustriert und haben Angst, sich<br />
mit Gleichaltrigen zu treffen.<br />
Dieser Rückzug begünstigt den<br />
«Teufelskreis», indem Frust und<br />
Enttäuschung zu emotionalem<br />
38 April <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi