04/2017
Fritz + Fränzi
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Monatsinterview<br />
seine Kinder sorgen. Aber er ist<br />
immer noch der Papi. Jugendlichen<br />
kann man die Sachverhalte natürlich<br />
anders erklären. Wichtig ist, dass die<br />
Kinder wissen, dass sie nicht schuld<br />
sind am Verhalten oder an der<br />
Krankheit von Mami oder Papi.<br />
Es gibt aber auch psychisch kranke<br />
Eltern, die ihre Kinder konkret gefährden.<br />
Ja. Ich habe Kinder gesehen, die von<br />
der stark überlasteten Mutter buchstäblich<br />
an die Wand geknallt wurden.<br />
Oder einen Jungen, dem von<br />
der Mutter in einem schweren schizophrenen<br />
Schub die Pulsadern aufgeschnitten<br />
wurden. Da darf nicht<br />
lange gefackelt werden, die Kinder<br />
müssen sofort weg von den Eltern.<br />
Später kann man die Situation analysieren<br />
und schauen, wie die Beziehung<br />
weiter gestaltet werden kann.<br />
Mit Verlaub – aber eine Mutter, die<br />
ihrem Sohn die Pulsadern aufschneidet,<br />
darf diesen nie wieder sehen ...<br />
Der Fall liegt zehn Jahre zurück. Die<br />
Psychiater der Mutter meinten, sie<br />
brauche den Kontakt zu ihrem Sohn,<br />
um gesund zu werden. Der Junge<br />
hatte Angst, ein Wiedersehen mit der<br />
Mutter nicht zu überleben! Das zeigt,<br />
dass auch Fachleute immer wieder<br />
überfordert sind. Ich kenne einen<br />
psychisch erkrankten Vater, der seine<br />
kleinen Kinder in einer Extremsituation<br />
aus dem Fenster warf. Der Mann<br />
war in Therapie, nimmt weiterhin<br />
Medikamente und hat heute ein herzliches<br />
Verhältnis zu den Kindern.<br />
Ist es auch möglich, als betroffene<br />
Familie ein normales Familienleben zu<br />
führen?<br />
Wenn man davon ausgeht, dass jeder<br />
zweite Mensch im Laufe seines<br />
Lebens irgendwann psychisch erkrankt<br />
und etwa jeder zehnte eine<br />
psychische Störung hat, muss es<br />
möglich sein.<br />
Wie gestaltet sich das Familienleben<br />
nach einer Erkrankung und einer Therapie?<br />
Das ist von der Krankheit und den<br />
möglichen Folgen abhängig. Nicht<br />
selten plagen die Eltern Schuldgefühle.<br />
Das ist nachvollziehbar, aber<br />
wenig hilfreich. Wenn es gelingt, als<br />
Familie die Entstehungsgeschichte<br />
zu verstehen und die Rahmenbedingungen<br />
anzupassen – ausreichende<br />
Entlastung und notwendige Unterstützung<br />
zu ermöglichen –, kann das<br />
Familienleben harmonischer sein als<br />
vor der Erkrankung.<br />
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Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
April <strong>2017</strong>49