Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
damaligen Operationen eine Narkose verwandt wurde, die im Allgemeinen<br />
schlechter verträglich sei, als die von ihm angewandte. Trotzdem<br />
ließ er sich auf das im Brief beschriebene Narkosepräparat ein und<br />
wollte es während der bevorstehenden Operation einsetzen. Er sprach<br />
mir Mut und Erfolg für den nächsten Tag zu. Es war inzwischen Nachmittag<br />
geworden und unser knurrender Magen ließ uns unweigerlich<br />
wissen, dass es höchste Zeit war die Cafeteria aufzusuchen, um unseren<br />
Hunger zu stillen. Für mich war das wie eine „Henkersmahlzeit“.<br />
Mir wurde in diesem Augenblick bewusst, mich bald dem Können der<br />
Ärzte anvertrauen zu müssen und den Abläufen der Klinik ausgeliefert<br />
zu sein. Danach suchte ich meine Station auf und mir wurde mein<br />
Zimmer zugewiesen.<br />
Die Station befand sich im Parallelgang zu der im vergangenen Juli<br />
bei meiner ersten HWS-OP gelegenen Station. Ich meldete mich im<br />
Stationszimmer an und eine Krankenschwester ging mit mir in mein<br />
Krankenzimmer. Sie stellte mich der im Bett liegenden Patientin vor<br />
und zeigte mir meine Schränke. Danach riss sie die Plastikfolie, die<br />
mein Krankenbett umhüllte, ab. Ein Schlüssel für einen verschließbaren<br />
Schrank wurde mir in die Hand gedrückt und mit den Worten:<br />
„Irgendwann kommt noch ein Arzt zum Aufklärungsgespräch vorbei“<br />
war sie auch schon wieder weg. Es munterte mich auf, in die leuchtenden<br />
Augen meiner Bettnachbarin zu blicken, die mit einer Halskrause,<br />
der sog. „Henßge Krawatte“ in ihrem Bett lag und mich neugierig<br />
musterte. Unsere Blicke trafen sich, und wir stellten beide sehr schnell<br />
fest, dass unsere Chemie passte und Sympathie die doch nüchterne<br />
Klinikatmosphäre ausfüllte. Wir stellten uns gegenseitig vor und erzählten<br />
uns in Kürze den Grund unseres Klinikaufenthaltes.<br />
Danach ging ich nach draußen zu meinem Sohn, der im Besucherbereich<br />
noch auf mich wartete. Hier hielten wir uns noch einige Minuten<br />
dort zusammen auf, um uns zu verabschieden. Schweren Herzens<br />
ging ich zurück ins Krankenzimmer. Die restliche Zeit, es war inzwischen<br />
17 Uhr geworden, verbrachte ich mit dem Einräumen meiner<br />
persönlichen Gegenstände und mit Gesprächen mit Simone, meiner<br />
Bettnachbarin.<br />
101