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Barbara Pflüger - Schmerztagebuch - Yumpu

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damaligen Operationen eine Narkose verwandt wurde, die im Allgemeinen<br />

schlechter verträglich sei, als die von ihm angewandte. Trotzdem<br />

ließ er sich auf das im Brief beschriebene Narkosepräparat ein und<br />

wollte es während der bevorstehenden Operation einsetzen. Er sprach<br />

mir Mut und Erfolg für den nächsten Tag zu. Es war inzwischen Nachmittag<br />

geworden und unser knurrender Magen ließ uns unweigerlich<br />

wissen, dass es höchste Zeit war die Cafeteria aufzusuchen, um unseren<br />

Hunger zu stillen. Für mich war das wie eine „Henkersmahlzeit“.<br />

Mir wurde in diesem Augenblick bewusst, mich bald dem Können der<br />

Ärzte anvertrauen zu müssen und den Abläufen der Klinik ausgeliefert<br />

zu sein. Danach suchte ich meine Station auf und mir wurde mein<br />

Zimmer zugewiesen.<br />

Die Station befand sich im Parallelgang zu der im vergangenen Juli<br />

bei meiner ersten HWS-OP gelegenen Station. Ich meldete mich im<br />

Stationszimmer an und eine Krankenschwester ging mit mir in mein<br />

Krankenzimmer. Sie stellte mich der im Bett liegenden Patientin vor<br />

und zeigte mir meine Schränke. Danach riss sie die Plastikfolie, die<br />

mein Krankenbett umhüllte, ab. Ein Schlüssel für einen verschließbaren<br />

Schrank wurde mir in die Hand gedrückt und mit den Worten:<br />

„Irgendwann kommt noch ein Arzt zum Aufklärungsgespräch vorbei“<br />

war sie auch schon wieder weg. Es munterte mich auf, in die leuchtenden<br />

Augen meiner Bettnachbarin zu blicken, die mit einer Halskrause,<br />

der sog. „Henßge Krawatte“ in ihrem Bett lag und mich neugierig<br />

musterte. Unsere Blicke trafen sich, und wir stellten beide sehr schnell<br />

fest, dass unsere Chemie passte und Sympathie die doch nüchterne<br />

Klinikatmosphäre ausfüllte. Wir stellten uns gegenseitig vor und erzählten<br />

uns in Kürze den Grund unseres Klinikaufenthaltes.<br />

Danach ging ich nach draußen zu meinem Sohn, der im Besucherbereich<br />

noch auf mich wartete. Hier hielten wir uns noch einige Minuten<br />

dort zusammen auf, um uns zu verabschieden. Schweren Herzens<br />

ging ich zurück ins Krankenzimmer. Die restliche Zeit, es war inzwischen<br />

17 Uhr geworden, verbrachte ich mit dem Einräumen meiner<br />

persönlichen Gegenstände und mit Gesprächen mit Simone, meiner<br />

Bettnachbarin.<br />

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