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Barbara Pflüger - Schmerztagebuch - Yumpu

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ge leistete sie einen großen nachhaltigen Beitrag.<br />

Die Situation meiner Arztvisiten, die ich in der Schmerztagesklinik<br />

hatte, beurteile ich allerdings sehr kritisch. Beim jeweiligen Arztbesuch<br />

wurde je nach Verträglichkeit und Wirkung ein individueller Medikamentenplan<br />

auf mich abgestimmt und ich wurde auf ein Akut-Präparat<br />

eingestellt: Ein Präparat, das unmittelbar nach der Einnahme<br />

helfen soll die Schmerzen zu lindern. Es stellten sich aber bei den<br />

nächsten Visiten jedes Mal andere Ärztinnen vor, die sich meine Krankengeschichte<br />

von mir anhörten. Meine momentane Medikamenteneinstellung<br />

und andere wichtige Details übernahmen diese aus meiner<br />

Krankenakte, die wiederum aus Aufzeichnungen der Vorgängerinnen<br />

bestanden. Die jeweils wiederholte Beschreibung meiner Schmerzen<br />

empfand ich zudem als anstrengend.<br />

Ein Beispiel: Mir wurde ein Morphin verschrieben, das keinerlei Wirkung<br />

bei mir zeigte. Daraufhin bekam ich von einer anderen diensthabenden<br />

Ärztin stattdessen ein Akut-Präparat verabreicht, das evtl. sehr<br />

starke Nebenwirkungen wie Herzinfarkt oder andere massive Krankheitsbilder<br />

auslösen könnte. Allerdings erst die darauf folgende Ärztin<br />

machte mich bei der Visite darauf aufmerksam, dass dieses Medikament<br />

nur für eine Höchstdauer von vier Wochen eingenommen werden<br />

könne, da die Gefahr bestünde, dass Patienten von ihm abhängig<br />

werden. In der Konsequenz bedeutete dies, dass ich dieses Präparat<br />

mit all seinen möglichen Folgen für mich ablehnte und lieber meine<br />

Schmerzen aushielt.<br />

Während des gesamten Tagesklinikaufenthaltes stieß mein Körper<br />

immer wieder an seine Grenzen. Ich lernte zu erkennen und zu akzeptieren,<br />

dass dieser nur bedingt belastbar ist. Im Gegensatz zu den<br />

anderen Patienten zeigte sich mein Bandscheibenvorfall als eindeutiges<br />

Hindernis, das für mich zu diesem Zeitpunkt als unüberwindbar galt.<br />

Während bei Gesprächsrunden meine Mitpatienten auf ihren Stühlen<br />

saßen, stand ich an der Wand, meinen Rücken in den dazwischenliegenden<br />

Pilatus-Ball drückend. Dieser wurde mir übrigens immer<br />

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