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Barbara Pflüger - Schmerztagebuch - Yumpu

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All das geschah jedoch nicht.<br />

Vor der Infiltration hatte ich mir vorgenommen, mir hinterher in der<br />

Cafeteria einen Kaffee mitzunehmen, um ihn dann mit vollem Genuss<br />

auf dem Balkon des Krankenzimmers zu trinken. Es war, als hätte ich<br />

mir damit selbst eine Belohnung für die überstandenen Strapazen versprochen.<br />

Oben auf Station angekommen, bemerkte ich, dass mein<br />

Kreislauf versagte. Ich konnte gerade noch meinen Cappuccino auf<br />

dem Tisch abstellen, als ich nur noch Sternchen sah und umkippte.<br />

Dann war es dunkel. Eine Krankenschwester, die sich gerade im Zimmer<br />

befand, war mir beim Aufstehen behilflich und führte mich zu<br />

meinem Bett. Ein Pfleger, der hinzu gerufen wurde, meinte: „Machen<br />

sie uns keinen Kummer, sie sind eine so pflegeleichte Patientin“.<br />

Deute ich diese Worte, so beinhalteten sie die Botschaft, dass ich hoffentlich<br />

keine zusätzliche Arbeit für das Pflegepersonal bereiten sollte.<br />

Den Nachmittag verbrachte ich vorsichtshalber im Bett. Gegen Abend<br />

wurde mir vom Stationsarzt mitgeteilt, dass am folgenden Tag eine<br />

zweite vorgesehen sei, nachdem die Infiltration offensichtlich keine<br />

Wirkung gezeigt hatte. Irgendwann am nächsten Tag im Laufe des<br />

Vormittags klopfte es an die Tür und es kam ein Mann mit einem<br />

Rollstuhl herein. Er stellte sich als Patientenbegleiter vor und erklärte<br />

mir, er werde mich nun zur Infiltration fahren. Bestimmt habe ich sehr<br />

erstaunt geblickt, denn mit dieser übertriebenen Vorsichtsmaßnahme<br />

hatte ich nicht gerechnet. Sie kam für mich unvorbereitet, wie aus dem<br />

Nichts, und ich hielt sie für etwas übertrieben. Als ich mich wieder<br />

gefasst hatte, erklärte ich dem Mann freundlich, dass es mir momentan<br />

gut gehe und ich mobil sei. Ich wäre durchaus im Stande, den Weg in<br />

die Radiologie zu Fuß zurückzulegen; allerdings wäre ich ihm dankbar,<br />

wenn er mich nach dem Infiltrieren von der Röntgenabteilung zurück<br />

zu meinem Zimmer begleiten könne. Er verabschiedete sich einsichtig.<br />

Ich habe nach der Behandlung jedoch eine Stunde auf ihn gewartet, er<br />

kam nicht wieder. So ging ich vorsichtig und achtsam alleine wieder<br />

zurück auf die Station.<br />

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