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Barbara Pflüger - Schmerztagebuch - Yumpu

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Ihre Einschätzung erstaunte mich, und ich gab ihr zur Antwort,<br />

dass ich ihr das glaube, aber es leider nichts an meinen bestehenden<br />

Schmerzen ändere. Daraufhin erklärte sie mir, ich hätte ihrer Meinung<br />

nach den Fokus zu sehr auf mich und meine Schmerzen gerichtet, und<br />

deshalb hielt sie „Arbeiten“ für eine gute Möglichkeit, um mich abzulenken.<br />

Es gäbe viele psychosomatische Krankheitsbilder, die sich<br />

ähnlich wie bei mir äußerten. Man muss sich vorstellen - ich saß vor<br />

ihr mit Schmerzen, da der Stuhl für mich, wie meistens beim Sitzen,<br />

ungeeignet war und sich mein Schmerzzustand minütlich verschlimmerte.<br />

Wie so oft in solchen Momenten presste ich die linke Hand in<br />

den linken Schulterbereich. Sie beobachtete mich genau und meinte,<br />

es gäbe Selbsthilfegruppen für psychosomatische Störungen und riet<br />

mir, eine solche nach der Entlassung aufzusuchen. Obwohl ich, wie<br />

gesagt, unter einer starken Schmerzattacke litt, brachte ich die nötige<br />

Energie auf ihr zu widersprechen. Ich äußerte, dass es ja wohl wenig<br />

Sinn machen würde, an einer Gesprächsrunde für psychosomatische<br />

Störungen teilzunehmen, wenn die Ursache an einem mechanischen<br />

Problem läge. Meiner Meinung nach würde irgendetwas gedrückt<br />

werden, das diese heftigen Schmerzen bei entsprechenden Positionen<br />

auslöse. Zudem habe sich die Schmerzintensität seit Beginn der Reha<br />

bislang nur wenig bis gar nicht gebessert und ich würde mich deshalb<br />

weiterhin als arbeitsunfähig einstufen. Die für unser Gespräch vorgesehene<br />

Zeit war zu Ende, und so verabschiedeten wir uns mit diesen<br />

unterschiedlichen Auffassungen.<br />

Bedingt durch einen Feiertag stand ein langes Wochenende an. Die<br />

Schmerzen wurden immer stärker, und so griff ich wieder zu meinem<br />

zwar nur für kurze Zeit wirkenden, aber dafür bewährten Schmerzmittel<br />

und hoffte auf eine Besserung, die sich so gar nicht einstellen<br />

wollte. Am Montagmorgen hielt ich es für notwendig, Frau Dr. Gengle<br />

darüber zu informieren, dass während des langen Wochenendes die<br />

Schmerzqualität und -intensität zugenommen hatte. Sie bat mich in<br />

ihr Sprechzimmer und meinte lächelnd: “Das habe ich mir schon gedacht,<br />

dass Sie heute zu mir kommen und mir so etwas erzählen“.<br />

Worauf ich antwortete: “Ich habe mir überlegt, ob ich überhaupt zu<br />

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