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Nr. 3/2010 - ANAV

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Traditionen produzierten einige<br />

Winzer, auch solche die aus Norditalien<br />

kamen, an sich gute<br />

Weine. Das milde mediterrane<br />

Klima, die fetten Böden, die «Nettigkeit»<br />

der Natur und die südliche<br />

Mentalität standen Pate. Doch<br />

wäre Merlot wahrscheinlich ein<br />

einfacher Landwein geblieben,<br />

hätten sich nicht Reformen rund<br />

um den Weinbau angekündigt.<br />

Reformen kommen meist aus<br />

dem Norden, da kühleres Klima,<br />

magere Böden und kapriziöse Launen<br />

der Natur die Winzer stärker<br />

herausfordern und von ihnen mehr<br />

abverlangt. Einige Deutschschwei-<br />

Weinbaukanton Tessin<br />

Mit viel Hintergrundwissen<br />

stellt Urs Mäder den Weinbaukanton<br />

und die mitgebrachten<br />

Weine vor. Mit 1’040ha Rebfläche<br />

ist der Kanton Tessin<br />

schweizweit der viertgrösste<br />

Weinbaukanton. Die Hauptrebsorte<br />

ist mit 86% eindeutig<br />

Merlot, die restlichen 14% sind<br />

diverse Rot- und Weisswein-<br />

Sorten , wie Pinot Noir, Gamaret,<br />

Cabernet Sauvignon, Syrah,<br />

Cabernet Franc,<br />

Chardonnay, Chasselas, Sauvignon,<br />

Sémillon sowie die heimischen<br />

Bondola, Americana<br />

(Chatzeseikeler) und weitere.<br />

Im Tessin gibt es ungefähr 30<br />

hauptberufliche und 3’500 nebenberufliche<br />

Winzer, die letzteren<br />

haben durch das Römische<br />

Erbrecht von Generation<br />

zu Generation ein Stück des<br />

Familien-Rebberges geerbt.<br />

Diese Zerstückelung bringt<br />

auch grosse Nachteile, denn<br />

mit ein paar Quadratmetern<br />

Rebfläche lässt sich kaum ein<br />

eigener Wein bereiten. Dazu<br />

kommt, dass die Kellerei-Einrichtungen<br />

eine kostspielige<br />

Angelegenheit ist, so dass die<br />

meisten nebenberuflichen Winzer<br />

ihre Trauben einem hauptberuflichen<br />

verkaufen.<br />

Ami du Vin 3/10<br />

zer Oenologen sind denn auch in<br />

den 80er Jahren ins Tessin gezogen<br />

und haben, wie die Stuckis,<br />

Hubers, Kaufmanns, Zündels und<br />

weitere, die guten Bedingungen<br />

genutzt um noch gehaltvollere,<br />

noch elegantere Weine zu produzieren,<br />

was bei den Einheimischen<br />

nicht nur helle Begeisterung auslöste.<br />

Zahlreiche Querelen waren<br />

die Folge. Doch heute gibt ihnen<br />

der grosse Erfolg recht, und vorzügliche<br />

Weine werden im stilvollen<br />

Kristallglas serviert. Tessiner<br />

Weine sind wieder Weltklasse!<br />

«Bianco di Merlot»<br />

Etwas über zwanzig Jahre ist es<br />

her, als findige Köpfe den «Bianco<br />

di Merlot» erfunden haben, welcher<br />

nicht mit dem Merlot Bianco<br />

(Rebsorte) zu verwechseln ist. Die<br />

Trauben von jungen Reben (bis 7<br />

jährige), die an sich «dünne»<br />

Weine ergeben, sowie eine Frühlese<br />

an alten Rebstöcken bewirken,<br />

dass in der letzten Phase der<br />

Reife die Rebstöcke einerseits<br />

entlastet und die Rotweine andererseits<br />

dann gehaltvoller werden<br />

lässt. Die so gewonnenen blauen<br />

Trauben werden wie Weissweine<br />

gekeltert. Es entsteht der Bianco<br />

di Merlot, ein filigraner süffiger<br />

trockener Weisswein, der inzwischen<br />

viele Liebhaber im In- und<br />

La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />

Merlot seit über 100 Jahren Hauptsorte<br />

Die Merlot-Traube hat eine ganz besondere Geschichte im Tessin. Wie aus<br />

Handelsdokumenten in Venedig ersichtlich ist, genossen die Weine aus<br />

dem Tessin bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Weltruf. Aber<br />

als im Jahr 1876 die Reblaus die Reben zerstörte, lag der Weinbau völlig<br />

danieder. 1901 beschloss dann der Grosse Rat des Kantons Tessin, dass im<br />

Weinbau mehr Forschung betrieben und neue Rebsorten angepflanzt werden<br />

sollen. Ein Dottore Alderige Fantuzzi hatte in Mezzana diese Forschungsarbeiten<br />

zu leiten, um die besten Rebsorten zu evaluieren. Fantuzzi<br />

und seine Leute hatten festgestellt, dass Merlot «eindeutig und<br />

signifikant die geeignetste Rebsorte sei» und 1912 hatte der Staatsrat beschlossen,<br />

dass diese Rebsorte im Tessin angepflanzt werden soll. Ein<br />

wahrlich weiser Entscheid! Seither spielt Merlot die erste Geige im Kanton.<br />

Ausland gefunden hat. Eine geniale<br />

Erfindung mit zwei Fliegen<br />

auf einen Klatsch!<br />

Aus dem Stahltank<br />

und der Barrique<br />

Urs Mäder ist buchstäblich Feuer<br />

und Flamme für die Tessiner<br />

Weine und kennt natürlich auch<br />

die Produzenten persönlich. So<br />

zeichnete er nebst den Weinen<br />

auch immer ein erklärendes Bild<br />

der Winzer, deren Hintergrund und<br />

Werdegang. – Die sorgfältig ausgesuchten<br />

Weine waren, ausser<br />

dem Süsswein, alles DOC Ticino<br />

Weine. Die Degustation eröffnete<br />

er mit zwei Bianco di Merlot<br />

«Terre Alte» von Gialdi Vini und<br />

«Corteglia» von Mauro Ortelli.<br />

Dann folgten die Merlot del Ticino<br />

DOC «Tre Terre» von Chiodi Vini<br />

und «Beatrice» von Cormano Vini,<br />

die im Stahltank ausgebaut wurden<br />

und sehr klassisch wirkten.<br />

«Poggio del Cinghiale» von Francesco<br />

Franchini, «Muscino» von<br />

Domingo Rubio, «Terrenobili Riserva»<br />

von Tamborini Vini und<br />

«Rubro» von Valsangiacomo Vini,<br />

sind alles Merlots, welche in Barriques<br />

ausgebaut wurden und zu<br />

den Merlot superiori zählen. Diese<br />

sind allesamt sehr positiv angekommen<br />

und begeisterten echt.<br />

Gefällig auch das Cuvée «Riserva<br />

Tiziano» von Vini Delea ebenfalls<br />

in Barriques ausgebaut. Als Dessertwein<br />

wurde «Afrodite» der<br />

Aziende La Costa kredenzt, der<br />

Aufmerksame Gäste im Landhaus<br />

zu Mehlsecken.<br />

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