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Eines der Erfolgsrezepte des Weinguts Herzog: Seitenbespann-Netze.<br />
marktung vor allem an Private und<br />
das Gastgewerbe abgesetzt. Viel<br />
versprechend ist auch die Zukunft<br />
des Betriebs, tritt doch einer der<br />
Söhne als angehender Winzer in<br />
die Fussstapfen des Vaters.<br />
Im Keller genossen wir den<br />
ersten Teil der Degustation, nämlich<br />
einen Chardonnay 2008 ohne<br />
biologischen Säureabbau, sowie<br />
ein Cuvée aus Morillon und Chardonnay.<br />
Für uns eine absolute<br />
Neuheit, die Wenigsten von uns<br />
hätten gewusst, dass Morillon<br />
aus der Kreuzung von Pinot noir<br />
und Heunisch (oder «Gwäss») entstanden<br />
ist. Beide Weine überraschten<br />
mit einem angenehmen<br />
Süss-Säurespiel.<br />
Ein eigenwilliger Winzer<br />
Nun folgten wir Christian Herzog<br />
zu einem kurzen Gang durch die<br />
Reben und bestaunten die kunstvoll<br />
in Netze gepackten Stöcke.<br />
Die Seitenbespann-Netze gehören<br />
zu Christian Herzogs Erfolgsrezept:<br />
Sie stehen für Arbeitseinsparung<br />
einerseits als auch für<br />
Schutz gegen Vögel, Wespenfrass,<br />
starken Niederschlag und<br />
Hagel. Ausserdem kann Christian<br />
Herzog dank der Netze auf das<br />
Spritzen von Insektizid verzichten.<br />
Faule Trauben sind kein Thema<br />
mehr. – Anfänglich war er wegen<br />
der installierten Netze als Spinner<br />
belächelt worden. Sein Erfolg gab<br />
ihm jedoch Recht, was auch die<br />
Kritiker anerkennen mussten. –<br />
Wir traten nun in den Verkaufsraum<br />
– auch dieser mit viel Geschmack<br />
eingerichtet – und degustierten drei<br />
Rotweine, alle jeweils in Barriques<br />
ausgebaut: Pinot noir réserve 2007,<br />
Malbec 2007 und Diolinoir/St. Laurent/Zweigelt<br />
2006.<br />
Christian Herzog verwendet<br />
330l Barriques, oft auch aus<br />
Schweizer Eiche, da diese besondere<br />
Röstaromen wie Erdbeerund<br />
Himbeernoten abgibt. – Inzwischen<br />
war es Zeit aufzubrechen.<br />
Mit einem herzlichen Dankeschön<br />
für die interessanten<br />
Ausführungen und die Degustation<br />
verabschiedeten wir uns von<br />
Christian und Monika Herzog.<br />
Nach abwechslungsreicher Weiterfahrt<br />
durchs Appenzeller Vorderland<br />
gelangten wir nach Berneck,<br />
wo im Restaurant Maienhalde<br />
auf der Terrasse für uns gedeckt<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
war. Zum ausgezeichneten Mittagessen<br />
genossen wir nebst Wein<br />
einen herrlichen Ausblick auf Reblagen<br />
und den Ort Berneck.<br />
Küferei Thurnheer<br />
Bei sommerlich heissem Wetter –<br />
das St. Galler Rheintal machte<br />
seinem Ruf alle Ehre – gings ein<br />
kurzes Stück zu Fuss zum erfolgreichen<br />
Küfereibetrieb Thurnheer,<br />
welcher von Mutter, Sohn und<br />
zwei Töchtern geführt wird.<br />
Sohn Martin, der die Geschäftsleitung<br />
inne hat, zeigte uns<br />
seinen Betrieb, in dem Fässer von<br />
2 – 24’000l Fassungsvermögen<br />
hergestellt werden. Dazu wird<br />
Schweizer Eiche verwendet. Viel<br />
Handarbeit ist gefragt und ebensoviel<br />
Logistik, um Fässer in grösseren<br />
Dimensionen in der gedeckten<br />
Vorhalle mit grösster Präzision<br />
zusammensetzen zu können. Beeindruckt<br />
verliessen wir nach der<br />
Besichtigung die Küferei und spazierten,<br />
etwas schlapp von der ungewohnten<br />
Wärme, zum nächsten<br />
Weinproduzenten.<br />
Weingut Schmid Wetli AG<br />
Kaspar Wetli, Besitzer des Betriebs<br />
und Präsident des Deutschschweizer<br />
Branchenverbandes, erwartete<br />
uns in seinem grosszügigen Verkaufs-<br />
und Degustationsraum mit<br />
einem Glas Staccato, einem spritzigen<br />
Schaumwein, der aus Pinot<br />
Die Schaffhauser Weinfreunde im Küfereibetrieb Thurnheer.<br />
Noir hergestellt wird. Er erklärte<br />
uns, dass wir uns in der grössten<br />
St. Galler Weinbaugemeinde – mit<br />
42 ha Reben auf Sandstein und<br />
Süss wassermolasse – befinden.<br />
Den Betrieb hat Kaspar Wetli<br />
von seinem ehemaligen Lehrmeister<br />
Jakob Schmid übernommen.<br />
Als Mitarbeiter fungieren ein Rebmeister,<br />
zwei Auszubildende sowie<br />
ein Lehrling. Die Trauben werden<br />
eingekauft: Etwa 80% der Reben<br />
entfallen auf Pinot Noir und 15%<br />
auf Riesling-Sylvaner. Letzterer erfährt<br />
eine grosse Nachfrage. Der<br />
Sortenspiegel wird ergänzt durch<br />
Johanniter, Gamaret, Diolinoir und<br />
Freisamer. Von den 25 ha werden<br />
13 ha selbst bewirtschaftet, der<br />
Rest in Lohnkelterung verarbeitet.<br />
Geglücktes Miteinander<br />
von Altbewährtem<br />
und Neuzeitlichem<br />
Kaspar Wetli zeigte uns zuerst<br />
den alten Keller und lotste uns<br />
dann durch den noch nicht ganz<br />
fertig gestellten Neubau, in welchem<br />
er seine Ideen zu einer möglichst<br />
schonenden Produktion verwirklichen<br />
wird. Insbesondere<br />
wird er darauf verzichten, die<br />
Trauben zu quetschen. – Sicher<br />
wäre es interessant, den Besuch<br />
nach Beendigung der Bauarbeiten<br />
zu wiederholen!<br />
Wir kehrten an den Degustationstisch<br />
zurück und kosteten Riesling-<br />
Sylvaner 2009, Johanniter St.<br />
Johannis 2008, Weissherbst 2009<br />
(Pinot noir). Im Barrique-Keller degustierten<br />
wir ab Fass: die Assemblage<br />
Zweigelt / Merlot / Pinot Noir<br />
2009, den Lemberger 2009 und den<br />
Diolinoir 2009. Zu einer reichhaltigen<br />
Zvieriplatte probierten wir ausserdem<br />
den Blauburgunder Barrique<br />
2006 sowie die Cuvée<br />
«Burgwyy», einer Assemblage von<br />
Zweigelt, Merlot und Pinot Noir.<br />
Gegen 19 Uhr traten wir, auch<br />
von diesem Betrieb nachhaltig beeindruckt,<br />
die Rückfahrt an.<br />
30 Ami du Vin 3/10