Der Burgbote 2010 (Jahrgang 90)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
gleichen. Es ist ja unbestritten, dass ein<br />
Konzert mit Werken der leichteren Muse<br />
besser besucht wird. Aber ich darf meiner<br />
Befürchtung Ausdruck verleihen, dass wir<br />
in dem Moment, in dem wir uns zu stark<br />
auf die populäre Chorliteratur beschränken<br />
eine ganze Reihe von Sängern - vor allem<br />
von jüngeren, ambitionierten Sängern -<br />
verlieren würden. Und das, so verstehe ich<br />
meine Aufgabe, möchte ich in jedem Fall<br />
verhindern.<br />
Aber sollen wir denn akzeptieren, dass die<br />
Ränge der Philharmonie zum Teil nur sehr<br />
spärlich besetzt sind?<br />
Aber in gar keinem Fall. Man muss nur vor<br />
allzu schnellen Urteilen warnen und den<br />
Mut zu einer genauen Analyse aufbringen.<br />
Unsere statistischen Daten weisen aus, dass<br />
seit Beginn der Konzerte in der Kölner Phil<br />
harmonie - und wir haben ja in diesem Jahr<br />
unser 25-jähriges Jubiläum in der Philhar<br />
monie gefeiert - bei weitem nicht alle un<br />
sere Konzerte ausverkauft waren. Dies lag<br />
unter anderem daran, dass nach den langen<br />
Jahren im Kölner Gürzenich, der bei unse<br />
ren Konzerten fast immer bis auf den letzten<br />
Platz gefüllt war, in der Philharmonie plötz<br />
lich die doppelte Anzahl an Sitzplätzen vor<br />
handen war. Ein zweiter Blick auf die<br />
Statistik ist ebenfalls interessant: Zu jedem<br />
Jahreskonzert werden im Durchschnitt etwa<br />
<strong>90</strong> Prozent der Konzertkarten von Sängern<br />
des KMGV erworben und an Freunde und<br />
Familienangehörige weitergereicht. Dieser<br />
hohe Prozentsatz des Kartenerwerbs durch<br />
die eigenen Sänger ist für die Betrachtung<br />
einiger Themen von erheblicher Bedeutung.<br />
Zunächst: Je mehr aktive Sänger Karten für<br />
ihre Freunde und Angehörigen erwerben,<br />
umso leichter sind auch große Spielstätten<br />
wie die Philharmonie zu füllen. Schaut man<br />
sich die letzten Jahre an, ist ja ohne Zweifel<br />
eine Abnahme der Zahl der aktiven Sänger<br />
zu verzeichnen. Gleichzeitig gelingt es bei<br />
der kulturellen Vielfalt in unserer Heimat<br />
stadt Köln kaum, durch werbliche Maßnah<br />
men diesen zahlenmäßigen Verlust bei den<br />
Sängern und den damit verringerten Kar<br />
tenabsatz auszugleichen. So können wir<br />
nach meiner Einschätzung im Grunde mit<br />
dem Kartenverkauf sogar sehr zufrieden<br />
sein, die aktiven Sänger vollbringen hier<br />
eine großartige Leistung. Das darf aber<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass es<br />
ohne Zweifel schwieriger wird, die große<br />
Zahl der Plätze in der Philharmonie voll<br />
ständig zu füllen.<br />
Können wir uns denn zukünftig dann noch<br />
Konzerte in der Philharmonie leisten?<br />
Ich will keinen Hehl daraus machen, dass<br />
diese Frage in den kommenden Jahren von<br />
den Verantwortlichen nur bei einer stabilen<br />
Zahl aktiver Sänger mit einem eindeutigen<br />
»Ja« beantwortet werden kann. Und die<br />
aktiven Sänger müssen ebenso wie die<br />
inaktiven Sänger und die Fördermitglieder<br />
auch weiterhin vehement für einen Besuch<br />
ihres Jahreskonzertes eintreten. Wenn die<br />
Sängerzahlen weiter absinken sollten, muss<br />
die Frage der wirtschaftlichen Vertretbarkeit<br />
sehr ernsthaft diskutiert werden. Niemand<br />
kann auf hohe Zuschauerzahlen hoffen,<br />
wenn alle Erfahrungen zeigen, dass die<br />
Erwartungen nicht erfüllbar und die wirt<br />
schaftlichen Risiken unvertretbar hoch sind.<br />
Um es aber noch einmal sehr deutlich zu<br />
formulieren: Wir sollten nicht, nur damit<br />
einmal im Jahr die Philharmonie gut gefüllt<br />
ist, von unserem musikalischen Anspruch<br />
abweichen, der uns ja alle dazu motiviert<br />
hat, in den Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
einzutreten. Sollte sich die Überlegung<br />
durchsetzen, dass neben dem Zillchen<br />
auch im KMGV überwiegend die leichtere<br />
Muse das Programm bestimmt, um höhere<br />
Zuschauerzahlen zu erreichen, würde der<br />
KMGV doch ganz spürbar seinen Charakter<br />
verändern. Dies ist nicht mein Ziel.