Der Burgbote 2010 (Jahrgang 90)
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Das Kneipensterben erreicht nun auch die<br />
Kölner Oper! 30 Jahre Lang betrieb Drossel<br />
gassenwirt Ferdi Laux sein Weinetablissement<br />
während der Kölner Festspielzeit, in<br />
der die Cacilia Wolkenburg die Oper besetzt.<br />
Nun möchte er seine Straußenwirtschaft in<br />
einem der vielen Seitengänge der Herren<br />
chorgarderobe aufgeben. Zu diesem exklu<br />
siven Club gehörten alle Mitwirkenden des<br />
Zillchens.<br />
Begonnen hatte alles vor 1980. Aus der<br />
Erfahrung, dass die ausgeteilten Bons als<br />
Verpflegungsgutscheine für die Cäcilianer<br />
in der Kantine kaum verbraucht wurden,<br />
entwickelte Laux die Idee, sich als Vorsteher<br />
eines improvisierten Probierstübchens zu<br />
engagieren.<br />
<strong>Der</strong> damalige KMGV-Präsident Florst Mas<br />
sau sprach den Weinküfermeister aus Cochem-Kond<br />
an der Mosel an. »Do biss vom<br />
Fach, dann kannst du dat ja machen«. Laux,<br />
der Jahrzehntelang als Kellermeister bei der<br />
Handelskette Stüssgen tätig war, organi<br />
sierte Wein und Gläser. Die ersten beiden<br />
Frisiertische im Gang rechts und links wur<br />
den als »Schaufenster« für Flaschen mit<br />
Wein unterschiedlicher Lagen und Qualitä<br />
ten genutzt. Von einem Mitglied des Kölner<br />
Opernensembles bekam Laux den Schlüs<br />
sel zu dessen Kühlschrank in der Herren<br />
chorgarderobe.<br />
So konnten die Weißweinsorten schön ge<br />
kühlt verkostet werden. Das Kind musste<br />
auch einen Namen haben. So wurde diese<br />
Straußenwirtschaft nach der bekannten Rüdesheimer<br />
Winzermeile Drosselgasse be<br />
nannt. Eine Standarte wurde entworfen und<br />
mit künstlichen Weinreben garniert.<br />
Wenn etwas zu besprechen war, traf man<br />
sich in der Drosselgasse. Mancher Kummer<br />
wurde hier herunter gespült. <strong>Der</strong> Weinkü<br />
fermeister klärte die eher Kölsch trinkenden<br />
Sangesbrüder in puncto Önologie auf. Er<br />
informierte über den Unterschied zwischen<br />
Winzer, der die Trauben anbaut, und Wein<br />
küfer. Letzterer ist für die Kellerarbeit der<br />
Weinherstellung zuständig. Laux sorgte<br />
dafür, dass die Barden stets mit weingeölter<br />
Stimme zu ihrem nächsten Bühneneinsatz<br />
gehen konnten, ohne jedoch zu tief ins Glas<br />
geschaut zu haben. Mancher wurde da<br />
durch zu einem Weingenießer und ließ sich<br />
von Laux auch für den häuslichen Konsum<br />
des Rebensaftes gerne beraten.<br />
Laux nimmt die im Herbst beginnenden<br />
Renovierungsarbeiten des Opernhauses<br />
zum Anlass, sein Lokal mit dieser Zillchen-<br />
Saison zu schließen. Dem KMGV steht er<br />
allerdings weiter als Sänger zur Verfügung.<br />
Die Redaktion des <strong>Burgbote</strong>n dankt Ferdi<br />
Laux für seinen Schankwirteinsatz und<br />
wünscht ihm ein herzliches Prosit.<br />
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