einem Wienerwaldbesuch nach der Brenner-Überquerung, in einem Rutsch durch. Einziges echtes Hindernis ist der starke Nebel der mit der Nacht diesseits der Alpen aufkommt, der bremst uns echt aus. Entsprechend erschöpft fallen die beiden spätnachts dankbar für die Unterkunft bei uns ins Bett, bevor sie sich am anderen Tag auf den Heimweg nach Bremen machen. Ich muss schmunzeln, denn die nun schon etwas ‚veraltete‘ 400 FOUR hat sich eindeutig besser geschlagen, als ihre modernere Nachfolgerin. Backnang, Sommer 1981: Es geht es erneut nach Irland. Wir treffen Albert , der mit seiner neuen Triumph Tiger nachkommt, auf dem idyllisch gelegenen Bio-Bauernhof seiner Schwester, die vor einigen Jahren ausgewandert ist. Es ist seit Jahren der heißeste und trockenste Sommer auf der irischen Insel, seit sechs Wochen bleibt der Regen aus. Wäsche wird im nahe gelegenen Bach gewaschen, da der hauseigene Brunnen kaum noch Wasser führt. Wer auf die Toilette will, marschiert mit einem Wassereimer erst mal zum Bach, damit er anschließend spülen kann. Hätte es damals schon den Aufdruck „Rauchen kann tödlich sein“ auf Zigarettenschachteln gegeben – er hätte mein Missgeschick wohl kaum verhindert. Zumal er auf den irischen Carrolls Nr. 1 wohl nicht gestanden hätte. Da die unglückliche Drosselmethode den Temperaturhaushalt der kleinen FOUR insbesondere bei hoher Zuladung immer wieder an die Grenzen bringt, entschließe ich mich kurzerhand dazu, den Reduzierring rauszuschmeißen. Schließlich wird eine Motorrevision teurer, als die 54 höheren Versicherungsbeiträge für die 50-PS-Klasse. Es dauert eine Weile, bis die Schweißnaht von Hand abgefeilt ist, aber nach einigem schweißtreibendem Feilen kann der Motor endlich frei durchatmen. Schnell noch Ventilspiel und Zündzeitpunkt kontrolliert, dann rollt die FOUR zum Hoftor raus. Die Probefahrt über die kleinen, unübersichtlichen, von Hecken, Sträuchern und Bruchsteinmauern gesäumten irischen Landsträßchen entlang des westlichen Lough-Derg-Ufers verläuft höchst befriedigend. Irgendwann kehre ich um, das Hoftor ist schon in Sichtweite und ich nehme das Gas weg, als mir einfällt, dass ich noch Zigaretten brauche. Also wieder am Kabel gezogen und flott in die enge Rechtskurve gebrettert, die in Richtung Whitegate führt, im Pub gibt’s Fluppen-Nachschub. Viel zu späte sehe ich den großen Kuhfladen in der Kurve, den ich prompt mit dem Vorderrad erwische. Die Front bricht aus, das Rad schmiert weg, aber ich kann die ganze Fuhre abfangen. Allerdings nur indem ich die Honda blitzschnell aufrichte, und so geradeaus aus der Kurve schieße. Die wird begrenzt durch eine steile Böschung, auf der eine Hecke thront, und beides steht nun wie eine Mauer vor mir. Mit etwa 60 Sachen schlage ich ein, fliege kopfunter in die Hecke. Glück gehabt: ich habe keinen Kratzer. Anders die kleine FOUR. Der Lenkanschlag ist abgerissen, die Gabelbrücken und das Standrohr haben tiefe Abdrücke im Tank hinterlassen. Beide Standrohre sind abgeknickt, etwa ein Drittel der Speichen hat es samt Nippel aus dem Felgenband gerissen. Mit der Schubkarre schaffen wir das lädierte Motorrad die 100 Meter bis zum Hof. Die Suche nach Ersatzteilen stellt sich als problematisch dar, Honda Irland hat zwei Wochen Betriebsferien. Und mangels Materialnachschub schließen sich die Werkstätten dieser Urlaubsplanung an. Nach einiger Suche bekommen wir aber dank der freundlichen Hilfe eines Jaguar-fahrenden Werkstattkunden, der seinen Rasenmäher zur Reparatur abgibt, telefonischen Kontakt mit dem Werkstattbesitzer, der gerade in Schottland weilt. Am Telefon verabreden wir den Preis für die gebrauchten und dringend benötigten Teile, und bekommen den Standort der Schlachtmaschine genannt. Ausbauen müssen wir selbst, und nach einiger Zeit machen wir uns mit den dringend benötigten Teilen auf den Rückweg. Nachdem alles montiert ist, stellt sich heraus, dass die Gabelbrücken verzogen sind. Da ich nur noch wenig Zeit für die Rückreise habe, entschließen wir uns einfach alles
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