Die Stärke der Pferde - Biokreis
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n_4_11.qxp 01.08.2011 10:14 Seite 32<br />
Titel<br />
<strong>Pferde</strong><br />
Ob nur ein o<strong>der</strong> wenige <strong>Pferde</strong><br />
aus <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
untergestellt werden, o<strong>der</strong><br />
ob ein großer <strong>Pferde</strong>stall mit Reitanlage<br />
zur Verfügung steht: auf vielen<br />
landwirtschaftlichen Betrieben<br />
trägt die Unterbringung und Versorgung<br />
von <strong>Pferde</strong>n an<strong>der</strong>er Eigentümer<br />
in mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> großem<br />
Maße zum Einkommen des Betriebes<br />
bei.<br />
Auf Bio-Betrieben – zur Gewährung<br />
<strong>der</strong> Bioprämie in vielen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
wie Nordrhein-Westfalen, Hessen und<br />
Bayern und generell bei Verbandsbetrieben<br />
– müssen dann auch die<br />
<strong>Pferde</strong> entsprechend <strong>der</strong> Bio-Richtlinie<br />
gehalten werden.<br />
Im Hinblick auf die Fütterung bedeutet<br />
dies: das Grundfutter sowie alle regelmäßig<br />
gegebenen Futtermittel wie<br />
Getreide, <strong>Pferde</strong>müsli o<strong>der</strong> Pellets<br />
Familie Eickhoff aus Kirchhundem-<br />
Kruberg im Sauerland hat vor einigen<br />
Jahren in die Pensionspferdehaltung<br />
investiert. Bis Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre<br />
bewirtschaftete die Familie einen<br />
Milchvieh-, anschließend einen<br />
Mutterkuhbetrieb, zwei o<strong>der</strong> drei<br />
<strong>Pferde</strong> waren immer dabei. Im Jahr<br />
2003 wurde die Familie von<br />
<strong>Pferde</strong>haltern gefragt, ob nicht drei<br />
Tiere untergestellt werden könnten.<br />
„<strong>Die</strong>s war <strong>der</strong> Auslöser, über die<br />
Pensionspferdehaltung als Einkommensalternative<br />
ernsthaft nachzudenken“,<br />
berichtet Julian Eickhoff, <strong>der</strong><br />
gemeinsam mit seinen Eltern und mit<br />
Unterstützung einer Aushilfe den<br />
32 BioNachrichten 4 | August/September 2011<br />
Pensionspferdehaltung<br />
Immer öfter auch ökologisch – was zu beachten ist<br />
Von Eva Lisges, Andrea Helmer und Marc Boehnke<br />
müssen Öko-Qualität aufweisen. Hierfür<br />
hat <strong>der</strong> Betriebsleiter Sorge zu tragen.<br />
Leckerlis wie Brötchen, Karotten<br />
o<strong>der</strong> Spezialprodukte des Handels, die<br />
von den Einstellern gelegentlich(!) mitgebracht<br />
werden, sind hiervon ausgenommen.<br />
Den Platzbedarf im Stall regelt die EU-<br />
Richtlinie (in diesem Bereich identisch<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Biokreis</strong>-Richtlinie) in Abhängigkeit<br />
vom Gewicht: so sind bei <strong>Pferde</strong>n<br />
ab 500 Kilogramm mindestens 1<br />
Quadratmeter pro 100 Kilogramm<br />
Lebendgewicht vorgeschrieben, bei<br />
kleineren Tieren liegt die Mindeststallfläche<br />
im Verhältnis zum Gewicht<br />
etwas höher. Kriterien <strong>der</strong> tiergerechten<br />
Haltung gehen jedoch von einem höheren<br />
Platzbedarf aus. Eine Möglichkeit<br />
zur Berechnung <strong>der</strong> Mindestboxengröße<br />
folgt <strong>der</strong> Formel: doppelte<br />
Wi<strong>der</strong>risthöhe zum Quadrat (KTBL<br />
2004). <strong>Die</strong> Mindestboxengröße für ein<br />
„<strong>Die</strong> Versorgung muss stimmen“<br />
Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet.<br />
Zwei Jahre später wurde <strong>der</strong><br />
Bauantrag gestellt, 2006 <strong>der</strong> große luftige<br />
Stall mit 27 Boxen und einer 20<br />
Meter mal 40 Meter großen Reithalle<br />
fertiggestellt.<br />
Der Service umfasst das dreimal tägliche<br />
Füttern, das Bringen <strong>der</strong> Tiere auf<br />
und von <strong>der</strong> Weide sowie die<br />
Bereitstellung von Stroh. Das Ausmisten<br />
müssen die Einsteller selbst<br />
übernehmen. Weitere Boxen im Altgebäude,<br />
ein Reitplatz draußen vor<br />
dem Stall, zwei eigene Reitpferde, die<br />
im Unterricht zum Einsatz kommen<br />
sowie ein gemütlicher Raum für die<br />
Geselligkeit ergänzen das Angebot.<br />
Pferd mit einem Stockmaß von 1,7<br />
Meter beträgt danach 3,4 Meter mal 3,4<br />
Meter = 11,5 Quadratmeter.<br />
Am Rande sei erwähnt, dass es im<br />
Hinblick auf die nebenher betriebene<br />
Hobbyhaltung von <strong>Pferde</strong>n auf Bio-<br />
Höfen Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n gibt: während in<br />
Hessen und Bayern alle <strong>Pferde</strong> im<br />
Betrieb konform <strong>der</strong> Öko-Verordnung<br />
gehalten werden müssen, sind in<br />
Nordrhein-Westfalen diejenigen Tiere<br />
davon ausgenommen, die nicht zum<br />
Einkommen des Betriebes beitragen.<br />
Typischerweise ist dies das familieneigene<br />
Reitpferd (wobei die Bio-Haltung<br />
auch des eigenen <strong>Pferde</strong>s natürlich<br />
wünschenswert ist). Sobald das Pferd<br />
aber zum Betriebseinkommen beiträgt,<br />
sei es als Pensionstier o<strong>der</strong> auch als<br />
Arbeitspferd o<strong>der</strong> durch Preisgel<strong>der</strong>,<br />
müssen auch in NRW die Vorgaben <strong>der</strong><br />
Öko-Verordnung eingehalten werden.<br />
„<strong>Die</strong> Nachfrage nach Einstellplätzen ist<br />
da“, erklärt Julian Eickhoff. „Wichtig<br />
ist, dass die Qualität <strong>der</strong> Versorgung<br />
stimmt, sonst kommt es rasch zu<br />
Unzufriedenheit bei den <strong>Pferde</strong>besitzern“.<br />
Auf dem <strong>Biokreis</strong>-Betrieb mit<br />
45 Hektar Grünland bilden heute die<br />
Pensionspferde den wirtschaftlichen<br />
Schwerpunkt. Eine kleine Herde mit<br />
zehn Mutterkühen und Nachzucht <strong>der</strong><br />
Rasse Salers läuft aber noch nebenbei.<br />
Literaturempfehlung: KTBL (Kuratorium<br />
für Technik und Bauwesen in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
e.V., Hrsg.) (2004): Pensionspferdehaltung<br />
im landwirtschaftlichen Betrieb,<br />
KTBL-Schrift 405. el<br />
Bild: Jörn Ben<strong>der</strong>