Die Stärke der Pferde - Biokreis
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n_4_11.qxp 01.08.2011 09:58 Seite 8<br />
Aktuelles<br />
Agrarpolitik & Markt<br />
Bild: REWE<br />
Regionales schön präsentiert: In Hessen wurde das Landmarkt-<br />
Konzept von Rewe gestartet, bundesweit soll es unter dem Motto<br />
„Aus Liebe zur Heimat“ umgesetzt werden.<br />
Bild: Rewe<br />
<strong>Die</strong> Handelsketten nehmen den Trend<br />
gerne auf, verspricht er doch ein<br />
ordentliches Umsatzplus. Hier wird auf<br />
ein Vertrauen gebaut, dass lei<strong>der</strong> nicht<br />
immer belohnt wird. Der Bundesverband<br />
<strong>der</strong> Regionalbewegung hat<br />
sich genauer umgeschaut – und beispielsweise<br />
den Bodenseekäse gefunden,<br />
hergestellt in den Nie<strong>der</strong>landen.<br />
Der wurde halt nur am Bodensee verkauft.<br />
O<strong>der</strong> den original bayerischen<br />
Orangensaft, worauf dann Nicole Weik<br />
vom Bundesverband fragt, „wo denn in<br />
Bayern die entsprechenden Apfelsinen<br />
wachsen“. Misstrauen ist angebracht,<br />
die Handelsketten suchen unter neuen<br />
Markenzeichen mit <strong>der</strong> Heimat ihr<br />
Geschäft zu machen. Nicht alles ist<br />
nachprüfbar, die Kundschaft muss<br />
glauben, was ihr da serviert wird. Denn<br />
kontrolliert wird’s üblicherweise vom<br />
Handel selbst.<br />
Mit einem pfiffigen Konzept verbindet<br />
<strong>der</strong>zeit Rewe Regionales und Glaubwürdigkeit.<br />
Sie knüpft direkt Kontakt<br />
zu den direktvermarktenden Landwirten.<br />
Unter dem Label „Aus Liebe<br />
zur Heimat“ präsentieren die Rewe-<br />
Märkte Produkte heimischer Erzeuger.<br />
„Dabei gilt das Lokalitätsprinzip“, sagt<br />
Axel Feurer, <strong>der</strong> Lokalitätsbeauftragte<br />
<strong>der</strong> Rewe-West in Hürth bei Köln. Das<br />
heißt konkret: Der Landwirt muss auch<br />
in <strong>der</strong> Umgebung des belieferten<br />
Marktes wirtschaften. Ein genauer Umkreis<br />
ist zwar nicht benannt, doch 30<br />
Kilometer sollten die Obergrenze sein.<br />
8 BioNachrichten 4 | August/September 2011<br />
Regionale Produkte<br />
im Handel<br />
<strong>Die</strong> Chancen und Risiken des Wachstumstrends<br />
Von Peter Schmidt, <strong>Biokreis</strong>-Landwirt und Journalist<br />
Lange Jahre war Regionalvermarktung ein Nischengeschäft. Engagierte<br />
Regionalinitiativen verkauften Produkte <strong>der</strong> Landwirte aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
zu fairen Preisen, kamen damit auch in den Einzelhandel, blieben jedoch<br />
Nischenanbieter. Das hat sich grundsätzlich geän<strong>der</strong>t: Der Handel hat die<br />
Heimat entdeckt. Regionalität boomt, und vielen Kunden ist es wichtiger,<br />
zu wissen, dass die Produkte aus <strong>der</strong> Heimat kommen, als dass sie nach<br />
Biostandards produziert wurden.<br />
Ein guter Platz<br />
für heimische Produkte<br />
Im Laden dann erhalten die Direktvermarkter<br />
eine beson<strong>der</strong>s gute Platzierung,<br />
nicht weit von <strong>der</strong> Obsttheke und<br />
noch vor <strong>der</strong> Frischfleisch-Theke. Da<br />
alle Rewe-Märkte nach dem gleichen<br />
System aufgebaut sind, heißt dies: ein<br />
prominenter Platz. Klar, damit wirbt<br />
Rewe auch für sich und seine Qualität.<br />
Aber <strong>der</strong> Platz zahlt sich eben auch für<br />
die Direktvermarkter aus, denn hier<br />
fällt die Ware ins Auge – und hoffentlich<br />
auch in den Einkaufswagen.<br />
Werblich können sich die Direktvermarkter<br />
mit Bild und Text vorstellen<br />
– das steigert die Glaubwürdigkeit. An<br />
Produkten ist alles erlaubt, was die<br />
Region so hergibt, allerdings müssen<br />
sie einzelhandelsgerecht verpackt und<br />
nach den üblichen Hygienestandards<br />
hergestellt werden. Entsprechende<br />
Vereinbarungen lässt sich Rewe von<br />
den Direktvermarktern genau wie von<br />
allen an<strong>der</strong>en Lieferanten unterschreiben.<br />
„Wir helfen aber auch gerne dabei,<br />
wenn sich Direktvermarkter an uns<br />
wenden“, betont Axel Feurer. So hat<br />
man für die Landwirte bereits das<br />
Listungsverfahren vereinfacht – und<br />
auch die Son<strong>der</strong>platzierung wird unentgeltlich<br />
ermöglicht. Damit ist es für<br />
den Bauern wesentlich einfacher, in die<br />
Regale zu kommen, als für manch<br />
einen „normalen“ Lebensmittellieferanten.<br />
Eine enge Partnerschaft<br />
Kooperationspartner für Rewe sind<br />
üblicherweise Direktvermarkter, Regionalmarken<br />
und Bauern, die den<br />
regionalen Vereinen <strong>der</strong> Direktvermarkter<br />
angeschlossen sind. Aus<br />
einer solchen Kooperation mit <strong>der</strong><br />
Vereinigung <strong>der</strong> Hessischen Direktvermarkter<br />
e.V. stammt auch das<br />
Konzept. In Hessen startete man<br />
gemeinsam, damals noch unter dem<br />
Zeichen des Gockels. Dort einigten<br />
sich Rewe und <strong>der</strong> Verein <strong>der</strong><br />
Direktvermarkter, dass man gemeinsam<br />
das Projekt vorantreiben wollte –<br />
eine enge Partnerschaft entstand.<br />
Doch <strong>der</strong> verstärkte Trend zum<br />
Regionalprodukt än<strong>der</strong>t die Rewe-<br />
Strategie. So wird alsbald das modifizierte<br />
Konzept auch in Nordrhein-<br />
Westfalen umgesetzt – zunächst im<br />
Raum Münster, später dann auch in den<br />
an<strong>der</strong>en Landesteilen. Hier ist Rewes<br />
Lokalitätsbeauftragter ganz offen:<br />
Unter dem Signet „Aus Liebe zur<br />
Heimat“ können sich Regionalmarken<br />
und die Direktvermarkter <strong>der</strong> Region<br />
präsentieren, egal, ob sie <strong>der</strong> Vereinigung<br />
<strong>der</strong> Direktvermarkter NRW angehören<br />
o<strong>der</strong> nicht.<br />
<strong>Die</strong> Verhandlungsposition stärken<br />
Wobei Heinrich Rülfing, Vorstand des<br />
NRW-Direktvermarktervereins, bei den<br />
Landwirten für die Mitgliedschaft im<br />
Verein plädiert. Bei Verhandlungen sei<br />
man gemeinsam stärker, <strong>der</strong> Verein