Die Stärke der Pferde - Biokreis
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n_4_11.qxp 01.08.2011 10:21 Seite 42<br />
Biowelt<br />
Reise<br />
Mit dem Radl ins Paradies<br />
Auf Umwegen zu den drei Quellen <strong>der</strong> Isar<br />
Text und Bil<strong>der</strong>: Simone Kuhnt<br />
Einfach losfahren, denke ich. Endlich mal weg von daheim sein, frei sein, draußen sein. Ich will zum Ursprung<br />
<strong>der</strong> Isar, schon lang. Ich will erleben, wie das Wasser aus <strong>der</strong> Erde sprudelt. Will sehen, wo <strong>der</strong> wilde, türkisgrüne<br />
Gebirgsfluss seinen Ursprung hat. <strong>Die</strong>sen Platz inmitten des Karwendelgebirges stelle ich mir unbeschreiblich<br />
schön und zauberhaft vor. <strong>Die</strong> fünf freien Tage um Fronleichnam bieten sich an, endlich dorthin zu fahren.<br />
42 BioNachrichten 4 | August/September 2011<br />
Kurzentschlossen tausche ich die breiten<br />
Reifen meines Mountainbikes<br />
gegen schmälere, schnittigere aus – mit<br />
weniger Luftwi<strong>der</strong>stand, damit ich auf<br />
Asphalt schneller bin – und montiere<br />
einen Gepäckträger für Satteltaschen.<br />
Weil ich in Salzburg noch einen Freund<br />
besuchen will, beschließe ich, nicht den<br />
Isarradweg von Plattling nach Scharnitz<br />
(Tirol), son<strong>der</strong>n von Passau aus<br />
erstmal am Inn und ab Burghausen die<br />
Salzach entlang zu fahren.<br />
Den Gewittern entgangen<br />
Am Mittwoch knallt die Sonne noch<br />
hart auf mich herunter. <strong>Die</strong> Luft ist so<br />
schwül, dass sie mir fast im Hals stecken<br />
bleibt. Dazu geht es oft kilometerweit<br />
eintönig und menschenleer am<br />
Inn-Damm entlang. <strong>Die</strong> angekündigten<br />
Gewitter, die an diesem 22. Juni in<br />
Rosenheim große Schäden anrichteten,<br />
sehe ich nur aus <strong>der</strong> Ferne blitzen, starker<br />
Regen erwischt mich zum Glück<br />
erst auf den letzten Kilometern vor<br />
Salzburg. Dann aber richtig. Als ich in<br />
Salzburg ankomme, ist es schon dunkel.<br />
Ich bin völlig durchnässt, fix und<br />
fertig, ausgefroren. Den heißen Tee und<br />
die Nudeln mit Gemüsesoße schaffe<br />
ich noch am Esstisch sitzend. Zu Bier<br />
und Himbeerquark muss ich mich<br />
schon auf die Couch legen. Gut, dass<br />
ich jetzt einen Tag Pause habe!<br />
Am Freitag geht’s weiter. Zwar bin ich<br />
jetzt ziemlich weit östlich, trotzdem<br />
will ich immer noch zum Isarursprung.<br />
Auf Radwegen fahre ich nach Bad<br />
Reichenhall, wo mich <strong>der</strong> Wochenmarkt<br />
zu einer vorzeitigen Mittagspause<br />
bewegt und ich in einem<br />
Fahrradgeschäft noch schnell meine<br />
quietschende Kette ölen lasse. Von dort<br />
geht es weiter über Inzell nach<br />
Siegsdorf. Dort biege ich in den<br />
Bodensee-Königsee-Radweg ein, den<br />
ich in umgekehrter Richtung fahre. Es<br />
geht relativ eben durch Grassau und<br />
Bernau am Chiemsee nach Frasdorf.<br />
Hier komme ich an einer Weide vorbei,<br />
an <strong>der</strong> ein älterer Mann mit Bart, Stock<br />
und Hut gerade fröhlich seine Schafe<br />
herbeiruft: Hans Huber Senior, <strong>der</strong><br />
Vater vom Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bio-Käsemarke<br />
An<strong>der</strong>lbauer, Mitglied im <strong>Biokreis</strong>.<br />
Zusammen mit seiner Frau führt er die<br />
Tiere zum Hof. Wir ratschen kurz –<br />
eine schöne Abwechslung, wenn man<br />
sonst den ganzen Tag allein unterwegs<br />
ist. Ein paar Meter haben wir den gleichen<br />
Weg, dann ziehe ich weiter.<br />
Endlich die Isar<br />
Es ist schon kurz vor acht, als ich auf<br />
einer Anhöhe bei Au/Bad Feilnbach<br />
einen einsamen Bauernhof passiere und<br />
dort um ein Quartier bitte. Tagsdrauf<br />
arbeite ich mich weiter hinüber in den<br />
Westen. Der Bodensee-Königsee-<br />
Radweg, führt mich zum Schliersee<br />
und zum Tegernsee. Es regnet nicht,<br />
aber es weht ein frischer Wind, und<br />
zum Pausemachen ist es richtig ungemütlich.<br />
Aber ich habe einen<br />
Mordshunger – und den Achenpass vor<br />
mir….<br />
Auf Forststraßen fahre ich hinauf, und<br />
auch auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite über die<br />
Walchenbachklamm wie<strong>der</strong> hinunter –<br />
nach Fall am Sylvensteinstausee, dem<br />
Hochwasserrückhalte-Stausee <strong>der</strong> Isar,<br />
endlich. Ich schaffe es abends nicht<br />
mehr bis Mittenwald. Ein paar<br />
Kilometer davor, in Krün, erliege ich<br />
spontan den Verlockungen einer<br />
Wirtshaustafel, die Gerichte mit frischesten<br />
Zutaten anpreist. Eine Pension<br />
ist gleich gefunden. Und das gemütliche<br />
Wirtshaus Block´s Post, das mich<br />
so anlachte, hat für seine hochwertige<br />
Bergidylle pur: Das letzte Stück vor <strong>der</strong> Hallanger Alm geht es relativ<br />
flach bergauf, <strong>der</strong> Schotter ist zum Radfahren allerdings grob.