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AJOURE´ Magazin August 2018

AJOURE´ ist alles, was eine Frau braucht. Die brandneuen Styles und Trends der Mode - Wir zeigen euch die Lifestyle-Welt und bringen euch immer auf dem neuesten Stand – schneller als alle anderen! Entdecke jetzt die AJOURE´ August Ausgabe mit Cover-Star Julia Hartmann!

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AJOURE / KOLUMNE<br />

Fotos: picsfive / stock.adobe.com; Umut Akcay<br />

Wissen wir nicht, welchen Pfad wir bei<br />

der Karrierefindung einschlagen sollen,<br />

hilft uns unser Umfeld voller Tatendrang<br />

und aus diesem Grund begeben wir uns<br />

tatkräftig auf den Holzweg. Warum Holzweg?<br />

Weil es keine eigene und autonome<br />

Entscheidung aus uns selbst heraus war.<br />

Natürlich tut es unser Umfeld nicht aus<br />

Boshaftigkeit, sondern eher im Gegenteil<br />

aus Nächstenliebe. Sie wollen uns helfen,<br />

da sie unsere Ratlosigkeit zur Kenntnis<br />

nehmen und schlagen uns somit vor, was<br />

wir nun alles werden könnten, im beruflichen<br />

Sinne versteht sich. So sind mir<br />

unter anderem Berufe wie Sozialarbeiter,<br />

Lehrer, Wirt, Therapeut und Steward<br />

nahegelegt worden. Alles schöne Berufe,<br />

keine Frage, aber nicht das, worin ich<br />

mich selbst gesehen hätte. Es hat Jahre<br />

gebraucht um zu realisieren, dass Kreativität<br />

in irgendeiner Form zu meinen Interessen<br />

und Fähigkeiten gehört.<br />

So ähnlich geht es den Menschen aus<br />

meinem Umfeld leider auch. Nahezu<br />

ein jeder von ihnen kämpft mit der Vorstellung,<br />

die ihre eigene Familie oder ihr<br />

Freundeskreis über ihr Leben hat. Während<br />

Hinz und Kunz Pläne über dein Leben<br />

schmieden, bleiben deine Wünsche<br />

und Träume bezüglich des Lebenswegs<br />

aus. Wie soll man sich denn in einer Welt,<br />

in der alles Erdenkliche in Hülle und Fülle<br />

angeboten wird, bloß entscheiden können?<br />

Es gibt unzählige Berufe und genauso<br />

viele Chancen bei der Partnerfindung.<br />

Wir leben sozusagen in einem globalen<br />

Entscheidungsparadies, das sich für die<br />

weniger entscheidungsfreudigen Menschen<br />

wie eine Hölle anfühlt. Die Folge<br />

dessen ist ein unbestimmter Aufenthalt<br />

im Limbus, der uns beherbergt, bis wir<br />

uns entscheiden.<br />

Ein Teil des sogenannten First World Problems.<br />

Zu viele gute Optionen und Wege<br />

gepaart mit entscheidungsschwächeren<br />

Menschen und schon haben wir eine Gesellschaft,<br />

die nichts mehr entscheiden<br />

kann und möchte. Die Bevölkerung ist<br />

nämlich geplättet vom Überangebot des<br />

21. Jahrhunderts und verrutscht ins Jammern.<br />

Dummerweise wird es mit der Entscheidungsabnahme<br />

nicht besser, denn dadurch<br />

wäre unser Leben fremdbestimmt.<br />

Nun befinden wir uns in der Zwickmühle.<br />

Schließlich hätten wir jetzt eine weitere<br />

Aufgabe, die von uns erfüllt werden<br />

muss. Das korrekte und angemessene<br />

Nein sagen. Das Ablehnen der Erwartungen<br />

und Vorschläge von außen scheint<br />

eine der wohl kompliziertesten und dennoch<br />

einfachsten Dinge dieser Welt zu<br />

sein. Es ist doch bloß eine lächerliche<br />

Kopplung von vier Buchstaben und die<br />

Aussprache dieses Buchstabensalats. Was<br />

im Alter von zwei Jahren unser Lieblingswort<br />

zu sein schien, ist heute das Unwort<br />

schlechthin geworden. Ein simples Nein<br />

wird nun beinahe mit einer Beleidigung<br />

gleichgesetzt. Unfassbar, dass das nun zur<br />

Königsdisziplin wird.<br />

Bleiben wir Ja-Sager, enttäuschen wir<br />

einen wichtigen Menschen und zwar uns<br />

selbst, doch sagen wir zu allem und jedem<br />

Nein, scheint es so, als ob wir unser<br />

Umfeld im Stich ließen. Wieso ist das so?<br />

Und wann haben wir das Nein sagen verlernt?<br />

Es scheint fast so als ob wir Ja aus<br />

Nächstenliebe sagen würden. Ironischerweise<br />

täte uns und unseren Nächsten ein<br />

Nein gar nicht so schlecht. Es wäre ein<br />

Nein aus Selbstliebe und somit wieder<br />

ein Ja zu uns selbst! Verwirrend, nicht<br />

wahr? Wir sind wie paralysiert vor der<br />

Macht und Aussagekraft des Wortes Nein<br />

und genau aus diesem Grund lassen wir<br />

es lieber sein. Möglicherweise ist es ein<br />

Mangel an Selbstliebe, denn man hat uns<br />

weisgemacht, dass Liebe mit Konditionen<br />

verbunden ist. Deshalb haben wir Angst,<br />

jemandem den wir mögen zu widersprechen.<br />

Man könnte der ganzen Thematik<br />

natürlich die Frage, „Was soll denn großartig<br />

beim Versäumen der Verneinung<br />

passieren?“, entgegenbringen. Sagen wir<br />

es mal so, es ist ganz unterschiedlich,<br />

kann aber fatale Ausmaße annehmen.<br />

Ein Pakistaner, den ich einst kennenlernen<br />

durfte, erzählte mir, dass seine Eltern<br />

konkrete Vorstellungen über seine private<br />

Zukunft haben. Er solle doch bitte eine<br />

Pakistanerin heiraten, die sie ihm ausgesucht<br />

hätten. Und hiermit hätten wir den<br />

Beginn eines Dilemmas, denn er hatte<br />

sich seine Partnerfindung anders vorgestellt.<br />

Trotz seiner Wünsche, Vorstel-<br />

lungen und Hoffnungen dominierte am<br />

Ende die Erwartungshaltung der Familie<br />

und das Resultat war ein junger Mensch,<br />

der zu einer Geißel seiner eigenen Familie<br />

wurde. Er sagte Ja, um seine Verwandtschaft<br />

nicht zu enttäuschen, jedoch<br />

glücklich ist er nicht. Wie zum Henker<br />

soll es einem Individuum möglich sein,<br />

wahrhaftig und richtig lieben zu können,<br />

wenn die Eltern ihm in der Kindheit kein<br />

solides Fundament durch Wertevermittlung<br />

und richtige Erziehung nahegelegt<br />

haben? Wie kann Nächstenliebe und Liebe<br />

in der Partnerschaft realisiert werden,<br />

wenn Selbstliebe nicht gegeben ist? Und<br />

kann man überhaupt Liebe zum Partner<br />

entwickeln, den jemand anderes für<br />

einen ausgesucht hat?<br />

Ein Ansatz zur Erlernung dieser Lebensgrundlagen<br />

wäre ein therapeutischer, ein<br />

weiterer vielleicht ein spiritueller Weg.<br />

Daraus folgert, dass es keinen glücklichen<br />

Ausgang im Morgen geben wird,<br />

ohne die Hausaufgaben von gestern zu<br />

erledigen. Sei es das Wiedererlernen vom<br />

Nein sagen oder die mühselige Reflexion<br />

der eigenen Vergangenheit. Und oft stellt<br />

man fest, dass alle dieser Lerninhalte miteinander<br />

verknüpft sind.<br />

Selbst wenn Ablenkung, sei es durch<br />

Alkohol oder ständige Reizbeschallung<br />

durch Freizeitaktivitäten, verlockend<br />

erscheinen mag, ist es tatsächlich keine<br />

langfristige Methode und somit kein<br />

Ausweg. Je länger wir es hinausschieben,<br />

umso schwieriger scheint die Bewältigung<br />

der subjektiven Chronik. Und<br />

ehe wir uns versehen, ist aus der kleinen<br />

Hürde eine Herkulesaufgabe geworden.<br />

Aufgeschoben ist sehr wohl aufgehoben,<br />

denn durch diese Mañana–Mentalität<br />

gelangen wir nicht rechtzeitig zum Ziel<br />

und müssen später eine viel schwierigere<br />

Aufgabe meistern. Dieser teils selbstverschuldete<br />

Schneeballeffekt kann einen<br />

dann schon Kopf und Kragen kosten,<br />

wenn man es plötzlich mit einer Lawine<br />

zu tun hat. Da wünscht man sich doch<br />

glatt den Schneeball herbei, nicht wahr?<br />

Eben das ist der springende Punkt, das<br />

Leben spielt sich im Hier und Jetzt ab und<br />

erwartet eine klare Ansage von uns. Vage<br />

Aussagen und schwammige Entscheidungen<br />

sind kontraproduktiv.<br />

Denn auf die Frage aller Fragen, kannst<br />

du nicht mit „Ja, ich werde möglicherweise<br />

wollen“, antworten.<br />

AJOURE MAGAZIN SEITE: 103 | AUGUST <strong>2018</strong>

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