Jahresbericht 2007 zum Download - Kindernothilfe
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Foto: Karl Pfahler<br />
Beispielprojekt: Förderung von Kindern durch Selbsthilfegruppen (Projekt 60953/AA/12)<br />
„Als Einzelne bist du ohne Stimme, machtlos und verletzbar“,<br />
sagt eine der Frauen, „aber wir haben gelernt, dass wir als Gruppe<br />
enormes Potenzial haben und zusammen die Kraft besitzen,<br />
Probleme gemeinsam anzugehen und positive Veränderung zu<br />
bringen. Es ist wie ein Motor, den wir angeworfen haben, der<br />
unser Leben – angepasst an die holprigen Straßen bei uns – voranbringt.“<br />
Armut nach unserem Verständnis ist noch immer zu sehen, das<br />
Wasserproblem ist noch nicht gelöst, auch greifen neue Ansätze,<br />
in den Familien kleine Gewerbe aufzubauen, erst langsam –<br />
und doch reden die Frauen von nachhaltiger Veränderung.<br />
So gehen alle Kinder im Schulalter zur Schule, denn die Schuluniform<br />
kann sich nun fast jede Familie leisten – dank der Kleinprojekte.<br />
Zum Beispiel hat eine Frau einen Laden für Dinge des<br />
täglichen Bedarf eröffnet. Er läuft sehr gut, weil er im Dorf ist<br />
und die Frauen nun nicht mehr bis in die nächste Kleinstadt<br />
laufen müssen. Die medizinische Versorgung ist viel besser, denn<br />
wenn jemand in Not ist, braucht er nicht mehr Geld beim Geldverleiher<br />
zu Wucherzinsen zu holen; die Gruppen geben Kleinkredite<br />
zu günstigen Konditionen, und der Gewinn bleibt bei<br />
den Frauen. Die Kredite der Gruppen werden auch ausgiebig genutzt,<br />
um sich mit kleinen Dienstleistungen selbständig zu machen.<br />
Ihren Gewinn investieren die Frauen in neue Projekte und<br />
in die Zukunft ihrer Kinder: Bessere Nahrung, Kleidung und Erziehung<br />
sind die wichtigsten Ziele.<br />
Die beste Förderung für jede Zielgruppe<br />
Äthiopien:<br />
FCE Birmadu Folle Project<br />
Zielgruppe: 13.622 Kinder in der South West<br />
Shewa Zone<br />
Projektträger: Facilitator for Change Ethiopia (FCE)<br />
Laufzeit: 01.01.2005 – 31.12.2009<br />
Projektziel: Schulbildung für alle (wurde bereits<br />
erreicht), Beendigung der Kinderarbeit,<br />
Abschaffung schädlicher traditioneller<br />
Praktiken, Berufsausbildung für landlose<br />
Jugendliche, bessere Ernährung, Einhal-<br />
tung der Kinderrechte<br />
Hilfsform: Patenschaft ohne Briefkontakt<br />
Projekt-Budget: 1.243.506 Euro<br />
<strong>Kindernothilfe</strong>-Anteil: 611.163 Euro<br />
– Budget <strong>2007</strong>: 151.418 Euro<br />
– Budget 2008: 77.800 Euro<br />
Besonders stolz sind die Frauen darauf, dass in ihrer überschaubaren<br />
Region die schädlichen traditionellen Praktiken so gut<br />
wie ausgerottet sind. „Wir haben die Genitalverstümmlung abgeschafft“,<br />
erzählt eine alte Frau stolz, „und auch Kinderheirat<br />
gibt es bei uns fast nicht mehr.“ Eine weitere Frau steht auf,<br />
erzählt vom qualvollen Tod ihres dreijährigen Sohnes. „Kindern<br />
werden einfach die Mandeln herausgeschnitten, wenn sie zu<br />
oft erkältet sind. Mein Sohn ist dabei gestorben. So etwas gibt<br />
es bei uns jetzt nicht mehr.“<br />
Die Frauen berichten, dass es in der Region jetzt schon 44 Selbsthilfegruppen<br />
gibt. Immer zehn Gruppen bilden eine Dachorganisation,<br />
einen „Cluster“. Jede Gruppe wählt zwei Frauen in die<br />
Clustergruppe. „Wir sind jetzt schon ein richtiges Netzwerk in<br />
Birmadu Folle, dem man Respekt entgegen bringt, sogar die Lokalpolitiker<br />
kommen und reden mit uns“, berichtet eine Frau.<br />
„Viel hat sich verändert in den letzten Jahren, ganz langsam,<br />
aber stetig, unsere Kinder haben keinen Hunger mehr, das ist<br />
das Wichtigste. Natürlich ist noch viel zu tun, aber wir schaffen<br />
das gemeinsam mit der <strong>Kindernothilfe</strong>.“<br />
„Ich bin, weil wir sind“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Die<br />
Frauen verstehen das als Zukunftskonzept, nicht mehr allein<br />
am Rande der Gesellschaft, machtlos zu sein, sondern gemeinsam<br />
ihre Zukunft und die ihrer Kinder zu gestalten.<br />
Dietmar Roller, Vorstand Programmbereich<br />
Die Selbsthilfegruppen sind für das ländliche Äthiopien die ideale Hilfsform. Sie lässt sich aber nicht automatisch auf alle Länder<br />
und Lebenssituationen von Kindern übertragen. Die <strong>Kindernothilfe</strong> und ihre Partner bauen je nach Land, Region und Zielgruppe<br />
auf die Förderung, die Kindern dort am besten hilft. Straßenkinder in Brasilien, kriegstraumatisierte Kinder in Sri Lanka, Kinder<br />
mit Behinderungen in Afghanistan, aidskranke Waisen in Thailand, Opfer sexueller Gewalt in den Philippinen, arbeitende Kinder<br />
in Honduras brauchen eine andere Unterstützung als die Mädchen und Jungen in Birmadu Folle. Und deshalb müssen auch<br />
institutionelle Hilfsangebote wie Kindertagesstätten, Reha-Zentren, Hospize und Schülerwohnheime unbedingt sein und werden<br />
immer <strong>zum</strong> Förderkonzept der <strong>Kindernothilfe</strong> gehören.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />
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