elektro AUTOMATION 03.2017
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INTEGRATED MANUFACTURING<br />
TRENDS<br />
Kompaktroboter wie dieser<br />
von Comau benötigen dünne<br />
Kabel, die im Inneren des<br />
Arms verlaufen können<br />
Beste Dielektrikum wäre Luft. Da sich damit<br />
allerdings keine Leitung fertigen lässt, muss<br />
ein Material mit niedriger Dielektrizitätskonstante<br />
als Isolation verwendet werden.<br />
Bewährt hat sich hierfür PE (Polyethylen),<br />
dessen Datenübertragungseigenschaften<br />
für hochwertige Datenleitungen<br />
noch weiter verbessert werden, indem<br />
das PE beim Extrusionsprozess aufgeschäumt<br />
wird. Dabei können Eigenschaften wie die Kapazität<br />
oder die Impedanz durch eine geregelte Einbringung der Gas -<br />
menge im Produktionsprozess exakt eingestellt werden. Durch eine<br />
gute Abstimmung der beiden Parameter Isolationsdicke und<br />
Gasmenge lässt sich eine dünne, platzoptimierte Leitung fertigen.<br />
Zur Veranschaulichung des Stellhebels Verseilung eignet sich ein<br />
Haarzopf ganz gut. Je enger man diesen flechtet, umso dicker wird<br />
er. Dickere und dünnere Stellen wechseln sich dabei ab. Nimmt man<br />
dieselbe Anzahl an Haaren einfach zu einem parallelen Bündel<br />
zusammen, ist es merklich dünner. Etwas Ähnliches geschieht mit<br />
den Kupferlitzen beim „Verseilen“. Die feinen Metalldrähte werden<br />
verdrillt, weil das die Flexibilität verbessert – würden alle Litzen und<br />
alle Adern parallel verlaufen, so würden bei jeder Biegung des<br />
Kabels die außen liegenden Kupferdrähte gedehnt und die innen<br />
liegenden gestaucht. Das Kabel wäre also extrem starr. Dem -<br />
entsprechend ist es über die Schlaglänge – die Distanz für einen<br />
Umlauf der Verdrillung – möglich, die Dicke und Flexibilität des<br />
Kabels zu steuern. Ist sie länger und damit die Verdrillung geringer,<br />
fällt das Kabel dünner aus. Für einen Hersteller von Kompaktrobotern<br />
hat Lapp deshalb Adern zur Leistungsübertragung mit einer längeren<br />
Schlaglänge entwickelt. Bei Datenleitungen kommt außerdem<br />
noch dazu, dass eine paarweise Verseilung der Adern die Störfestigkeit<br />
der Datenübertragung verbessert.<br />
Sternvierer oder Stern in der Mitte<br />
Änderungen gibt es auch bei den Aufgaben, die eine Verkabelung<br />
übernehmen muss. In der klassischen Robotik werden Steuersig -<br />
nale, Energie für die Servomotoren sowie Informationen einfacher<br />
Sensoren häufig noch per Parallelverdrahtung übertragen. Für schnellere<br />
Verbindungen, wenn größere Datenmengen übertragen werden<br />
müssen, kommt zunehmend eine serielle Verkabelung zum Einsatz –<br />
in der Regel werden Ethernet Cat 5 Kabel mit Datenraten von bis zu<br />
100 Mbit/s genutzt. Für kompakte Roboter sind diese Leitungen als<br />
Sternvierer aufgebaut. Das bedeutet, dass die beiden Aderpaare im<br />
Inneren des Mantels so verseilt sind, dass sie im Vergleich zur oben<br />
genannten paarweisen Verseilung weniger Platz beanspruchen und<br />
jahrelange Bewegungen wie Biegung und Torsion aushalten.<br />
Anders ist die Situation, wenn der Roboter viele Sensoren oder gar<br />
eine Kamera zur Erkennung von Teilen oder zur Qualitätskontrolle<br />
trägt. Dann reicht eine Sternvierer-Leitung nicht mehr aus, denn mit<br />
nur zwei Aderpaaren können die enormen Datenraten<br />
nicht bewältigt werden. Dann sind Ethernet-Leitungen<br />
nach Cat 6 die bessere Wahl.<br />
A<br />
Sie übertragen Daten mit bis zu 10 Gbit/s.<br />
Die in diesen Leitungen enthaltenen vier<br />
Aderpaare werden zunächst jeweils als<br />
Paare und dann noch miteinander verseilt.<br />
Der dafür nötige Platzbedarf ist natürlich größer<br />
als bei Sternvierern. Außerdem wird zwischen den<br />
vier Aderpaaren ein Kunststoffkern mit Kreuzquerschnitt<br />
mitverseilt, der sie auseinanderhält und dafür sorgt, dass<br />
sich die Aderpaare bei Bewegungen nicht in Ihrer Position verändern.<br />
Zudem wird dadurch das Nebensprechen zwischen den Aderpaaren<br />
reduziert. Somit ist die fertige Leitung für den rauen Einsatz am<br />
Roboter ertüchtigt.<br />
Bild: Comau<br />
Weitere Trends in der Roboterverkabelung<br />
Der Wunsch der Roboterhersteller nach kompakteren Leitungen hat<br />
auch Auswirkungen auf die Steckverbinder. Große Roboter werden<br />
vom Schaltschrank aus über eine Versorgungsleitung gesteuert, die<br />
üblicherweise in einem Industrie-Rechteckstecker im Fuß des Roboters<br />
endet, oder auch mit einem M23-Rundstecker. Von dort laufen<br />
Energie und Daten über Leitungen mit M23-Rundsteckern in der<br />
Roboterarm. Für kleinere Roboter wurde dieser Standard auf das<br />
kleinere M12-Format geschrumpft. Wenn noch kleinere Lösungen<br />
benötigt werden, bei Robotern mit reiner Innenverkabelung etwa,<br />
sind solche Stecker aber nicht mehr praktikabel. Hier werden die<br />
Leitungen über kleine Steckverbinder angeschlossen, wie man sie<br />
aus der Verbindung von Leiterplatten kennt.<br />
Im Bereich der Zuleitungen vom Schaltschrank zum Roboter geht<br />
der Trend eindeutig hin zu Fertigkonfektionen, wie sie Lapp in<br />
seinem Ölflex-Connect-Programm anbietet. Bei der Verlegung der<br />
Leitungen am oder im Roboter dominiert weiter Meterware zum<br />
Selbstverlegen. Doch auch hier gibt es in letzter Zeit Anfragen nach<br />
Fertigkonfektionen. Ein weiterer Trend in der Verkabelung von<br />
Maschinen sind Hybridkabel. Sie enthalten alle notwendigen Leitungen,<br />
manchmal auch Pneumatik- und Hydraulikschläuche, in einem<br />
gemeinsamen Mantel. Dieses Konzept ist allerdings für Kompaktroboter<br />
nicht geeignet. Durch die enge Abfolge der Anschlusspunkte<br />
an bis zu sechs Servomotoren sowie Sensoren macht das Zusammenfassen<br />
in einem Mantel hier keinen Sinn.<br />
ik<br />
www.lappkabel.de<br />
Überblick über die Datenübertragungssysteme<br />
für Ethernet bei Lapp:<br />
www.t1p.de/yv99<br />
INFO<br />
<strong>elektro</strong><br />
<strong>AUTOMATION</strong><br />
<strong>elektro</strong> <strong>AUTOMATION</strong> 03 2017 27