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Berliner Zeitung 23.11.2018

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 274 · F reitag, 23. November 2018 13<br />

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Berlin<br />

Mit der Kraft aus den Umfragen<br />

Auch in Berlin sind die Grünen längst stärkste Partei. Für die Landesdelegiertenkonferenz am Sonnabend verspricht das besondere Spannung<br />

VonElmar Schütze<br />

Antje Kapek ist derzeit Fraktionsvorsitzende der erfolgreichsten Partei der Stadt. Und demnächst auch Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin?<br />

Landesvorstand: Das Gremium<br />

wird neu gewählt und<br />

besteht aus den beiden<br />

Chefs Nina Stahr und Werner<br />

Graf, einem Schatzmeister,<br />

einer frauen- und geschlechterpolitischen<br />

Sprecherin sowie<br />

drei Beisitzern.<br />

POSTEN UND KANDIDATEN<br />

Neu: Rhea Niggemann,<br />

frauen- und geschlechterpolitische<br />

Sprecherin, hörtauf.<br />

Für ihren Posten hat sich Ina<br />

Rosenthal beworben. Alle<br />

anderen Mitglieder wollen<br />

weitermachen. Gegenkandidaturen<br />

gibt es nicht.<br />

Highlight: Für den Höhepunkt<br />

dürfte der Auftritt eines<br />

Grünen sorgen, der garnicht<br />

zum <strong>Berliner</strong> Landesverband<br />

gehört. Nach der Begrüßung<br />

will der Star der Partei und<br />

Bundes-Vorsitzende Robert<br />

Habeck eine Rede halten.<br />

IMAGO<br />

Wenn am Sonntag Abgeordnetenhauswahl<br />

wäre, würde Berlin<br />

nach Lage der Dinge<br />

nicht länger ein Rotes Rathaus haben,<br />

sondern ein Grünes. Getrieben<br />

von einem positiven Bundestrend<br />

räumen inzwischen auch die <strong>Berliner</strong><br />

Grünen bei allen Umfragen ab.<br />

Bei der jüngsten Erhebung für den<br />

RBB und die <strong>Berliner</strong> Morgenpost erhielt<br />

die Partei, bisher nur drittstärkste<br />

Kraft in der rot-rot-grünen<br />

Koalition, 24 Prozent der Stimmen.<br />

Die Koalitionspartner SPD und<br />

Linke verloren und kamen nur noch<br />

auf 15 beziehungsweise 18 Prozent.<br />

Die CDU als stärkste Oppositionspartei<br />

kam ebenfalls auf 18 Prozent.<br />

In diese brisanten Zeiten fällt ein<br />

turnusmäßiger Landesparteitag der<br />

Grünen am kommenden Wochenende<br />

in Kreuzberg. In den Tagen zuvorpräsentiertsich<br />

die Partei personell<br />

geeint wie lange nicht. Zwar ist<br />

zweieinhalb Jahre vor der Abgeordnetenhauswahl<br />

noch offen, wer für<br />

das Amt des Regierenden Bürgermeisters<br />

–oder besser:der Regierenden<br />

Bürgermeisterin –kandidieren<br />

wird. Infrage kämen derzeit Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop oder<br />

Fraktionschefin Antje Kapek. Von<br />

möglichen Grabenkämpfen dringt<br />

nichts nach außen. Undauch bei der<br />

Neuwahl des Landesvorstands droht<br />

kein Ungemach (siehe Kasten).<br />

Dennoch wirkt es so, als wollten<br />

die Grünen dieser Tage mit den Muskeln<br />

spielen, austesten, was die angeschlagenen<br />

Partner SPD und<br />

Linke so akzeptieren. So krachte es<br />

am Dienstagvormittag auf der Senatssitzung,<br />

als Wirtschaftssenatorin<br />

Pop heftig mit Sozialsenatorin<br />

Elke Breitenbach (Linke) aneinandergeriet.<br />

Es ging um akute Hilfe für<br />

Obdachlose – und darum, warum<br />

denn die Sozialverwaltung nicht<br />

längst eine nachhaltige Antwort auf<br />

die sich bei jeder Kältewelle stellenden<br />

Fragen habe.<br />

Am Ende einigte man sich darauf,<br />

dass erneut die BVG, deren Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Ramona Pop<br />

ist, sogenannte Kältebahnhöfe zur<br />

Verfügung stellt. Dabei erklären<br />

BVG-Manager doch immer wieder,<br />

dass ihreBahnhöfe nicht für die Unterbringung<br />

vonMenschen geeignet<br />

seien. Sollte Breitenbachs Behörde<br />

innerhalb eines Jahres keine Lösung<br />

finden und wieder die BVG indie<br />

Pflicht nehmen, ist der nächste Streit<br />

schon programmiert.<br />

Undauch mit der SPD haben die<br />

Grünen so manchen Dissens. Zum<br />

Beispiel bei dem seit Monaten umstrittenen<br />

Schulbauprogramm, das<br />

SPD und Linke vonder landseigenen<br />

Wohnungsbaugesellschaft Howoge<br />

verwirklicht sehen wollen. In einem<br />

Leitantrag des Grünen-Vorstands,<br />

der am Sonnabend abgestimmt werden<br />

soll, wirdgefordert, auf eine Kreditfinanzierung<br />

für den Schulbau zu<br />

verzichten. Stattdessen sollten die<br />

Neubauten aus dem vor zwei Wochen<br />

verabschiedeten Nachtragshaushalt<br />

bestritten werden.<br />

Am Donnerstag bemühte sich die<br />

<strong>Berliner</strong> Co-Vorsitzende Nina Stahr<br />

sehr, auch nur den Anschein eines<br />

Streits abzuräumen. „Wir stellen uns<br />

keineswegs gegen das Howoge-Modell<br />

oder gar gegen die Koalition“,<br />

sagte sie. Der Leitantrag gebe vielmehr<br />

die„reine grüne Lehre“ wieder.<br />

Beim Thema Videoüberwachung,<br />

einem Dauerbrenner zwischen SPD<br />

und Grünen, war Stahrs KollegeWerner<br />

Graf um Besänftigung bemüht.<br />

Während Innensenator Andreas<br />

Geisel (SPD) angekündigt hat, acht<br />

kriminalitätsbelastete Orte perVideo<br />

überwachen zu wollen, hält Graf fest:<br />

„Wir haben uns prinzipiell gegen Videoüberwachung<br />

ausgesprochen.“<br />

Jedoch möchte er dies nicht als generelle<br />

Ablehnung der SPD-Position<br />

verstanden wissen. Immerhin: Ein<br />

Modellprojekt an einem ausgesuchten<br />

Ort könne auch er sich vorstellen,<br />

so Graf.<br />

Insgesamt, sagten Stahr und Graf,<br />

wolle die Partei unbedingt an der Koalition<br />

festhalten„und unsereerfolgreiche<br />

Arbeit auch nach 2021 fortsetzen“.<br />

Eine vorzeitige Koalitionszusage<br />

war das naturgemäß nicht.<br />

ENTSPANNN<br />

DICH!<br />

15× SAUNAA<br />

UNDWELLNESSS<br />

INBERLIN<br />

berlinerbaeder.de|

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