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Berliner Zeitung 23.11.2018

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 274 · F reitag, 23. November 2018 – S eite 28 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Heino (79) erweist sich als echter<br />

Künstler und geht mit seinem sängerischen<br />

Schaffen hartins Gericht.<br />

Gegenüber dem Radiosender HR4<br />

sagte der Schlagerstar,dass er nur<br />

ungernseine eigene Musik hört,<br />

etwa wenn sie auf einem Fest aus<br />

dem Lautsprecher tönt: „Das mag<br />

ich nicht so,weil ich dann immer<br />

sehr kritisch bin bei dem, was ich gemacht<br />

habe.Wenn man genau hinhört,<br />

dann merkt man manchmal so<br />

kleine Unebenheiten.“ Ansonsten<br />

aber gibt sich Heino,der im Dezember<br />

80 Jahrealt wird, unverdrossen:<br />

„Es ist ja nicht so,dass man mit 80<br />

noch so fit ist wie mit 20. Aber ich<br />

kann wirklich sagen, ich bin mit 80<br />

noch so fit, als wenn ich 30 oder 35<br />

wäre.“Erstaunlich!<br />

Lässt Jüngeren<br />

den Vortritt.<br />

IMAGO<br />

DJ Bobo (50) gibt<br />

sich da schon etwas<br />

verzagter<br />

und lässt auf der<br />

Bühne seinen<br />

Tänzerngern<br />

auch mal den<br />

Vortritt. Der<br />

Schweizer Musiker<br />

will sich<br />

nichts mehr vormachen:<br />

„Mit 25-jährigen Profis,die<br />

frisch aus den USA vonder Tanzakademie<br />

kommen und die ganzeTanzshowinnur<br />

wenigen Minuten verinnerlichen,<br />

kann ich nicht mehr<br />

Schritt halten. Es zu versuchen, wäre<br />

albern.“ Wohl wahr!<br />

Penélope Cruz (44) hat ein einfaches<br />

Rezept, bei zunehmendem Alter in<br />

guter Form zu bleiben:„Ich mache<br />

keine Diäten, ich esse einfach gesund.“<br />

DieHollywood-Schauspielerin,<br />

die 2014 zur„SexiestWoman<br />

Alive“ gewählt wurde und heute Mutter<br />

zweier Kinder ist, weiß allerdings<br />

auch, dass das nicht reicht:„Ich rauche<br />

nicht, ich trinke nicht und versuche<br />

Sportzumachen, wenn ich es<br />

schaffe.“ So viel Verzicht!<br />

Harold Ehrenberg und seine Ehefrau<br />

Tina aus dem US-Bundesstaat Louisiana<br />

müssen künftig auf weniger<br />

verzichten: Beim Aufräumen fanden<br />

sie einen monatealten Lottoschein<br />

und lösten ihn gerade noch rechtzeitig<br />

ein. Gewinn: 1,8 Millionen Dollar.<br />

Prost! (schl./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Ausgesetzt: das Meerschweinchen<br />

Wirbel.<br />

DPA/KELLER-RANCH<br />

Ob zu Weihnachten wohl wieder viele<br />

Kuscheltiereauf den Gabentischen<br />

landen werden?Weil die Kinder sich<br />

so sehr etwas Niedliches zum Betütteln<br />

gewünscht haben und sie ja auch<br />

lernen sollen,Verantwortung zu<br />

übernehmen …Imsüdhessischen<br />

Weiterstadt fand ein Mann bei einem<br />

Altkleidercontainer einen Karton mit<br />

einem Meerschweinchen. Derkleine<br />

Nager war offenbar ausgesetzt worden,<br />

in dem Karton lagen noch ein<br />

paar Euro-Münzen, ein polnischer<br />

20-Zloty-Schein und ein Zettel mit einem<br />

Hilferuf in Kinderschreibschrift:<br />

„Mein Papa will es nicht haben. Bitte<br />

helft demWirbel! Geld ist dabei!“Wirbel,<br />

so heißt das Meerschweinchen,<br />

ist jetzt in der Obhut des„Gnadenhofes<br />

Keller-Ranch e.V.“–sovermeldet<br />

es der Tierhilfeverein auf seiner<br />

Facebook-Site. (schl.)<br />

Benehmt euch!<br />

Russlands Behörden verbieten reihenweise Auftritte von Teenagerbands<br />

und Jungrappern. Auch, weil die offizielle Erwachsenenwelt enorme<br />

Probleme hat, die Sprache ihrer Kinder zu verstehen<br />

VonStefan Scholl, Moskau<br />

Russische Jugendliche haben nicht unbedingt ein Problem mit der Erwachsenenwelt oder der Staatsgewalt, möchten aber über ihre eigenen Themen sprechen.<br />

Die Girls tragen weiße,<br />

himmelblaue und rosa<br />

Unterwäsche, ihre langen<br />

Haare sind entsprechend<br />

gefärbt, „Pajama-Party“ im<br />

Himmelbett, sie spielen Flaschendrehen<br />

mit einer den Eltern geklauten<br />

Sektflasche. Und als Sängerin<br />

Maybe-Baby ein Mädchen mit rosa<br />

Haaren küsst, fängt es unter ihrem<br />

Hemdchen heftig an zu klopfen.<br />

„Liebe hängt nicht vom Geschlecht<br />

ab. Das Schicksal schreit dich an:<br />

Kleines,probier was aus!“<br />

Der Videoclip zu dem Lied „Flaschendrehen“<br />

ist so kindlich-ironisch<br />

wie sein Text und die ganze<br />

Gruppe Frendzona, benannt nach<br />

dem englischen friendzone, dem<br />

traurigen Zustand eines Liebenden,<br />

der von seiner Angebeteten nur als<br />

guter Freund betrachtet wird. Der<br />

Name Maybe-Baby verweist indes<br />

auf ein Wort für Schwangerschaftstests<br />

–vielleicht ein Baby –und unterläuft<br />

damit wiederum das asexuelle<br />

Nur-Freund-Sein.<br />

Gefährliche Sexualität<br />

Auf der Frendzona-Seite im russischen<br />

Sozialnetz VKontakte<br />

(Frendzona/vk.com) haben sich<br />

schon über 300 000 Follower versammelt.<br />

Dort stellen sich die<br />

fünf Teenager aus Sankt Petersburg<br />

als „Pop-Punk-Band aus der<br />

Stadt Nvor, getränkt mit jugendlichen<br />

Tagträumen und dem Geruch<br />

billiger L&Ms (Zigaretten; d. Red.).<br />

Aus dieser Frendzona kommst du<br />

nicht raus, wir lieben dich, aber als<br />

Freund“.<br />

Doch bei aller Ironie und aller<br />

Lust an Widersprüchen hat die erst<br />

seit Mai existierende Schülerband<br />

wohl zu viel experimentiert. Nach<br />

neun völlig harmlos verlaufenen<br />

Auftritten droht ihre erste allrussische<br />

Konzerttour jetzt in Sibirien zu<br />

platzen. Erst verboten die Behörden<br />

in Krasnojarsk ihr Gastspiel, dann in<br />

Kemerowo.<br />

Laut der Krasnojarsker Staatsanwaltschaft<br />

„enthalten die meisten<br />

musikalischen Kompositionen der<br />

Band Schimpfwörter, propagieren<br />

nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen,<br />

Suizid, Alkohol und andere<br />

verbotene Stoffe“. Auch die Gebietsbevollmächtigten<br />

für Kinderrechte<br />

hatten Front gegen Frendzona gemacht.<br />

Die <strong>Zeitung</strong> Kommersant<br />

schreibt, alle Offiziellen würden sich<br />

Die Petersburger Band Frendzona: „Wir lieben dich, aber als Freund.“<br />

auf den Song „Flaschendrehen“ berufen:<br />

„Er ruft nach ihrer Ansicht zu<br />

gleichgeschlechtlichem Sexauf.“<br />

Schon im Märzwaren Auftritte der<br />

Gruppe Poschlaja Molli in Belgorod<br />

abgesagt worden, laut dem Portal<br />

lenta.ru hatten die örtlichen Behörden<br />

das den betroffenen Clubbesitzern<br />

aus „ethischen und ideologischen<br />

Gründen“ geraten. Die Pop-<br />

Punk-Band aus dem ukrainischen<br />

Charkiw wurde 2016 gegründet, 2017<br />

brachte sie das Album mit dem provozierenden<br />

Titel „8 Spossobow kak<br />

brosit drotschit“ („Acht Wege, mit<br />

demWichsen aufzuhören“) heraus.<br />

Diesen Herbst verbot die Staatsanwaltschaft<br />

in Nischni Nowgorod –<br />

die Millionenstadt liegt etwa 400 Kilometer<br />

östlich von Moskau – die<br />

Konzerte der Sängerin Monetotschka<br />

sowie der Rapper Eldschej,<br />

FRENDZONA/VK.COM<br />

Ganwest, Jah Khalib und Matrang.<br />

Man stieß sich an den Schimpfwörternund<br />

Informationen in ihren Texten,<br />

die „fähig sind, bei Kindern den<br />

Wunsch zu erwecken, Alkohol oder<br />

verbotene Stoffe zu konsumieren sowie<br />

Handlungen zu vollziehen, die<br />

eine Gefahr für ihr Leben und ihre<br />

Gesundheit darstellen“.<br />

DieBehörden prüfen „Childfree“,<br />

ein gemeinsames Lied der Sängerin<br />

Monetotschka und des Rappers<br />

Noize MZ. Ein Moskauer Anwalt<br />

hatte Anzeige erstattet, weil manche<br />

Verse darin zum Selbstmord aufriefen.<br />

Tatsächlich schlagen sie einem<br />

fiktiven Jüngling vor, zu sterben, solange<br />

er noch nicht alt geworden sei.<br />

Er landet beim Teufel in der Hölle,<br />

der nach ein paarWodkas seine Seele<br />

verzehren will. Die Künstler versichern,<br />

es handle sich um Satire.<br />

Offenbar traut Russlands offizielle<br />

Erwachsenenwelt den eigenen<br />

Kindern keinen Humor zu. Und sie<br />

hat enorme Probleme,ihremit russifiziertem<br />

Englisch gespickte Sprache<br />

zu verstehen. So erregte die Vokabel<br />

„Wpiska“ im Konzertprogramm von<br />

Frendzona bei vielen Sibirjaken heftigen<br />

Anstoß. Sie halten Wpiska offenbar<br />

für ein transsexuelles Geschlechtsorgan,<br />

obwohl es im Jugendslang<br />

schlicht „Einladung zur<br />

Fete“ bedeutet.<br />

Gescheiterte Liebe<br />

Stefan Scholl<br />

staunt über die Vielfalt<br />

russischer Subkulturen.<br />

IMAGO<br />

Frendzona und andere Teenager-<br />

Musikanten sind keine Protestgruppen<br />

wie die Punk-Girls von Pussy<br />

Riot, die 2012 für einen Anti-Putin-<br />

Auftritt in der Moskauer Erlöserkathedrale<br />

im Gefängnis landeten. Sie<br />

singen nicht über Politik, sondern<br />

über die Probleme ihrer Altersklasse:<br />

Liebe,die an den eigenen Komplexen<br />

scheitert, Konkurrenz zwischen Klassenkameradinnen,<br />

die in den gleichen<br />

„Boytschik“ verliebt sind, oder<br />

Stress mit den Eltern. Undsie pochen<br />

an den Tabus, die die Erwachsenen<br />

vorihnen aufbauen, ob Schnaps,Sex<br />

oder Tod. Aber wiePussy Riot gebrauchen<br />

sie dabei eine völlig andere<br />

Sprache als Putins Beamte.<br />

„Diese Jugendbands sind erfolgreich,<br />

weil sie das zum Ausdruck<br />

bringen, was ihre Generation<br />

spürt“, sagt der Oppositionspolitiker<br />

Sergei Dawidis der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. „Die Provinzbeamten aber<br />

hören Wörter, die gegen die vom<br />

Kreml propagierten ,traditionellen<br />

Werte‘ verstoßen könnten. Und sie<br />

verbieten die Auftritte, bei denen<br />

diese Worte benutzt wurden.“ Auch<br />

wenn das völlig sinnlos sei, weil die<br />

Jugendlichen im Internet ohnehin<br />

hörten, was sie wollten.<br />

„Wir rufen zu keinerlei gleichgeschlechtlichem<br />

Sex auf“, erklärte<br />

Maybe zuletzt in einer Videobotschaft<br />

der Frendzona. „Wir sind nur<br />

Kids,die Lieder schreiben, das ist unsereKreativität,<br />

kein Aufruf zu irgendwelchen<br />

Aktionen.“ Und Kroki Boy<br />

fügt hinzu: „Glaubt ihr wirklich, in<br />

Russland gibt es keine größeren Probleme<br />

als eine Teenagergruppe?“<br />

NACHRICHTEN<br />

Starsspenden nach<br />

Bränden in Kalifornien<br />

Im Norden Kaliforniens gewinnt die<br />

Feuerwehr allmählich die Oberhand<br />

über den verheerenden„Camp“-<br />

Brand. 85 Prozent des Feuers sind<br />

mittlerweile eingedämmt, wie die kalifornische<br />

Brandschutzbehörde am<br />

Mittwoch mitteilte.ZweiweitereLeichen<br />

seien in dem abgebrannten Gebiet<br />

rund um den OrtParadise nördlich<br />

vonSacramento geborgen worden.<br />

Damit stieg die Zahl der Todesopfer<br />

auf mindestens 83 Menschen.<br />

Kaliforniens ehemaliger Governeur<br />

Arnold Schwarzenegger (71) dankte<br />

den Rettungskräften, die sich um die<br />

Betroffenen kümmern.„Das sind<br />

wahreAction-Helden“, sagte der<br />

Schauspieler.Schwarzenegger packte<br />

selbst mit an und teilte Frühstück aus.<br />

Er rief auch zu Spenden auf und spendete<br />

aus eigener Tasche 100000 Dollar<br />

für die Feuerwehr.Der US-Rapper<br />

KanyeWest(41) und Ehefrau Kim<br />

Kardashian (38) spendeten 500000<br />

Dollar.AuchSängerin MileyCyrus<br />

und ihr Freund, Schauspieler Liam<br />

Hemsworth, haben bereits eine halbe<br />

MillionDollar an die Betroffenen der<br />

Brände gespendet. (dpa)<br />

Karel Gott aus dem<br />

Krankenhaus entlassen<br />

Gute Nachricht für Fans des tschechischen<br />

Schlagerstars KarelGott:<br />

Der79-Jährige ist nach knapp einer<br />

Woche im Krankenhaus entlassen<br />

worden, wie seine Sprecherin jetzt<br />

bekanntgab.Die nächsten Tage<br />

werdesich der Sänger („Biene Maja“,<br />

„Lady Carneval“) noch ausruhen<br />

müssen. DerSänger,auch bekannt<br />

als die „goldene Stimme aus Prag“,<br />

war vordreiJahren an Lymphdrüsenkrebs<br />

erkrankt, gilt aber nach<br />

mehreren Operationen und Chemotherapien<br />

als geheilt. (dpa)<br />

Immer mehr Wolfsrudel<br />

leben in Deutschland<br />

Sie werden mehr:die Wölfe –hier zwei Exemplare<br />

in Niedersachsen. DPA/LINO MIRGELER<br />

DieZahl der Wölfe in Deutschland<br />

steigt weiter an. Bundesweit seien<br />

nach jüngsten Daten 73 Rudel und<br />

damit 13 mehr als im Vorjahreszeitraum<br />

bestätigt, teilte das Bundesamt<br />

für Naturschutz (BfN) am Donnerstag<br />

mit. Neue Erhebungen aus den<br />

Bundesländernzeigen auch einen<br />

Anstieg bei den Wolfspaaren von21<br />

auf aktuell 30. DieAuswertung des<br />

sogenannten Wolfsmonitoring für<br />

2017/2018 ergab zudem drei sesshafte<br />

Einzeltiere. (dpa)<br />

Sandsturmzieht über<br />

Sydneyhinweg<br />

Einriesiger Sandsturmhat am Donnerstag<br />

den Himmel über Teilen Australiens<br />

verdüstert. Betroffen ist auch<br />

die Großstadt Sydney mit ihren mehr<br />

als vier Millionen Einwohnern. Nach<br />

Angaben derWetterdienste erstreckt<br />

sich der Sturmüber 500 Kilometern.<br />

Experten führen die extremeWetterlage<br />

auf die anhaltende Trockenheit<br />

zurück. Seit August hat es in manchen<br />

Gegenden nur wenig geregnet. Die<br />

aktuelle Tiefdruck-Lage trägt Sand,<br />

Staubund Drecknun über große Entfernungen<br />

weiter. (dpa)

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