Develop³ Systems Engineering 01.2016
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der PLM-Dienstleister zum Systems Engineering: Kurt Bengel, Sprecher des Vorstandes, Cenit; Helmut Haas, Geschäftsführer, Inneo Solutions; Rolf Wiedmann, Director Sales DACH, TechniaTranscat
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der PLM-Dienstleister zum Systems Engineering: Kurt Bengel, Sprecher des Vorstandes, Cenit; Helmut Haas, Geschäftsführer, Inneo Solutions; Rolf Wiedmann, Director Sales DACH, TechniaTranscat
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TITELSTORY<br />
ANWENDUNGEN<br />
develop 3 : Herr Schönegger, welche Rolle kann Time-Sensitive<br />
Networking, kurz TSN, in Verbindung mit OPC UA spielen?<br />
Schönegger: OPC UA TSN ist die perfekte Lösung für alle Applikationen<br />
in der Fabrikautomatisierung. Die Synchronisierungsgenauigkeit<br />
liegt im Sub-Mikrosekundenbereich und ist damit ausreichend<br />
für Anwendungen wie Liniensynchronisation, Anbindung von Scada-<br />
Systemen, einfache Steuerungsaufgaben oder auch den Betrieb von<br />
Förderbändern und die Anbindung von I/Os. Der Clou ist nun, dass<br />
wir mit OPC UA TSN die Brücke schlagen können zwischen der IPbasierten<br />
IT-Welt und den Protokollen für harte Echtzeitanforderungen<br />
– will heißen: Maschinen- und Anlagenbauern genügt zukünftig<br />
die Kombination aus OPC UA TSN und Powerlink, um die vollständige<br />
Kommunikation in der industriellen Fertigung abzuwickeln.<br />
develop 3 : Können Sie uns ein Beispiel nennen, in dem eine in<br />
diesem Sinne echtzeitfähige OPC-UA-Kommunikation von Vorteil<br />
ist?<br />
Schönegger: Da gibt es mehrere, beispielsweise Roboterzellen. Typischerweise<br />
arbeiten die Robotereinheiten ja nicht alleine, sondern<br />
etwa in einer Schweißzelle für die Karosserie im Automobilbau im<br />
Verbund mit 4, 6 oder 8 Robotern. Diese müssen koordiniert arbeiten<br />
– was nur möglich ist, wenn die Kommunikation in Echtzeit erfolgt.<br />
OPC UA TSN bietet sich hier förmlich an. Vergleichbare Anforderungen<br />
stellt die Verpackungstechnik, in der innerhalb einer Verpackungslinie<br />
auch die einzelnen Stationen synchron arbeiten müssen.<br />
Ein drittes Beispiel sind Druckmaschinen, die in der Regel aus<br />
verschiedenen Drucktürmen bestehen – auch hier erfordert die Synchronisation<br />
Echtzeit. Ein Standard-TCP/IP auf Standard-Ethernet<br />
kann diese Aufgabe nicht erfüllen und damit implizit bisher ein OPC<br />
UA eben auch nicht. TSN wird das ändern.<br />
develop 3 : Könnte mit OPC UA TSN ein Standard geschaffen<br />
werden, der sich beispielsweise mit Blick auf Industrie-4.0-Konzepte<br />
auch wirklich als Standard durchsetzt, so dass wir nicht<br />
wieder wie bei Feldbussen und Industrial-Ethernet-Systemen<br />
(IE) eine Vielzahl verschiedener Protokolle bekommen?<br />
Schönegger: Das ist aus unserer Sicht bereits entschieden – OPC<br />
UA mit den Echtzeiterweiterungen durch TSN wird der alleinige<br />
Standard für Industrie 4.0. Dieser Weg hat eine sehr breite Unterstützung<br />
unter den Steuerungsherstellern und ermöglicht damit eine<br />
homogene Lösung um die Anforderungen der Industrie-4.0-Arbeitsgruppen<br />
erfüllen zu können. Kein Feldbus und keine Industrial-<br />
Ethernet-Lösung hat diese breite Unterstützung. Ein weiterer entscheidender<br />
Vorteil liegt im derzeit beginnenden Einsatz von TSN im<br />
Automobil – also den Fahrzeugen selbst. Die Automobilindustrie ist<br />
ein um Faktoren größerer Anwender von Halbleiterbausteinen als<br />
die ganze Automatisierungsindustrie zusammen. Das ermöglicht eine<br />
sehr rasche Verbreitung von TSN – auch für die Industrie.<br />
Bild: Kuka <strong>Systems</strong><br />
Eine per TSN echtzeitfähige OPC-UA-Kommunikation<br />
könnte beispielsweise bei der Synchronisation<br />
von Robotereinheiten in einer Schweißzelle<br />
für die Karosserie im Automobilbau von<br />
Vorteil sein. Analog bieten sich Anwendungen<br />
bei der Synchronisierung in der Verpackungstechnik<br />
oder im Druckmaschinenbau an<br />
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