Develop³ Systems Engineering 01.2016
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der PLM-Dienstleister zum Systems Engineering: Kurt Bengel, Sprecher des Vorstandes, Cenit; Helmut Haas, Geschäftsführer, Inneo Solutions; Rolf Wiedmann, Director Sales DACH, TechniaTranscat
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der PLM-Dienstleister zum Systems Engineering: Kurt Bengel, Sprecher des Vorstandes, Cenit; Helmut Haas, Geschäftsführer, Inneo Solutions; Rolf Wiedmann, Director Sales DACH, TechniaTranscat
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ANWENDUNGEN<br />
TITELSTORY<br />
Stefan Schönegger,<br />
Geschäftsführer,<br />
Ethernet Powerlink<br />
Standardization Group<br />
(EPSG)<br />
„Maschinen- und Anlagenbauern<br />
genügt zukünftig die<br />
Kombination aus OPC UA<br />
TSN und Powerlink, um die<br />
vollständige Kommunikation<br />
in der industriellen Fertigung<br />
abzuwickeln.“<br />
Bild: EPSG<br />
develop 3 : Die Automobilindustrie setzt damit also den Standard<br />
auch für die Fabrikautomatisierung...<br />
Schönegger: ... ganz analog zum Erfolg des Controller Area Networks<br />
– kurz CAN –, das sich ebenfalls aus der Automobilindustrie<br />
kommend durchgesetzt hat. Bis 2020 spricht man in der Automobilindustrie<br />
von 400 Millionen Knoten mit TSN – das ist erheblich mehr<br />
als in der Industrieautomatisierung, in der man akkumuliert über die<br />
ersten 10 Jahre von etwa 10 bis 15 Millionen Knoten ausgeht. Auch<br />
hier lohnt der Rückblick auf die Entwicklung von CAN: CAN ist heute<br />
in jedem Ein-Dollar-Chip drin.<br />
Abkürzungen<br />
P L U S<br />
• OPC UA ist ein M2M-Kommunikationsprotokoll, dessen Entwicklung<br />
von der OPC Foundation vorangetrieben wird. Ziel ist,<br />
Maschinendaten wie Regelgrößen, Messwerte, Parameter und<br />
andere nicht nur zu transportieren, sondern auch maschinenlesbar<br />
semantisch zu beschreiben. OPC ist dabei die Abkürzung<br />
für OLE for Process Control, worin OLE für Object Linking<br />
and Embedding steht; UA ist die Abkürzung für<br />
Unified Architecture.<br />
• TSN (Time-Sensitive Networking) bezeichnet eine Reihe<br />
von Standards, die den allgemeinen Ethernet-Standard IEEE<br />
802.1 erweitern sollen. Verantwortlich für die Entwicklung ist<br />
die TSN Task Group (entstanden aus der Audio/Video Bridging<br />
Task Group), in der auch die Mitglieder der EPSG aktiv mitarbeiten.<br />
Die neuen Substandards definieren Mechanismen zur<br />
Übertragung von Daten über Ethernet-Netzwerke mit Echtzeit -<br />
anforderungen – etwa Echtzeit-Kontrollstreams –, welche im<br />
Automobil oder in Industrieanlagen zur Steuerung verwendet<br />
werden.<br />
develop 3 : Sehen Sie auch Nachteile?<br />
Schönegger: Ein Stück weit machen wir uns natürlich von TSN abhängig,<br />
denn ein Standard wird es ja nur, wenn die Automatisierungsindustrie<br />
auch die Vorgaben der IEEE akzeptiert. Nur wenn der<br />
Standard ohne spezifische Ergänzungen genutzt wird, lässt sich der<br />
Vorteil der hohen Stückzahlen nutzen. In dem Fall ist ein großer Vorteil<br />
damit auch gleichzeitig ein möglicher Nachteil – allerdings halten<br />
wir das Risiko hier für gering, da die Technologie bereits sehr ausgereift<br />
ist. Genau darin liegt natürlich auch der Charme eines globalen<br />
Standards. Ein weiterer Nachteil ist, dass sich Switch-basierte Systeme<br />
bezüglich der Verkabelung bevorzugt für die Sterntopologie<br />
eignen – im Maschinen- und Anlagenbau dagegen wird die Linientopologie<br />
bevorzugt, hier spielen auch die Verdrahtungskosten eine<br />
wesentliche Rolle.<br />
develop 3 : Gibt es denn Ansätze, diesen Nachteil zu beheben?<br />
Schönegger: Ja, hier gibt es mit dem Cut-Through-Verfahren für<br />
Switche bereits sehr gute Ansätze, das Problem zu lösen. Eine andere<br />
Lösung bietet die Integration von OPC UA in Powerlink. Auf<br />
Maschinenebene wird OPC UA dann in der asynchronen Phase von<br />
Powerlink übertragen. An der dafür nötigen Companion Specification<br />
von OPC UA und Powerlink arbeiten wir derzeit. Diese ermöglicht<br />
die vollständig schnittstellenfreie Kommunikation von der Sensor-<br />
bis zur ERP-Ebene – was auch im Rahmen der Umsetzung von<br />
Industrie 4.0 und dem Internet of Things (IoT) gefordert wird, bis hin<br />
zur Einbindung cloudbasierter Dienste und der Integration von Geräten<br />
unterschiedlicher Hersteller.<br />
develop 3 : Das heißt, die Maschine wird über OPC UA TSN in die<br />
übergeordneten Systeme integriert, kann intern aber mit<br />
Powerlink arbeiten, was intern auch die Linientopologie erlaubt?<br />
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