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Calluna Sommer 2019

Das Vier-Jahreszeiten-Magazin der Südheide, Ausgabe Sommer 2019

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<strong>Sommer</strong>frische<br />

Fontänen­Quartett, Süntelbuche und Kneippanlage an der Ilmenau. Fotos: Isabel Kobus<br />

••• besonderen Reiz – eine Entwicklung, die eng mit<br />

der von Bad Bevensen selbst zusammenhängt.<br />

Im Jahr 1929 erhielt Bevensen die Stadtrechte – und<br />

wurde zugleich zum Luftkurort ernannt. Wie in vielen<br />

Orten der Heide entwickelte sich hier in den Zwanziger<br />

Jahren der Fremdenverkehr. Im Jahr 1922 öffnete die<br />

erste Pension, sechs Jahre später wurde an der Ilmenau<br />

eine Badestelle eingerichtet, mit Holzumkleiden und<br />

Sprungbrett, die viel und gerne genutzt wurde. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg entstand ein Freibad – dafür<br />

sammelten die Bürger Geld, unter anderem mit einem<br />

Sportfest, bei dem im Jahr 1953 Boxlegende Max Schmeling<br />

zu Gast in Bevensen war.<br />

Christiane Wittkowski weiß all diese Dinge und noch<br />

einige mehr, denn sie führt auch Touristen durch den<br />

Ort, den Kurpark und die umliegende Heide. Der Kurpark,<br />

sagt sie, sei das Herz der Stadt, und tatsächlich fällt<br />

es schwer sich vorzustellen, dass diese Landschaftsoase<br />

ihre Ursprünge nicht früher als in den 1970er Jahren<br />

hatte. Während nämlich die Stadtoberen in Bevensen damals<br />

eifrig Pläne machten, wie die Stellung der Stadt als<br />

Kurort sich weiter ausbauen ließe, geschah etwas gänzlich<br />

Unvorhergesehenes: Im Jahr 1964 wurde bei Bohrungen<br />

nach Erdöl eine Jod-Sole-Quelle entdeckt. Und so<br />

wurde Bevensen vom Luftkurort zum Mineralheilbad –<br />

seit 1976 darf es den Titel »Bad« im Namen tragen.<br />

Der älteste unveränderte Teil des Kurparks liegt hinter<br />

der Jod-Sole-Therme und der dazugehörigen Salzgrotte<br />

und wurde Anfang der 1970er Jahre angelegt. Unter<br />

hoch gewachsenen Eichen, Buchen und Libanon-Zedern<br />

sprudeln hier Brunnen, deren quadratische Umrisse<br />

noch ebenso an jene Zeit erinnern wie die Architektur<br />

der Therme. »Hier ist immer gute Luft«, sagt Christiane<br />

Wittkowski.<br />

In den 1950er Jahren, als Bevensen schon lange Luftkurort<br />

war, begannen Rat und Verwaltung die Stadt als<br />

Kneippkurort auszubauen. So entstanden das erste Kurmittelhaus<br />

mit entsprechenden Anwendungen sowie<br />

eine Wassertretstelle am Ort der alten Badeanstalt.<br />

Heute ist Bad Bevensen nicht mehr als Kneipp-Kurort<br />

zertifziert – dafür, so erzählt Christiane Wittkowski,<br />

müsste unter anderem eine überdachte Wassertretstelle<br />

eingerichtet werden, und das lohne nicht angesichts dessen,<br />

dass Kneipp-Kuren heutzutage nur noch selten verschrieben<br />

würden. Doch es gibt noch einen<br />

Kneipp-Verein in Bad Bevensen, und die heutige Wassertretstelle<br />

liegt im Kurpark. Sie wirkt recht schlicht,<br />

und ihre Benutzbarkeit ist abhängig vom Wasserstand<br />

der Ilmenau, doch dafür ist sie idyllisch gelegen am<br />

leicht gelichteten Ufer mit Blick auf eine bogenförmige<br />

Holzbrücke; der Weg hierher ist von Rhododendren gesäumt<br />

und führt an einem Teich entlang, der an verwunschene<br />

Schlossgärten erinnert.<br />

Der Kurpark sei so bepflanzt, erzählt Christiane Wittkowski,<br />

dass immer etwas blüht. Als Gärtnermeisterin<br />

ist sie auf Zierpflanzen spezialisiert, doch ihre größte<br />

Liebe gehört den Bäumen. »Die Bäume hier sind wie<br />

eine Familie für mich«, sagt sie. Zum Beispiel der Urwaldmammutbaum,<br />

oder die Kaukasische Eiche, oder<br />

der Apfelbaum, der schon seit Mitte der 1950er Jahre<br />

hier in besonders schöner Form gewachsen ist – vor den<br />

Anfängen des Kurparks befanden sich zwei Privatgärten<br />

auf dem Gelände – und der jedes Jahr für einen Apfelkuchen<br />

aus kleinen Uelzer-Rambour-Äpfel sorgt. Neben<br />

Erlen, Weiden und Birken wachsen im Park besonders<br />

viele Baumsorten aus Nordamerika. Die kämen mit dem<br />

feuchten und im Winter milden Klima besonders gut<br />

klar, sagt Christiane Wittkowski. Silberahorn, Tulpenbaum<br />

und Zimtahorn gehören dazu – Bäume, deren<br />

Laub sich im Herbst besonders schön verfärbt und die<br />

damit einen kleinen »Indian Summer« im Bevenser Kurpark<br />

erleuchten lassen. Auch Exotischeres findet sich<br />

hier, wie der chinesische Taschentuchbaum, benannt<br />

nach seinen großen weißen Hochblättern, und seltene<br />

Bäume wie die Süntelbuche, die einst im Ruf stand, im<br />

Inneren ihrer dicht verwachsenen Zweighaube den Teufel<br />

zu beherbergen.<br />

Und so manch ein Baum hat auch einen bestimmten<br />

Nutzen. So steht eine Schwarzbirke in den feuchten<br />

Auen der Ilmenau – sie saugt mit ihren Wurzeln besonders<br />

viel Wasser aus dem Boden und hilft damit in Überschwemmungszeiten.<br />

In diesem Jahr allerdings ist,<br />

ebenso wie im vergangenen, der Wasserstand niedrig.<br />

Was sich auch an der Fontäne bemerkbar macht, die<br />

sich im größten Teich des Parks vierfach erhebt. »Im<br />

vergangenen Jahr mussten wir die Fontäne abschalten«,<br />

sagt Christiane Wittkowski, denn bei zu niedrigem Wasserstand<br />

gingen die Pumpen kaputt. Dennoch schwimmen<br />

ganze Schwärme von Fischen im Wasser, besonders<br />

gut zu sehen von der Brücke, die über den Teich führt –<br />

30 <strong>Calluna</strong> I SOMMER <strong>2019</strong>

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