Calluna Sommer 2019

EINSCHNEIDEND
... waren Anfang des 19. Jahrhunderts
die Veränderungen in der Landwirtschaft,
für die symbolisch das Suderburger
Wiesenmesser steht.
Schüler der Wiesenbauschule um 1930 bei
der Arbeit mit dem Wiesenmesser, das eine
geschmiedete Klinge und einen Stiel aus Haselnussholz
hat.
großes Foto: Verena Görke
kleines Foto: Museumsdorf Hösseringen
für die landwirtschaftliche Produktivität eines Hofes. Ein
überliefertes Sprichwort sagt gar: »Die Wiese ist die Mutter
des Ackers«.
Bekannt sind Bewässerungssysteme für Wiesenflächen
bereit seit der Antike. Eine erste urkundliche Erwähnung
der Anwendung entsprechender Methoden in der Lüneburger
Heide stammt aus dem Jahre 1476. Anfang des
19. Jahrhunderts fand schließlich der technische und
wirtschaftliche Durchbruch statt: In Suderburg wurde
eine spezielle Methode zur Bewässerung von Wiesen
entwickelt, mit welcher der Heuertrag um ein Vielfaches
gesteigert werden konnte – genannt »Lüneburger Rückenbau«.
Ausschlaggebend für die Methode waren die sogenannten
Rücken, wenige Meter breite Parzellen mit
einer 20 bis 30 Zentimeter hohen Wölbung, die an ihrer
höchsten Stelle eine Bewässerungsrinne führte. Diese
endete ein paar Meter vor dem Ende des Rückens, wodurch
das aus naheliegenden Bächen und Flüssen eingeleitete
Wasser angestaut wurde und über die
Seitenflächen des Rückens herunter »rieseln« konnte.
Die so genutzten Wiesen wurden daher auch »Rieselwiesen«
genannt. Seitlich der Rücken verliefen Entwässerungsrinnen,
das Wasser war also stets in Bewegung.
Für die Anlage und Pflege der Rieselwiesen waren spezielle
Werkzeuge von Nöten. Das »Suderburger Wiesenmesser«
wurde eigens von Wiesenbauern aus dem Raum
Suderburg entwickelt und war eines der wichtigsten •••
SOMMER 2019 I Calluna 67