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Meine Kita 03/18

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www.fruehe-bildung.online | 19<br />

Sara aus Serbien flüsterte, weil sie sich nicht<br />

traute, Deutsch zu sprechen. Und das über<br />

zwei Jahre. Doch irgendwann sprach sie<br />

laut. Zum ersten Mal im Musical-Kurs von<br />

Erzieher Michael Bergmann. Heute plaudert<br />

sie selbstbewusst in die Kamera: „Wir haben<br />

eine CD aufgenommen. Da hat man mich nicht<br />

gehört, weil ich so leise singe. Darum habe<br />

ich laut gesprochen“, erzählt Sara. Mit einem<br />

Lächeln im Gesicht tanzt sie zusammen mit den<br />

anderen Kindern, singt, macht Stimmübungen<br />

im Maintaler Familienzentrum Ludwig-Uhland-<br />

Straße, nahe Frankfurt am Main. Erzieher und<br />

Musicaldarsteller Bergmann unterstützt die<br />

Kinder dabei.<br />

Viele Kinder in der hessischen Einrichtung wachsen<br />

zweisprachig auf, zwei Drittel haben Migrationshintergrund.<br />

Über 140 Kinder aus 38 Nationen<br />

werden hier in sechs Gruppen betreut, fünf davon<br />

in der Einrichtung und es gibt eine Waldgruppe.<br />

Die Einrichtung im Stadtteil Bischofsheim, die Kinder<br />

bis zehn Jahre betreut, arbeitet eng mit dem<br />

Stadtteil und den Familien zusammen. Gabriele<br />

Steltner-Merz, Leiterin der Einrichtung, erinnert<br />

sich: „Wir haben früh – vor 20 Jahren – erkannt,<br />

dass die alleinige Erziehungsarbeit in der <strong>Kita</strong> nicht<br />

mehr ausreicht aufgrund von vielfältigen, sozioökonomischen<br />

und kulturellen Gründen.“ Eltern<br />

mit Migrationshintergrund kamen mit Unterlagen<br />

von Behörden in das Familienzentrum und fragten<br />

um Rat. Schnell wurde Steltner-Merz und ihrem<br />

Team klar, dass sie auch die Familien der Kinder<br />

unterstützen müssen. Neben Organisation von<br />

Sprachkursen führt sie regelmäßig Sozialraumanalysen<br />

und Elternbefragungen durch: Welche<br />

Bedürfnisse haben die Familien im Stadtteil? Mit<br />

wem kann ich zusammenarbeiten?<br />

„Wir wissen, dass wir gute<br />

Entwicklungsarbeit leisten“<br />

Gabriele Steltner-Merz leitet seit 24 Jahren die<br />

Einrichtung. Durch die lange Wirkungsdauer hat<br />

sie im Familienzentrum die komfortable Situation,<br />

langfristige Entwicklungsprozesse zu planen.<br />

Beispielsweise Reisen mit dem gesamten Team.<br />

Zusammen reisen sie während der Ferien eigenfinanziert<br />

durch Europa und suchen in Finnland<br />

nach Impulsen, holen sich Inspiration vom Early<br />

Excellence Ansatz – der Eltern als erste Erzieher<br />

wahrnimmt – aus England und reisen nach Italien,<br />

um Reggio Emilia-Einrichtungen zu besuchen. „Wir<br />

überlegen uns immer, wie wir die Bildungschancen<br />

der Kinder erhöhen können“, sagt Steltner-Merz.<br />

„Mein gesamtes Team ist hoch motiviert.“<br />

Foto: © Rawpixel.com / Shutterstock.com<br />

Nach der Italien-Reise war beispielsweise klar:<br />

Einen festen Wochenplan wird es nicht mehr in<br />

Maintal geben. „Wir wollten weg von der Angebotspädagogik“,<br />

sagt Steltner-Merz. Die Erzieher<br />

arbeiten heute mit den Stärken der Kinder und<br />

greifen ihre Themen mit Projektarbeit auf. In Räumen<br />

bereiten die Erzieher – Psychomotoriker,<br />

Natur- und Umweltpädagagogen, Sprach- und

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