Meine Kita 03/18
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www.fruehe-bildung.online | 37<br />
Das erzählt der Erzieher:<br />
Simon D., 28 Jahre<br />
„Wir sind eine <strong>Kita</strong> mit 76 Kindern im Stadtzentrum<br />
von Berlin. Was uns den letzten Nerv<br />
raubt, sind Helikopter-Eltern. Wir wissen nicht<br />
mehr, wie wir mit der alltäglichen Überbehütung<br />
zurecht kommen sollen.<br />
Tim, zwei Jahre alt, kommt bald zu uns in die<br />
Einrichtung. Wir zeigen den Eltern vorher die<br />
<strong>Kita</strong>, wie der Tagesablauf sich gestaltet, wie<br />
das Mittagessen zubereitet wird, und so weiter.<br />
Doch bevor die Eltern Tim endgültig zu uns in<br />
die <strong>Kita</strong> geben, möchten sie vorher schon ein<br />
paar Tage mit ihm bei uns bleiben, damit sie einen<br />
Gesamteindruck bekommen. Sie verstehen<br />
nicht, dass das nicht geht, weil wir uns ja um<br />
die anderen Kinder kümmern müssen.<br />
Oder ein anderes Beispiel: Lea ist vier Jahre alt.<br />
Die Eltern bringen sie abwechselnd. Neulich hat<br />
eine Kollegin von mir gesehen, dass der Vater<br />
danach am Fenster stehen blieb, 20 Minuten<br />
lang, um nach der Kleinen zu sehen. Vor kurzem<br />
hat er sogar den Essensplan abfotografiert. Lea<br />
hatte einen Tag kleine rote Punkte an der Hand,<br />
und er wolle das „einfach nur schnell mit dem<br />
Arzt abklären“. Nachdem er das Menü seiner<br />
Frau als Bild zugesendet hat, klingelte zehn<br />
Minuten später das Telefon bei uns. Die Frau<br />
beschwerte sich, dass Lea bei uns Weizennu-<br />
deln statt Dinkelnudeln bekommt. Man solle sich<br />
nicht wundern, wenn die Kinder Ausschläge<br />
bekommen. Dabei haben die Eltern nie erwähnt,<br />
dass Lea bestimmte Dinge nicht essen sollte.<br />
Doch am allerschlimmsten sind die Elternabende.<br />
Eltern wollen ihren Kindern jeden<br />
Wunsch erfüllen und alle Aktivitäten überwachen:<br />
So verlangten Eltern vor kurzem zum<br />
Beispiel nach einem Protokoll, in dem steht,<br />
was ihr vierjähriges Kind halbstündlich gespielt<br />
hat. Als ich sagte, dass wir das nicht schaffen,<br />
auch rein aus zeitlichen Gründen, sagten sie:<br />
„Sie spielen doch nur mit den Kindern, da<br />
können sie doch auch dokumentieren, was,<br />
wann und wo.“<br />
Das sind nur Beispiele für die alltäglichen<br />
Geschichten, die uns begegnen. Wir suchen<br />
nach einer Lösung, wie wir mit solchen Eltern<br />
umgehen und ihnen dabei helfen können,<br />
Verantwortung an die Kinder zurückzugeben.“<br />
„Sie spielen doch nur mit den<br />
Kindern, da können sie doch<br />
auch dokumentieren, was,<br />
wann und wo.“<br />
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