Meine Kita 03/18
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52 | MEIN BERUF<br />
ihrer Gewohnheit ‚störe‘. Bei einem<br />
Vorstellungsgespräch dagegen widerfuhr<br />
mir etwas weitaus Skurrileres.<br />
Die Leiterin der <strong>Kita</strong> sagte mir,<br />
sie wolle meine Einstellung nicht<br />
alleine entscheiden, sondern in<br />
erster Instanz das Kollegium fragen,<br />
ob es mit einem männlichen<br />
Kollegen einverstanden wäre, da<br />
bis dato das Team ausschließlich<br />
aus weiblichem Personal bestand.<br />
Sie trafen die Entscheidung gegen<br />
mich. Ich fühlte mich in diesem<br />
Moment das erste Mal aufgrund<br />
meines Geschlechtes benachteiligt.<br />
Eine weitere Situation erlebte ich in<br />
einer anderen <strong>Kita</strong>, in der Eltern die<br />
Anmeldung ihrer Tochter zurückzogen,<br />
als sie erfuhren, dass ich<br />
als Mann dort arbeitete. In einem<br />
anderen Fall hat ein <strong>Kita</strong>-Vater akut<br />
vor meiner Einstellung innerhalb der<br />
Elternschaft völlig unverblümt verkündet,<br />
dass er nichts von Männern<br />
in dem Beruf halte und ein Mann<br />
in seinen Augen nicht in eine <strong>Kita</strong><br />
gehöre. Das zeigt, dass Männer<br />
sich teilweise auch heute noch mit<br />
Ressentiments gegenüber ihrer<br />
Arbeit in Kinder gärten konfrontiert<br />
sehen.<br />
Dem Mann als Erzieher in einer <strong>Kita</strong><br />
eilt mancherorts noch immer der<br />
Ruf voraus, sich Kindern nähern<br />
zu wollen, um finstere Wünsche zu<br />
befriedigen. Glücklicherweise mehrt<br />
sich jedoch die Zahl derer, die im<br />
21. Jahrhundert angekommen sind<br />
und die Anwesenheit von Männern<br />
in <strong>Kita</strong>s sehr begrüßen. Ich wünsche<br />
mir jedoch, dass Männer in<br />
<strong>Kita</strong>s nicht nur einen notwendigen<br />
Akzent setzen, sondern eines Tages<br />
Normalität sind. Ich bin mir sicher,<br />
dass die Kinder und das Team gleichermaßen<br />
von einer heterogenen<br />
Teamkonstellation profitieren, sowohl<br />
was das Geschlecht als auch<br />
die Persönlichkeit betrifft. Ich halte<br />
es für sinnvoll und absolut wünschenswert,<br />
dass mehr Männer in<br />
den <strong>Kita</strong>s arbeiten. Ich liebe meine<br />
Beruf.“ <br />
MÄNNER IN KITAS<br />
Im vergangenen Jahr arbeiteten in<br />
Deutschland rund 34 300 Männer als<br />
pädagogische Fachkräfte in <strong>Kita</strong>s.<br />
Damit liegt ihr Anteil bei rund 5,8 Prozent.<br />
17 Prozent der angehenden<br />
pädagogischen Fachkräfte in der<br />
Erzieherausbildung sind Männer, in der<br />
berufsbegleitenden Ausbildung lag der<br />
Männeranteil sogar bei 22 Prozent.<br />
Wie können <strong>Kita</strong>s<br />
Erzieher gewinnen?<br />
➤➤<br />
Damit mehr Männer in <strong>Kita</strong>s arbeiten,<br />
haben sich laut der Koordinationsstelle<br />
„Chance Quereinstieg<br />
– Männer in <strong>Kita</strong>s“ acht Handlungsfelder<br />
als besonders wirksam<br />
erwiesen:<br />
➤➤<br />
eine geschlechtersensible<br />
Berufsorientierung<br />
➤➤<br />
die Nutzung von Freiwilligendiensten<br />
wie Bundesfreiwilligendienst,<br />
Freiwilliges Soziales Jahr und<br />
Schülerpraktika<br />
➤➤<br />
eine geschlechtersensible<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
➤➤<br />
eine geschlechtersensible Väter- und<br />
Elternarbeit<br />
➤➤<br />
Arbeitskreise für männliche Fachkräfte<br />
in Kindertagesstätten<br />
➤➤<br />
Schutz vor dem Generalverdacht<br />
➤➤<br />
eine geschlechtersensible Personalentwicklung<br />
für <strong>Kita</strong>-Träger und<br />
<strong>Kita</strong>s<br />
➤➤<br />
eine geschlechtersensible<br />
Pädagogik<br />
Broschüren zu diesen acht Themen mit<br />
konkreten Tipps sind zum Download<br />
verfügbar auf:<br />
mika.koordination-maennerinkitas.de/<br />
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