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WASUNSER LAND AM LAUFEN HÄLT<br />
Seite 3<br />
Lust an der Praxis<br />
Fürden Buchhändler Florian Valerius<br />
ging Probieren über Studieren<br />
Florian Valerius hat seine große Leidenschaft,<br />
das Lesen, zum Beruf gemacht.<br />
„Ich fahre jeden Morgen gerne zur Arbeit“,<br />
sagt der 36-Jährige. „Der Laden ist<br />
mein zweites Wohnzimmer.“Inder TriererBuchhandlung<br />
Stephanus „wohnt“<br />
er seit 15 Jahren –seit er dort im Schaufenster<br />
einen Aushang „Suchen Auszubildenden“las<br />
und entschied, sein So-<br />
ziologiestudiumabzubrechenundstatt-<br />
dessen Buchhändler zu lernen. „Die Uni<br />
war mir nicht praxisnah genug“, erinnert<br />
er sich. „Ich muss mich bewegen, mit<br />
Menschen sprechen, brauche Abwechslung.“<br />
Die hat er seitdem zur Genüge:<br />
„Ausbildung und Beruf sind unglaublich<br />
vielseitig. Jeder Tag, jeder Kunde, jede<br />
Aufgabe ist anders –Langeweile existiert<br />
nicht.“ Zumal auch die Verantwortung,<br />
die Valerius trägt, stetig gewachsen<br />
ist: Vor gut zwei Jahren ist er zum<br />
Filialleiter aufgestiegen. Nebenher ist<br />
er höchst erfolgreich als Literatur-Blogger<br />
aktiv: AufInstagram hat er mehr als<br />
15.000 Follower, 2017 wurde er mit dem<br />
Buchblog-Awardvom Börsenverein des<br />
Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.<br />
Im August erschien sein erstes eigenes<br />
Buch, dessen Titel wie das Motto seines<br />
Berufsweges klingt: „Leseglück“.<br />
MADITABRAUER<br />
Mehr<br />
Mutzur<br />
Technik<br />
Ebenso wenig wie<br />
Rollenbilder aufbrechen –<br />
InfosimWeb:<br />
klischee-frei.de<br />
Berufefür eine<br />
digitaleWelt<br />
Duale Ausbildungsberufewerden<br />
modernisiert –oder neu geschaffen<br />
Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel wirdergänzt durch<br />
Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce<br />
Rund 60 Milliarden Euro<br />
beträgt der Umsatz im<br />
deutschen Onlinehandel.<br />
Wer kauft, kauft immer<br />
häufiger im Netz. Hier sind<br />
andereFertigkeiten, Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten als<br />
in den klassischen kaufmännischen<br />
Berufen notwendig.<br />
Also höchste Zeit<br />
für einen neuen Ausbildungsberuf:<br />
Seit August 2018 gibt es den Kaufmann/die<br />
Kauffrau im E-Commerce.<br />
Absolventinnen und Absolventen<br />
beherrschen digitale Shopsysteme<br />
und Buchungsportale sowie die Beratung,<br />
Vertragsabwicklung und das<br />
Marketing im Internet. Ab 2020 wird<br />
auch die Fortbildung zum/zur Fachwirt/-in<br />
im E-Commerce angeboten.<br />
AusKfz-Mechaniker/-in wurde<br />
Kfz-Mechatroniker/-Mechatronikerin<br />
Viele Betriebe haben längst erkannt, dass<br />
sie nur mit einer vielfältigen Belegschaft<br />
das volle Fachkräftepotenzial ausschöpfen<br />
können. Dazu braucht es aber auch<br />
mehr Anfängerinnen in sogenannten<br />
MINT-Berufen (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft und Technik). So wie<br />
Madita Brauer. Die 22-Jährige aus Kalkarwar<br />
„Azubi des Jahres 2018“ und absolviert<br />
nach einer Banklehrederzeit ein<br />
triales Studium zur Anlagenmechanikerin<br />
mit Meisterabschluss –dazu studiert sie<br />
die Vorliebe für Schoko-Eis,<br />
für Technik geschlechterabhängig.<br />
Betrachtet man Fachkräftemangel und<br />
Golden Retriever oder Ibiza ist ein Interesse<br />
Unddie Begabung dafürauch nicht.<br />
Verdienstmöglichkeiten, besteht bei der<br />
Berufswahl kein Grund, technische Jobs den Männern zu überlassen.<br />
noch Handwerksmanagement. „Ich würde<br />
gerne allen interessierten Frauen und<br />
Mädchen zurufen: ‚Probiert es aus!‘“, so<br />
Madita Brauer selbstbewusst. „Dass Frauen<br />
nicht ins Handwerk gehören, denken nur<br />
noch ein paar alte Herren. 50 Prozent der<br />
Frauen wären meiner Erfahrung nach fürs<br />
Handwerk gemacht, wissen es aber nicht.“<br />
An grundsätzlichem Interesse mangelt es<br />
nicht, so ihre Beobachtung, eher an gezielter<br />
Förderung und weiblichen Rollenvorbildern<br />
–sosehen es auch Bildungsexpertinnen<br />
und -experten.Als „Frauimhandwerk“<br />
postet Brauer daher online<br />
Geschichten und Bilder von sich bei der<br />
Arbeit mit schweremGerät.<br />
„Das Schönste ist,etwas mit seinen eigenen<br />
Händen zu erschaffen, das andere Menschen<br />
glücklich macht. Spannend ist auch<br />
der Umgang mitneuer Technik, die uns im<br />
Handwerk und in der Baubranche unterstützt.<br />
Die Perspektive für Handwerkerinnen<br />
ist meiner Meinung nach in den kommenden<br />
Jahren gut.“<br />
Rauf auf dieKarriereleiter<br />
Weiterkommen mit Weiterbildung –und staatlicher Hilfe!<br />
„BenzinimBlut“reichtnichtmehraus.<br />
Autos gleichen heute Hochleistungsrechnern<br />
auf vier Rädern, ein moderner<br />
Mittelklassewagen verfügt über<br />
rund 70 Bordcomputer.Die Ausbildung<br />
zum/zur Kfz-Mechatroniker/-in<br />
ist dementsprechend IT-lastig. Mit<br />
Blick auf die Zunahme von Elektroantrieben<br />
und Hybridmotoren wurde<br />
die Ausbildungsordnung schon<br />
2013 um System- und Hochvolttechnik<br />
sowie Karosserietechnik<br />
erweitert.<br />
AusDrucker/-in, Schriftsetzer/-in, Fotolaborant/-in und Co.wurde<br />
Mediengestalter/Mediengestalterin<br />
Wir leben in einerWelt der Bilder.Fotos,<br />
Grafiken und Videos bestimmen<br />
den Alltag –und die gefragtesten Bilderlieferanten<br />
heißen: Mediengestalterinnen<br />
und Mediengestalter Digital<br />
undPrintsowieMediengestalterinnen<br />
und Mediengestalter Bild undTon.Sie<br />
visualisieren Inhalte auf Websites, auf<br />
Flyern oder in Filmanimationen. Vor<br />
sechs Jahren wurde die Ausbildung<br />
bereits um Aufgaben wie Social Media<br />
und 3-D-Grafik ergänzt. Weitere<br />
Techniken werden2020in Formneuer<br />
Wahlqualifikationen folgen.<br />
Es gibt viele gute Gründe, im Beruf aufsteigen<br />
zu wollen: ein höheres Gehalt, ein<br />
sicherer Arbeitsplatz, aber auch mehr Verantwortung<br />
und anspruchsvollereAufgaben<br />
–kurz: mehr Spaß und Zufriedenheit<br />
im Job. Dabei ist die Karriereleiter<br />
keineswegs nur Studienabsolventinnen<br />
und -absolventen vorbehalten. Gerade<br />
das System der dualen Ausbildung bietet<br />
vielfältige Chancen, über Qualifizierungsmaßnahmen<br />
eigene Stärken weiterzuentwickeln.<br />
Damit der Aufstieg nicht an den Kosten<br />
scheitert, bietet der Staat auf verschiedene<br />
Weise finanzielle Unterstützung an.<br />
ZumBeispiel durch das Weiterbildungsstipendium<br />
in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden,<br />
das sich an talentierte<br />
Fachkräfte unter 25 Jahren mit abgeschlossener<br />
Ausbildung richtet und bis zu<br />
drei Jahre inAnspruch genommen werden<br />
kann.<br />
Oder dasAufstiegs-BAföGfür alle,die sich<br />
auf eine anspruchsvolle Fortbildungsprüfung<br />
vorbereiten. Es besteht aus einem<br />
Zuschuss plus einem Darlehen. Anspruch<br />
auf das Aufstiegs-BAföGauf Grundlage<br />
des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes<br />
(AFBG), das es seit über 20 Jahren<br />
gibt (früher als„Meister-BAföG“ bekannt),<br />
hat jeder,der zur öffentlich-rechtlichen<br />
WeitereInformationen<br />
Kostenfreies Infotelefon „Weiterbildungsberatung“<br />
des Bundesbildungsministeriums:<br />
0800 2017909 (Mo.–Fr.,9–17 Uhr)<br />
Informationen zu den verschiedenen Fördermaßnahmen<br />
aufder Internetseite des Bundesbildungsministeriums:<br />
bmbf.de im Bereich Weiterbildung<br />
Fortbildungsprüfung oder zur entsprechenden<br />
Fachschule zugelassen wird. Die<br />
Bildungsprämie wiederum unterstützt<br />
vorallem diejenigen, die bislang in erster<br />
Linie aus Kostengründen auf eine Weiterbildung<br />
verzichtet haben, mit Gutscheinen,<br />
die zum Teil direkt für individuelle<br />
berufliche Weiterbildungen eingesetzt<br />
werden können.