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„Er bringt alles durcheinander“, sagte er. „Egal, wo<br />
er hinkommt – kaum ist er da, geht‘s auch schon drunter<br />
und drüber. Jonathan ist das Gegenteil von mir.“<br />
Mein Vater kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Aber<br />
ich mag ihn. Ich kann ihm einfach nicht böse sein.“<br />
Ich hatte schon viel von Jonathan gehört, aber er<br />
war noch nie bei uns gewesen.<br />
„Warum kommt er uns nie besuchen?“, fragte ich.<br />
Mein Vater seufzte. „Er war in den letzten zehn<br />
Jahren genau zweimal da. Bei unserer Hochzeit und<br />
beim Begräbnis meiner Mutter. Da warst du drei<br />
Jahre alt. Du wirst dich wahrscheinlich nicht mehr<br />
daran erinnern.“<br />
Ich nahm das Foto und schaute es noch einmal<br />
genauer an. Mein Onkel Jonathan stand da und sah<br />
mich verschmitzt an.<br />
„Und weshalb kommt er jetzt? Ist irgendetwas<br />
passiert?“<br />
„Er hat Heimweh, hat er am Telefon gesagt. Großes<br />
Heimweh. Er will zwei, drei Monate bleiben.<br />
Dann fährt er wieder.“<br />
Mein Vater schien nicht besonders glücklich zu<br />
sein über das Heimweh seines Bruders.<br />
„Wird er bei uns wohnen?“, fragte ich vorsichtig.<br />
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