Spielspaß '20 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte
Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".
Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".
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CORONA UND DIE FOLGEN
Kein normales Jahr
von Schmidt und Drei Magier, wechselte
zu Ravensburger
1 bei Schmidt heuerte der charismatische
Georg „Schorsch“ Wild an, 17 Jahre
lang Urgestein bei Hans im Glück. Er
nahm seine Lebensgefährtin Jasmin
Weigand gleich mit. Wild kümmert sich
bei den Berlinern um Familien- und
Kennerspiele, Weigand übernimmt die
Verantwortung für Drei Magier
1 zurückgekehrt in seine alte Firma ist
im Sommer Robin de Cleur. Der Presse-Verantwortliche
von Asmodee hatte
ein nicht ganz einjähriges Intermezzo
bei der Brost-Stiftung eingelegt und
war durch Fabian Mauruschat ersetzt
worden
1 schon 2019 zeichneten sich notwendige
Veränderungen bei Heidelbär Games
ab, nachdem sich der Verlag von
Asmodee löste und wieder in die Eigenständigkeit
zurückkehrte. Neuer „Chefredakteur“
ist Matthias Wagner, zuvor
bei Abacus, und das Marketing leitet
Michael Kränzle, zuvor Pegasus
1 ebenfalls noch vor Corona musste
Susanne Heiß die Weichen neu stellen.
22 Jahre lang hatte sie bei Zoch
die PR inne und brachte als Presselady
auch Game Factory mit auf die Beine.
Zoch-Stiefmutter Noris (eigentlich
Simba-Dickie) macht das nun selbst
mit Konzernsprecherin Isabel Weishar
und Marketing-Frau Ronja Zielke.
Bei Game Factory kam dazwischen,
dass Mutter Carletto den Vertrieb der
Ty-Figuren und damit ihren Hauptumsatzträger
verlor, und deshalb kleinere
Brötchen gebacken werden müssen.
Die Heiß-Agenden hat hausintern Rico
Gadola übernommen.
Nun könnte man einwenden: Ist das
alles so wichtig? Schon, auch wenn
Spieler keinen direkten Kontakt mit
diesen Personen haben. Den haben
jedoch a) die Spieleautoren, -grafiker
und -illustratoren und b) die Medienschaffenden
als Multiplikatoren. Jeder
Redakteur hat sein gewichtiges Wort,
welches Spiel ein Verlag überhaupt herausbringt
und setzt es in Folge in Fassung.
Nicht zu unterschätzten ist auch
die Wahrnehmung eines Spieleverlags
und seines Programms. Beides wird
von den Presse- und Marketing-Verantwortlichen,
ihrer Erfahrung, Expertise
und auch Handschrift geprägt. Wie und
über welche Kanäle die Eigenheiten
der Spiele an die potenziellen Käufer
kommuniziert werden und, überhaupt,
am Ende des Tages auf den Spieltisch
kommt, hängt zu einem guten Teil von
diesen Personen ab.
1 Dafür ist Stefan Brück wohl das Extrembeispiel.
Über 20 Jahre lang war
er „Mr. Alea“. Eine One-Man-Show mit
rundum unbestrittener und deshalb
geachteter Kompetenz. Sein Ende Jänner
bekannt gewordener Abgang in diesem
Sommer kam für viele aus heiterem
Himmel. Brück lenkte von seiner
Enklave in Bernau aus jedoch nicht nur
Alea. Weitgehend unbekannt ist, dass
er daneben (und davor) auch viele Spiele
der Muttermarke Ravensburger zur
Markt reife brachte.
Gerüchten zum Trotz: Alea wird von
Ravensburger weitergeführt. Alea steht
nun unter der Ägide von André Maack.
UNTYPISCH. So schnell uns der Covid-19-Erreger
das gewohnte Leben versaut
hat, so schnell vergisst der Mensch
wieder die zahlreichen harten Einschränkungen
der ersten Wochen und
Monate. Heute, Mitte August, spielen
die meisten wieder gemeinsam zuhause
mit Freunden. Der stationäre Handel
hat längst wieder offen und man kann
neue Spiele dort „richtig angreifen“. Die
Deutschen dürfen sich – je nach Verlag
und Laden – über ein paar wenige Prozente
Mehrwertsteuer-Senkung zur
Ankurbelung des Konsums freuen.
Trotzdem soll in Erinnerung gerufen
werden, dass der Spielejahrgang 2020
schwer mit den Vorjahren – und: hoffentlich
auch mit den folgenden! – vergleichbar
bleiben wird.
Neuheiten kommen derzeit unter
weitgehend anderen Gegebenheiten
auf den Markt. Oder anders gesagt: Sie
stoßen weder beim Handel, bei den
Medien, noch bei der Zielgruppe auf
die gleichen Chancen. Jedes Spiel, bei
dem „© 2020“ auf der Schachtel steht,
trägt ein unsichtbares Handicap mit
sich. Die üblichen Wege zum Erfolg waren
über einen längeren Zeitraum oder
sind nach wie vor gesperrt. Mit Abstrichen
gilt das auch für jene Spiele, die im
Herbst 2019 erschienen. Abgesehen davon,
dass einige – jedoch überraschend
wenige – Spiele aus produktions- und
transporttechnischen Gründen (China!)
verspätet erschienen, blieb dem
Guten wie dem Schlechten weniger Gelegenheit,
zu sickern. Spielen bedeutet
nun mal, dass sich mehrere Leute
zusammen an einen Tisch setzen. So
hielt die Jury Spiel des Jahres zwar an
ihrem Zeitplan fest, räumte aber auch
ein, dass aufgrund der eingeschränkten
Möglichkeiten das eine und andere
Spiel nicht in gewohnter Form mit vielen
unterschiedlichen Leuten getestet
werden konnte. Das belegt die (und von
anderen) prämierten Spiele nun keineswegs
mit einem Makel. Es ist jedoch
ein Indiz für die verzerrten „Wettbewerbsbedingungen“,
unter denen sich
die aktuellen Neuheiten behaupten
müssen. Auch spielwiese.at leidet unter
coronabedingtem Rückstau in Testrunden
und damit bei Rezensionen.
Womöglich ist Corona für manches
Spiel auch ein Segen, weil es unter den
genannten Voraussetzungen einen bestimmten
Nerv trifft, sich für digitales
Marketing besonders gut eignet und
mehr Zeit für Aufmerksamkeit gewinnt.
2021 wird es zeigen.
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spielwiese.at Jahrbuch 2020