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Spielspaß '20 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte

Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".

Auf über 100 Seiten Services und Storys über Brett- und Kartenspiele. Zum Beispiel alles über 25 Jahre "Catan" und andere Geburtstagskinder. Corona und die Folgen für Spieler, Veranstalter und Verlage. Und für Schnäppchenjager Hunderte Spiele in der "Roten Liste".

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GEBURTSTAGSKINDER

25 Jahre

tan retteten den Spielebereich von Kosmos nicht

nur vor der Schließung. Die Stuttgarter bewiesen

Gespür und auch den Mut, dem Grundspiel die von

Klaus Teuber ja bereits ersonnenen „Zusatzstoffe“

der Catan’schen Inselwelt nach und nach hinzuzufügen.

Damit war auch das Phänomen der Spieleerweiterungen

in der Welt. Wenn es um solche Zusatzpackungen

geht, reden Spieler oft einfach von

einer „Seefahrererweiterung“. Das war der Name der

ersten substanziellen Erweiterung zu Die Siedler

von Catan und hat sich zu so etwas wie einem generischen

Begriff entwickelt. Auch hierin sieht man

den Einfluss des Spiels, das an der Schwelle zum

Jahr 2000 in einer breit angelegten Abstimmung der

Spielwiese zum „Jahrhundertspiel“ gewählt wurde.

MARKE. Es sollten in rascher Abfolge zahlreiche

Erweiterungen, Szenarien und thematische Ableger

folgen, die die Insel Catan größer und das Spielerlebnis

tiefer machten. Bereits im Herbst 1996 kam auch

Die Siedler von Catan – Das Kartenspiel heraus.

Das Zweipersonenspiel änderte bis heute zwei

Mal den Namen und heißt aktuell Catan – Das Duell.

(siehe Kasten „Eckpunkte“ Seite 58)

Noch eine Erweiterung, noch ein Ableger, das rief

nicht nur Begeisterung hervor. Die Vermutung, der

Verlag habe ihn dazu gedrängt, widerlegt Teuber –

er hatte einfach (noch) zu viele Ideen in petto. Kritiker

monierten, die Fans würden wie eine Zitrone

25

ausgepresst. Dem ist, auch rückblickend, entgegenzuhalten,

was Klaus Teuber zu Recht sinngemäß so

formuliert, dass auf jeden Fall ein klarer, erlebbarer

spielerischer Mehrwert die Investition rechtfertigen

muss.

Jedenfalls stellt sich bei einem derartigen Erfolg

irgendwann die Frage, wie aus verschiedenen

rechtlichen, vertriebspolitischen und marketingtechnischen

Gesichtspunkten damit umgegangen

wird. Heute sind nahezu alle Agenden in einer Catan

GmbH geordnet, die Klaus Teuber 2002 gründete

und in der seine beiden Söhne Benjamin und Guido

sich um Lizenzen und alle anderen geschäftlichen

Belange kümmern. Der internationale Erfolg des

Spiels war einer der ausschlaggebenden Gründe, die

ganzen Übersetzungen wie „The Settlers of …“ oder

„I Coloni di …“ , aber auch die Namen der Spin-offs

wie „Die Fürsten von …“ oder „Die Sternenfahrer von

…“ mit einem Mal zu entschlacken und alles, auch im

Keine gewöhnliche Biografie

Das Buch

Zum runden Geburtstag des Brettspiels hat sich Klaus

Teuber an den Computer gesetzt und den Einfluss

seiner „Siedler von Catan“, eine Allegorie des ursprünglichen

Island, auf sein Leben niedergeschrieben.

Es ist allerdings keine Biografie im üblichen Sinne.

Klaus Teuber ist ein Geschichtenerzähler. Seinen

Spielen liegt immer eine Geschichte zugrunde, zu der

er durch ein Buch oder ein Erlebnis inspiriert

wurde und die er dann mit Spielmaterial

erzählen will. Bei „Mein Weg nach

Catan“ erfindet Teuber diese Geschichte

für sich selbst: Sie handelt von einem imaginären

„Berufswunsch-Geist“, mit dem er

ab dem Alter von sieben Jahre bis – nein,

das verraten wir jetzt nicht – Zwiesprache

hält. Nur so viel: Der Dialog geht nicht

immer von Teuber aus.

Hinter dem Berufswunsch steckt erwartungsgemäß

jener eines Spieleerfinders.

Dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, das

wissen wir. Der Weg dorthin ist Nicht-Insidern

weitgehend unbekannt und alles

andere als linear verlaufen. Soldat, Chemiestudium,

Zahntechniker-Ausbildung,

Mitarbeit im elterlichen Dentallabor, Übernahme

des Betriebs, mehrfache Rückschläge

in einer für die Branche schwierigen

Zeit.

Klaus Teuber holt teilweise weit aus und

manchmal klingt er wie ein Märchenonkel. Das ist

verzeihlich, denn er verzichtete ausdrücklich auf einen

Ghostwriter, ist kein Schriftsteller, und nota bene darf

sein Aufstieg durchaus als märchenhaft bezeichnet

werden. Die Leser erfahren viel darüber, wie Klaus

Teuber ein Spiel entwickelt. Nicht nur was die Entstehungsgeschichte

von Die Siedler von Catan betrifft,

sondern auch von jenen Spielen, die davor waren,

etwa Barbarossa und die Rätselmeister, Adel Verpflichtet

und Drunter & Drüber (alle waren einmal

Spiel des Jahres) und wie sie miteinander zusammenhängen.

Teuber berichtet von den Zufällen, die sein

Leben in völlig neue Bahnen lenkten. Die genauso

entscheidend für den Erfolg waren, wie Freundschaften

mit Weggefährten, von denen mehrere bereits

verstorben sind.

Auch wenn der rote Faden nicht auf jeder Seite

stringent verfolgt wird: Das Buch ist ein Stück Zeitgeschichte

– in dem Sinne, dass es tiefen Einblick

gewährt zu den Hintergründen der Boomjahre des

Gesellschaftsspiels. Und natürlich zur Person Klaus

Teuber. Auch im Buch bleibt er, wie er ist – sympathisch,

bescheiden und geerdet, zielstrebig und

authentisch.

Klaus Teuber: Mein

Weg nach Catan;

Verlag: Langen/Müller,

Kosmos Jänner

2020; 304 Seiten,

gebunden; ISBN:

9783784435473; 20

Euro

spielwiese.at Jahrbuch 2020 57

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